Karneval: Von den eigenen Blogzielen erzählen

Karneval: Von den eigenen Blogzielen erzählen

Weltherrschaft und Hitparaden-Topplatzierungen sind sowas von gestern. Zeitgeistige Medienproduzenten schwingen sich zu Vorpostern Blogistans auf, und jeder hat so seine eigenen Beweggründe: Spaß, Vernetzung, Ruhm, Ehre und Monetäres gehören wohl zu den am häufigsten genannten. Yannick will’s nun genau wissen und fragt in die Runde: Welche dunklen Ziele verfolgt ihr eigentlich mit eurem Weblog?

„Heast, z’wos die gaunze Bloggerei?“ raunzt der gelernte Wiener. Ich dagegen lebe zwar in der Donaumetropole und bin bloß „zuagrasta“ Tiroler, insofern: ich blogge ja eigentlich ausschließlich, um an solchen Blogparaden teilnehmen zu können :-) Aber im Ernst: da ich im Bereich Kommunikations-/Onlineberatung arbeite, hat sich so ein Blog einfach als sehr flexibles, gut geeignetes Medium erwiesen:

A) um die für mich relevantesten der zahlreichen Informationen, die ich mir täglich so einsauge, in strukturierter Form wieder zu geben. Ich habe festgestellt, dass dies durchaus auch dem eigenen Verständnis sehr förderlich ist; vor allem weil die dialogische Möglichkeit, sich in weiterer Folge mit LeserInnen auszutauschen, gleich mit eingebaut ist.
B) Als Testballon/Labor für neue (Werbe)Technologie, Plugins, (journalistische) Darstellungsformen… mein persönlicher php-Bastelkasten.
C) Ich arbeite seit Jahren auch als Journalist und nutze mein Blog zugleich als Artikel-Archiv meiner Veröffentlichungen.

Das trifft’s im Wesentlichen, übergreifende Klammer und Motivation ist allerdings schlichtweg der Spaß an der Freude; und stetig steigende Zugriffszahlen motivieren eben.

Blog-Karneval oder Kettenbrief?

Was soll man sagen – Jimmy rief diese Viral-Tag Aktion ins Leben; sozusagen einen völlig sinnentleerten Karneval, der einzig und allein der Technorati-Linklove dienen sollte. Immerhin gelang es damit dem Initiator, sein Blog auf einen Technorati-Wert von über 500 zu pushen. Irgendwie nicht unwitzige Idee, wär mir aber zu riskant – für Technorati ist’s ganz einfach zu simpel, die ManipulatorInnen auszufiltern.

Jedenfalls machte diese Aktion die Runde, und Yannick bekam bereits den Vorwurf, sein Blogkarneval diene einzig und allein der Steigerung seiner Backlinks. Aber alles der Reihe nach: René von ProBloggerWorld hatte einen Karneval einberufen, und das Deutsche Blogcharts Blog fühlte sich auf den Wertungsschlips getreten:

Ein weiteres Problem, das mir in dieser Woche das Leben erschwert hat, ist eine Kettenbriefaktion. Im Blog „probloggerworld“ wurde eine Aktion gestartet, in der dazu aufgerufen wurde, etwas zum Thema „Wie bist Du zum Bloggen gekommen?“ zu schreiben. So weit, so gut. Das Problem an der Sache: Eine – völlig überflüssige – Teilnahme-Voraussetzung war, einen Blog-Eintrag in sein eigenes Blog zu setzen, in dem alle anderen teilnehmenden Blogs verlinkt werden. […] Automatische Verlinkungen, die durch diese Kettenbrief-Aktion zustande gekommen sind, gehen nicht in die Wertung, sondern werden von mir von der jeweiligen Technorati-„Authority“ abgezogen.

Das kann man so oder so sehen – aber wozu eigentlich einen Karneval veranstalten, wenn ohnehin nicht untereinander verlinkt werden darf? Als nächstes stellen die deutschen Blogcharts dann vielleicht noch eine Kriterienliste auf, á la:

  • Wer verlinkt, darf sich nicht persönlich kennen.
  • Jeder Link muss rein zufällig entstehen.
  • Verlinkende Blogger müssen mindesten 500km voneinander entfernt wohnen usw…

Einerseits versteh ich das Vorgehen, andererseits werden damit zukünftige „Grenzziehungen“ recht beliebig. Sicher handelt sich’s hier um eine „semi-automatische“ Art der Verlinkung; aber jeder Blogger will doch wohl seinen LeserInnen das Gesamtergebnis des Karnevals präsentieren – das würd ich auch dann machen, wenn’s keine Teilnahmebedingung wäre. Der Sichelputzer findet den SEO-Karneval übrigens ebenfalls schändlich, ich kann mich im grosso modo der Meinung von Prinzess.Biz nur anschließen:

Mal im Ernst: Was wäre, wenn die Links mitgezählt würden?
Wer müsste auf seinen Rang in den Blogcharts verzichten?
Wer würde vom Thron gestoßen?
Und welche Konsequenzen hätte das für die gesamtdeutsche Blogosphaere?
…ich versteh die Aufregung nicht wirklich.

Yannicks Blog-Parade läuft in Kürze ab, die TeilnehmerInnen-Zahl ist dennoch bereits beträchtlich; zu den BloggerInnen, die ihre Motive bisher offen gelegt haben, gehören neben vielen anderen Vincent Vallo, das Feelbetter blog, Harald Dvorak, Yoda, Entering Eternity, das Ameisen Blog und die Zentrale der Macht.

Ach ja: ich glaube, dass die BL von der Vernetzung lebt. Und mag solche Aktionen gern. Auch wenn ich dafür auf Lebenszeit aus den deutschen Blogcharts verbannt werde :-) Deswegen liste ich hier gleich mal die teilnehmenden Blogs auf, bei denen ich regelmäßig mitlese.

9 Kommentare
  1. Farlion
    Farlion sagte:

    Es geht doch gar nicht darum, dass die Blogs sich nicht untereinander verlinken dürfen. Es geht doch letztlich darum, dass in diesem Fall quasi eine „Verlinkungspflicht“ bestand.
    Mir persönlich ist es ziemlich egal, ob ich in den DBC stehe oder nicht. Ich war einmal für eine Woche drin, viel gebracht hat es nicht.
    Aber ich kann mir schon vorstellen, dass der ein oder andere sauer wird, wenn er es ohne Stöckchen und tausend Querverlinkungen, alleine durch verlinkte, hochwertige Texte dahin gebracht hat und dann durch so eine Aktion gekickt wird.

  2. ritchie
    ritchie sagte:

    Da stimm ich dir zu… aber wenn man in derartiges Vorgehen in den FAQs dann nur teilweise transparent macht (siehe letzten Punkt über die 140 Extra-Pings), dann kriegen die Charts halt einen sehr geschmäcklerischen Charakter:

    Ich könnte mir vorstellen, dass es in Zukunft recht schwierig wird, zwischen Aktionen mit/ohne Verlinkungspflicht zu entscheiden… so gesehen find ich’s gar nicht ungeschickt, wie auf topblogs.de die Zugriffszahlen heranzuziehen:
    http://www.topblogs.de/index.php?total=787&page=2

  3. Eworker
    Eworker sagte:

    Hm, ich finde es ein bisschen schade, dass es vielen Bloggern offensichtlich nur um Profit und Ruhm geht. Wo bleibt da der Sinn des Bloggens?! Ein Blog ist doch dafür da, um eine Art Online-Tagebuch zu führen und anderen Einblicke in die eigene „Sphere“ zugeben :smile:

  4. ritchie
    ritchie sagte:

    Der Sinn des Bloggens liegt in dem, was jeder draus jemand. Wenn jemand mit reinen Affiliate-Marketing Sites glücklich ist – so be it. Ich kann mir zum Glück ja aussuchen, auf welchen Blogs ich regelmäßig mitlese.

  5. Liliana
    Liliana sagte:

    Ich mach doch da gar nicht mit …. jetzt muss ich aber wohl ;)

    Eigentlich dachte ich, diese Vernetzungen wären das, was den meisten an der deutschen Blogosphäre so fehlt? Warum schimpft man da denn jetzt drauf? Und nach der Erklärung wie Technorati zählt, sollte sowas doch auch egal sein, weil die Links ja auch mal wieder rausfallen – vielleicht manchen nicht schnell genug? Einige behaupten ja zum Verdienen wäre der Alexa Rang wichtig – so wie das manipulierbar ist … dagegen sind so ein paar Links gar nix.

    Das ist mir alles zu komplizert – irgendwo bleibt man immer hängen – da guck ich lieber drauf, dass meine Besucher finden was sie suchen – der Rest ist schmarrn.

  6. Tadeusz Szewczyk
    Tadeusz Szewczyk sagte:

    Ich denke Blogcharts etc. sind Besitzstandswahrer. Die Blogger die seit Jahren oben sind wollen oben bleiben auch wenn Ihre Wichigkeit objektiv schwindet. Die nachkommenden verfügen über bessere Methoden der Vernetzung und das macht den etablierten Angst. Kein Wunder. Es wird aber nichts helfen. Die Neu-Blogger werden die alten überrunden denn sie betreiben das Bloggen nicht als Glaubensbekenntnis sondern pragmatisch und effektiv.

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