Neuer Online-Release von Saul Williams

Neuer Online-Release von Saul Williams

saulwilliamsDer Ivan Rebroff des Poetry Slams veröffentlicht sein neues Album ausschließlich im Internet: als Gratis-Download gab’s The Inevitable Rise And Liberation Of Niggy Tardust in brauchbarer 192kHz Qualität für die ersten 10.000 Downloader, der reguläre Preis (auf Wunsch auch in verlustlosem FLAC) des Albums beträgt gemäßigte 5 Dollar. Walter hat eine sehr lesenswerte Reze über den Longplayer, der unter der musikalischen Ägide von NIN-Mastermind Trent Reznor entstand, geschrieben.

Ich hatte seinerzeit das Vergnügen, mit Saul Williams in Wien über die Veröffentlichung von Amethyst Rockstar (anno domini 2001) zu plaudern – die Audioaufnahme ist leider nicht mal den digitalen Orkus runter geschwommen, sondern ist auf irgendeiner unbeschrifteten Kassette verschollen… Ich hab mir neue Pladde gerade gekauft, Walters Beschreibung klingt ausgesprochen interessant (NIN gefielen mir immer recht gut, aber seit Trent Reznors Solokonzert in Wiesen bin ich ein Fan):

Bevor man sich noch als ebenfalls Angeschossenen erkennen kann fällt auf, dass Mr. Williams ansonsten weite Bögen um Hip-Hop-Beats macht. Ganz im Gegenteil produzierte sein Freund Trent Reznor das Album, daher zementieren die Gitarren und mauern die Synthesizer in bekannter und allerbester Nine Inch Nails-Qualität alles zu was darunter an Harmonie und Groove sich verstecken könnte. Mehr Metall – kein Hang Loose-Feeling. Man ist sogar geneigt zu meinen, Saul Williams „bespricht“ das beste NIN-Album seit „The Downward Spiral“, während Reznor im Nebenraum sie Sache regelt.

Klingt spannend… mehr bei Walter. Die fünf Dollar, einen ausgesprochen fairen Preis für den Direktvertrieb, zahl ich in Zeiten von millionenschweren Dumpfbacken wie 50 Cent sehr gern – Saul ist nicht nur ein lyrischer Großmeister, netterweise verzichtet er bei den angebotenen Downloadformaten auch völlig auf jeden DRM-Blödsinn. Und hier als kleiner Rewind meine seinerzeitige Review von Amethyst Rockstar fürs gap:

Saul Williams: Amethyst Rock Star (Columbia/Sony)

Achtung: Amethyst Rock Star ist kein Hip Hop Album, auch wenn es sich so verkleidet. Amethyst Rockstar ist die erste Major-Manifestation eine Kunstform, die auch in Europa immer stärker Fuß fasst: Slam Poetry.

Slam Poeten sind Menschen, die von der Natur mit besonders flinker Zunge, schneller Kombinationsgabe und einem unfehlbaren Rhythmusgefühlt ausgestattet, diese Talente einsetzen, um die versammelte Zuhörerschaft mit blitzschnell gereimten, extrovertierten Gedichten zu unterhalten. In den USA ziehen Slam-Wettbewerbe hunderte von Besuchern an, einer der „Architekten“ der New Yorker Szene ist besagter Saul Williams.

Der Mann gilt seit Jahren als einer begabtesten Vertreter der Slam Poetry und nicht zuletzt dank des Kinofilms „Slam“ erlangte er weltweite Bekanntheit. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum ein Poet eine CD veröffentlicht, anstatt ein Buch zu schreiben. Einerseits sei an heimische Dichter wie Gerd Rühm oder H.C. Artmann erinnert, denen die akustische Darbringung ihrer Gedichte ebenso stark am Herzen lag wie den Slam Poets, andererseits besteht naturgemäß zwischen der Hip Hop Community und den Slam-Poeten ein inniges Verhältnis. Dementsprechend groß ist das Repertoire an musikalischen Helfern, die dem Ruf des Dichters folgten.

Und obwohl Großmeister wie Krust herbeieilten und Rick Rubin produzierte, steht die einprägsam gereimte, reduktionistische Poesie des Protagonisten zu jedem Zeitpunkt unbestritten im Vordergrund. Die Samples, Scratches, Beats und Gitarren umrahmen und legen das Fundament, auf dem Williams seine verbalen Skizzen entwirft. Beides zusammen ergibt eine der spannendsten Platten des Jahres, und eine, die sich zur Abwechslung mal wirklich der Einordnung in jegliches Genre entzieht, Word Up!

0 Kommentare
    • Georgie
      Georgie sagte:

      War das nicht aus Saul Williams, der damals den Soundtrack zu diesem New-York Movie über die Wordrap-Szene gemacht hat? Hieß der nicht Word Up oder so? Glaub mich zu erinnern, da mal den Soundtrack besessen zu haben, aber den Film hab ich nie gesehen.

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