Almcamp 2010: Fotos, Fazit und die Barcamp-Zukunft

Almcamp 09 – der erste Tag

Seit heute Morgen ist die Mannschaft der HMS Leonhard Hütte komplett – pünktlich um 10:00 Uhr eröffnete Captain Achim die illustre Runde mit einer Metadiskussion über die An-und-für-Sichs des Formats Barcamp. Die vergangen Stunden flogen in üblicher Barcamp-Lichtgeschwindigkeit vorüber, und das lag nicht zuletzt am recht hohen Level der Sessions; für mich ist das Almcamp 09 jedenfalls schon zur Halbzeit *das* Veranstaltungshighlight des Jahres.

Weiter ging es vormittags mit einer von mir angestoßenen Diskussion über Twitter-Anwendungs-Szenarien, anschließend präsentierte Achim seine neuesten SoIsses-Streich: eine customized Landing Page für Facebook Fan Pages, sprich: wer noch nicht Fan ist und auf die Page gelangt, sieht eine alternative Startseite. Die darf zwar nur statische bzw. FBML-Inhalte enthalten, ist ansonsten aber frei gestaltbar – das Ergebnis sieht dann zum Beispiel so aus. Sehr spannende Möglichkeit, wenn FB nicht die primär-Destination darstellt, sondern man die User lieber auf die eigene Domain ziehen möchte und wohl einiges der wenigen Schlupflöcher aus dem „walled garden“ ins Freie; ich werd meine datenschmutz-Landing Page jedenfallls gleich am Montag umgestalten.

In der folgenden Session demonstrierte Peter Höflehner den Status Quo mobiler Augmented Reality Systeme: dabei werden beispielsweise Fotos oder Videos mit zusätzlich Informationslayer überlagert – sozusagen die Verwandlung des Mobiltelefons in den altbekannten Star Trek Tricorder. Georg Holzer sprach über die Veränderung der Fotografie durch zusätzliche Kamerasensoren: aus der Kombination von GPS-Daten und Raumlage der Kamera könnten beispielsweise ganz neue „Panorama-Techniken“ entstehen.

Sehr intensiv gestaltete sich die von Achim angeregte „Skittles/Oberstaufen“ Sessions. Reine Aggregations-Portale, die ohne eigene Inhalte lediglich Social Web Content zu einem bestimmen Schlagwort (siehe oberstaufen-plus.de) aggregieren, sind definitiv nicht der Weisheit letzter Schluss, aber eine sinnvolle Erweiterung bestehender Homepages. Mit ReTweet-Automatiken sollte man im Übrigen äußerst vorsichtig sein – nicht nur, dass mein „Skittles AND Oberstaufen gives you AIDS“ Tweet sofort auf der Seite auftauche, die braven Oberstaufener Social Marketer haben ihn sogar re-tweetet – danke! :mrgreen:

Zum Thema Aggregation hier ein Plugin, das sich auf datenschmutz und datadirt.net bewährt hat: Self-hosted WordPress Nutzer richten ihren Lifestreams übrigens sehr komfortabel mit WP-Lifestream ein.

Völlig neu war für mich Benjamins Vorstellung von CouchDB – dabei handelt es sich keineswegs um ein Couch-Surfing Portal, sondern um einen dokumenten-orientierte (im Gegensatz zu einer relationalen) Datenbank, die vollkommen auf Schemata komplett verzichtet. Auf großes Interesse stießen auch die gar nicht so neuen, aber endlich implementierten Feed-Realtime-Technologien PubsubHubbub (für Atom) und RSSCloud (für RSS): hier schlummert massives Potential für distribuierte Realtime-Systeme á la Google Wave. Einen gemütlichen Hands-On Ausklang fand der ersten Tag mit den Foto-Sessions: Werner Ranner erklärte Digi-Foto Basics, und Karola Riegler wies den Weg zum perfekten Portrait-Foto. Und jetzt gibt’s dann gleich Abendessen.

Vorläufiges Fazit: rund 50 Barcamper, circa 30 Kühe, genau 3 Ziegen, geschätzte 150 Schafe (heute war Almabtrieb), mehrere tausend Höhenmeter mit dem Auto und per pedes – und seit längerem endlich wieder mal ein Barcamp, dass meiner Meinung nach für Einsteiger *und* Pros viel zu bieten hat. Almcamp for the win! Ich freu mich schon auf Tag 2.

Kommt er oder kommt der nicht?

Ein Stein des Anstoßes: die üblichen Last-Minute Absagen, die auf einem (im Übrigen perfekt organisierten) Barcamp auf einer Almhütte mit begrenzten Schlafplätzen natürlich stärker ins Gewicht fallen als etwa bei einem Wiener Corporate-Barcamp. Achim (Almstudio.at, Monika und Lexxi (Lexi.at haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um uns hier auf 1.600 Metern jeden erdenklichen Geek-Komfort zu bieten – von der 8Mbit Funk-Richtstrecke bis zur hervorragenden Gratis-Verpflegung.

Last Minute Absagen sind den Veranstaltern einer Camp-Veranstaltung gegenüber schlichtweg respektlos. Ganz besonders dann, wenn die Entschuldigung „Zeitnot“ lautet und die betreffende Person sich am selben Wochenende für ein anderes Camp anmeldet… you know who you are. Camp-Konferenzen funktionieren auf Dauer nur dann, wenn jeder Teilnehmer selbst bereit ist, Verantwortung fürs Gelingen zu übernehmen. Kleiner Tipp: Wiki-Anmeldelisten sind nicht in Stein gemeißelt, man kann sich auch wieder austragen. Und zwar nicht nachträglich.

0 Kommentare
  1. Christian
    Christian sagte:

    Das WP-Lifestream Plugin ist ne coole Sache, ansonsten macht das Almcamp 09 einen sehr spannenden Eindrock. Gibt es schon Termine für das nächste Jahr?
    Ingesamt klingt das alles etwas nach den CCC Camps im Sommer in Berlin, nur in 1600 Metern Höhe und etwas kleiner.

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