Pixelpipe iPhone App

Pixelpipe: Raus aus dem iStore!

Wer nicht nach Apples Regeln spielt, fliegt raus aus dem iStore. So erging es letzte Woche der beliebten Pixelpipe-Applikation: die Programmierer hatten es doch tatsächlich gewagt, den Inhalt des DCIM-Ordners zu scannen, um Anwendern zu ermöglichen, multiple Fotos auszuwählen. Obwohl in diesem Folder die Kamerabilder liegen, erlaubt Apple den Zugriff darauf aber lediglich über die offizielle API. Skurril, aber wahr: die Software flog nach Beschwerde von dritter Seite aus dem Shop.

Pixelpipe iPhone AppDie Zeit, in der Apple den Markt zeitgeistiger Touchscreen-Telefone als Monopolist beackern durfte, ist vorbei: Google konnte in kürzester Zeit tausende Developper für das Android-OS gewinnen, Nokia versucht den OVI Store in die Gänge zu bringen und Microsoft will später in diesem Jahr mit dem Windows Phone im Marktsegment mitmischen. Solange Steve Jobs als Monopolist die Spielregeln diktieren konnte, blieb Entwicklern gar nichts anderes übrig, als sich der strengen, zentralistischen Policy zu unterwerfen: einerseits dürfen Applikationen einzig und allein über den iStore vertrieben werden, andererseits schränkt das iPhone-Betriebssystem Entwickler in funktioneller Hinsicht sehr stark ein und erlaubt nur teilweisen Zugriff auf die diversen Subsysteme. So ist beispielsweise kein direkter Zugriff auf SMS-Nachrichten möglich, Dritt-Applikationen müssen sich auf den Notification-Dienst beschränken.

Und wer trotzdem kreativ wird, fliegt raus: so erging es letzte Woche der beliebten Pixelpipe-Applikation: die Software sorgt dafür, dass Fotos und Videos auch mobil mit wenigen Klicks über diverse Seiten verteilt werden können. Doch damit ist nun vorerst Schluss, wie pixelbrett am Company Blog berichtet:

After over a year in the iPhone App Store and a half dozen separate approved submissions, Apple has unfortunately decided to remove our application from the store. While I admit we were cutting some corners to provide functionality outside the API we were not using any private APIs & just being creative with-in the bounds of the of the public media directory.
What were we doing wrong? Simply scanning the contents of the DCIM directory to create a list of the photos & video. This provided our users with the capability to quickly multi-select any media from their photo gallery for upload instead of the one at a time functionality provided with-in the official API.

Initiativ wurde interessanterweise nicht Apple selbst – ein anderer Entwickler hatte sich über den „Regelverstoß“ beschwert, sozusagen ein iStore Blockwart. Brett schreibt zwar, dass Apple sich durchwegs fair verhalten habe und Pixelpipe eine Woche Zeit zubilligte. Allerding sind die nötigen Änderungen so umfangreich, dass es noch ein Weilchen dauern wird, bis die neue App zur Verfügung steht.

Angesichts dieses vom Kontrollwahn beseelten Geschäftsmodells verwundert die rasch anwachsende Popularität Androids nicht. Auch Microsoft stellt umfangreiche Entwicklertools zur Verfügung und versucht Developper zu ermutigen, Hard- und Software auszureizen. Apple geht den umgekehrten Weg und zwängt seine Partner in ein enges Korsett, das Innovation verhindert, anstatt sie zu fördern. Ich bin gespannt, ob ein sich rasch wandelnder Markt den Ex-Monopolisten zu einer Neuorientierung zwingt; was glauben Sie?

0 Kommentare
  1. ManniAT
    ManniAT sagte:

    Jo,

    der app store ist anders.
    Als wir http://itunes.apple.com/de/app/sticker/id362074105?mt=8 submitted haben war das (simple) Ding den reviewern offenbar zu komplex.
    Rejected – „pleas provide a video shwoing all functions“.
    Dann haben wir halt http://www.youtube.com/watch?v=t9BqQLhSS-M gebastelt, wurden auf „delayed“ gesetzt und eine Woche später freigegeben.

    Wir kommen eigentlich von der Win-Mobile Schiene und sind wegen dem „Marketing Modell“ zu iPhone gewechselt.
    Manches ist verständlich – manches nicht.

    So soll (muss) man z.B. auf die „Sound Einstellungen“ des Benutzers Rücksicht nehmen. Andererseit gibt es keine (offizielle) Funktion diese abzufragen. Auf Anfrage beim Support kam ein „benutzen Sie die XXX Funktionen…diese nehmen automatisch auf die Einstellungen Rücksicht…“
    Schön und gut, nur leider bringen diese Funtionen Probleme mit iTunes während „die anderen“ einen simultanen Betrieb erlauben.
    Wir haben uns halt „irgendwie“ aus der Patsche geholfen – aber es ist nicht immer lustig.

    Positve Anmerkungen:
    Bilder (Screenshots) hochladen hatte Bug – Support call – 2 Stunden später behoben.
    Submitted App zeigte (im Portal) nur iPhone statt (richtigerweise) iPhone + iPod Touch – Support call – „sorry…we will change…meanwhile simple ask us…your app will be for both in the app store…“ – und ne Woche später „…we changed now…“

    Conclusio:
    Die Leute dort scheinen durchwegs nett und hilfsbereit. Die Regeln sind – gewöhnungsbedürftig.

  2. ManniAT
    ManniAT sagte:

    Zur konkreten Frage: unser „Hauptproblem“ mit dem iPhone ist die mangelnde Multitasking Fähigkeit. Als „win mobiler“ waren wir das einfach gewohnt. Anwendungen wie z.B. wären prädistiniert für einen Hintergrundbetrieb.
    Und unsere Hoffnung, dass Win Mobile 7 hier Abhilfe verschafft wurden leider enttäuscht.
    Statt einen ordentlichen Scheduler zu entwickeln, der Probleme mit „bösen Hintergrundapps“ vermeidet machen sie den Schmarn „nix Multi“ vom iPhone nach.
    Apple hingegen läßt verlauten, dass mit iPhone 4 Multitasking kommt.

    Clipboard gibts bei Win Mobile 7 auch keines mehr. Anbei eine Funktionalität, die Apple extra nachgebessert hat, weil man sie einfach braucht.

    Innovation wird verhindert? Das würde ich nicht so pauschal sehen. Nur weil es gewisse (zugegebenermassen enge) Regeln gibt verbietet das nicht, dass man eine innovative Anwendung schreibt. Innovation definiert sich ja nicht zwingend über „private API use“ oder so.
    Und leider kenne ich (aus Win Mobile Zeiten) auch den umgekehrten Fall. Da kriegt man 100erte Support calls – „your app responds extremely slow…“ und nach längerem hin und her findet man heraus, dass alle betroffenen das Programm XXX installiert haben.
    Man kauft sich das Ding und stellt fest, dass es Systemresourcen blockiert wodurch unsere (brave) Anwendung kaum Zugriff auf selbige erhält.
    Und solche Kandidaten gabe es mehrfach; ein paar haben echt „Berühmtheit“ erlangt. Man fand sie in allen möglichen Support Foren „…if you use XXX problems may…“.
    Bei Apple wäre so ein Ding rausgeflogen – bei Windows Mobile musste man (sowohl als Entwickler, als auch als Enduser) mit dem Zeug leben.

    Und was den Blockwart betrifft – traurig aber leider irgendwie verständlich. Das ist klar eine (zu erwartende) negative Auswirkung von strengen Regeln.
    Ich hasse solches Verhalten und verzichte daher aus rein moralischen (persönlich ethischen) Motiven auf Beschwerden.
    Aber ich muss zugeben, dass es schon ärgerlich ist, wenn Apple eine App (unseren Sticker http://itunes.apple.com/de/app/sticker/id362074105?mt=8) rejected, weil wir in den (unsichtbaren) Keywords „Soccer WC 2…“ verwendet haben.
    Andere Apps hingegen schreiben in der (sichtbaren) Beschreibung genau diese (von der FIFA geschützten) Worte (Wortfolgen) hinein und sind im app store damit präsent.
    Da juckt der Beschwerdefinger dann schon :)

    Und final (ist ja doch schon etwas mehr geworden):
    Die Sache mit Pixelpipe ist bitter. Weil „private API use“ (wie immer das definiert sein möge) sollte doch etwas differenziert betrachtet werden.
    Verwendet der Entwickler da was, das „Schaden“ macht / machen könnte, oder bemüht er sich nur „fehlende Funktionalität“ mit harmlosen Mitteln zu umgehen.

    Doch bei der Masse an apps, die laufen reviewd werden müssen gibt es wohl nur „hop oder top“ – da bleibt keine Zeit für Objektivität.
    Sonst wäre die einzige Reaktion gewesen zu sagen: jo stimmt, aber das ist nicht unvernünftig – wir erklären die Verwendung der Verzeichnissuche ab jetzt als erlaubt.

    lg
    Manfred

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Hi Manni, danke für den ausführlichen Kommentar! Mit den Vor- und Nachteilend der zentralisierten Zulassung hast du natürlich recht. Dass MS mit dem Windows Phone den selben Fehler wieder begehen muss und Copy-Paste/Multitasking kübelt, werd ich ja nie verstehen.

  3. Georg
    Georg sagte:

    Zu glauben, dass Microsofts App Store komplett offen sein wird und die Entwickler die Hard- und Software voll ausreizen dürfen, ist naiv. Auch dort geht es restriktiv zu und es gibt Ablehnungen. Auch für im Store für Windows Mobile 6.5.x
    Bei Windows Phone 7 wird man am Anfang erst reczht streng sein, um die Experience für den Comsumer so angenehm wie möglich zu machen.
    Von Extremfällen abgesehen, sind die Restriktionen durchaus im Sinne der Nutzer, weil sie die Qualität hoch halten.

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Das kannst überhaupt nicht vergleichen… die können in ihrem Store machen, was sie wollen; es gibt bei Win 6.5 ja nicht *einen* zentralsierten Store, und beim Windows Phone wohl auch nicht! Du kannst aber nicht einfach einen Alternativen iPhone Store aufsperren, das ist schon ein ziemlicher Unterschied.

  4. lexxi
    lexxi sagte:

    ich glaube dass das Problem nicht unbedingt die Restriktionen sind, sollten sie begründet sein. Wenn es Probleme mit Apps gibt und diese werden erkannt, nur gut.
    Das Problem für viele ist aber einfach die Undurchsichtigkeit der Ablehnungen. Ich glaube es wird mit zweierlei Maß gemessen (oder auch mehr :-) )
    /alex

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Ja, bei Android wird auch alles zentral über den Marketplace vertrieben; momentan ist die Situation hier auch deshalb unübersichtlich, weil nicht jedes Handy alle Apps zu „sehen“ bekommt im Store; in der letzten c’t gab’s einen ausführlichen Artikel drüber: wenn gewisse Anforderugen nicht erfüllt werden (z.B. Screenauflösung), ist die betreffende App nicht als „inkompatibel“, sondern gar nicht gelistet.

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