Retten wir das Internet! – Ein offener Brief zur Netzneutralität
Was digitale Bürgerrechts- und Datenschutzorganisationen oder Netzaktivisten wie Sascha Lobo seit Jahren predigen, wird immer akuter, denn die Freiheit des Internet war noch nie so bedroht wie 2015. Aus diesem Anlass hat eine Koalition aus verschiedenen Organisationen alle Repräsentanten der EU-Staaten im Ministerrat in einem offenen Brief aufgefordert, für starke Regelungen zum Schutz der sogenannten „Netzneutralität“ einzutreten.
Wir stehen tatsächlich an einem entscheidenden Wendepunkt, und müssen *jetzt* die Weichen stellen. Soll dieses wunderbare Netz mit all seinen Möglichkeiten und Potentialen eine gigantische Überwachungs- und Konzernmaschine werden, die wirtschaftliche und autoritäre Interessen weit höher bewertet als Informationsfreiheit und Demokratie?
Was ist Netzneutralität?
Netzneutralität bedeutet, sämtliche Daten (providerseitig) „gleich“ zu behandeln. Wer für einen Internetanschluss bezahlt, kann in gleicher Geschwindigkeit (ob die nun hoch oder niedrig ist) auf sämtliche (legalen) Webseiten zugreifen. Dasselbe gilt für Produzenten (also die Betreiber von Webseiten), denn derzeit dürfen Provider einzelne Anbieter nicht bevorzugen respektive nachteilig behandeln.
Wer kann bitte etwas gegen Netzneutralität haben?
In erster Linie Provider, in zweiter Linie die großen Fische am Content-Markt. Erstere hätten neben ihren Kundeneinkünften nämlich zu gerne ein wenig Körberlgeld von Unternehmen, da diese laut Provider-Argumentation ja schließlich von der hauseigenen Infrastruktur profitieren. Wenn also ein Messaging-Dienst wie WhatsApp den Providern ihre SMS-Gebühren abgräbt oder mobile Multiplayer-Games ihre Daten durch die Leitungen schicken, dann sollen sie gefälligst eine Mautgebühr an die Betreiber der digitalen Highways zahlen, lautet ihre Forderung.
Zweitere sind potentiell daran interessiert, nicht gleich, sondern etwas gleicher behandelt zu werden. Wenn die Clips des einen Videoportals schneller durch die Leitung flutschen als die des anderen, ergeben sich nämlich beträchtliche Wettbewerbsvorteile.
Die Begehrlichkeiten sind also relativ klar, doch aus Kundensicht stellt sich die Sache durchwegs unerfreulich dar. Denn die Abschaffung der Netzneutralität würde Innovation hemmen und die grandiose Vielfalt des Netzes, wie wir es derzeit kennen, enorm einschränken. Dieses Video von Uebermorgen.tv erklärt die potentiellen Folgen eines nicht neutralen Netzes recht anschaulich:
Ich bin durch Markus‘ Netzpolitik-Beitrag auf den offenen Brief gestoßen, das Original findet man auf EDRi.org – European Digital Rights.
Da es sich um ein recht komplexes Thema handelt und der Text einige Fachbegriffe enthält, habe ich mir erlaubt, eine deutsche Übersetzung anzufertigen. Meinen Teil zur Bewahrung der Netzneutralität beizutragen, ist schließlich ein essentieller Teil der CSR-Strategie von pettauer.net Consulting. Sollten jemandem Ungenauigkeiten oder Fehler in der Übersetzung auffallen, bin ich für Hinweise natürlich dankbar!
Netzneutralität ist super-wichtig: Bitte weitersagen!
Von Jahr zu Jahr ist das Internet immer stärker in allen gesellschaftlichen Bereichen verankert. Die technische Entwicklung schreitet so schnell voran, dass wir *jetzt* etwas bewegen müssen – und das wir nur funktionieren, wenn es gelingt, auf breiter Basis Verständnis für die Bedeutung der Netzneutralität zu wecken. Informieren Sie Ihren Bekanntenkreis und greifen Sie ruhig zu drastischen Formulierungen wie: „Du surfst doch gern im Internet, oder? Wenn die EU die Netzneutralität abschafft, dann spielt’s das bald nicht mehr so wie gewohnt!“ Sollen Sie von Ihrem Gegenüber verständnislose Blicken ernten, dann erklären Sie bitte den Ernst der Lage. Es wär wirklich wichtig!
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