Die Kolumne #49 (August 2003)

Die Kolumne #49 (August 2003)

Tacit, Leser – schon wieder ein Facit! Oder: „Wie kriegst du Sperma wieder aus Nylonstrümpfen raus?“

Zwei Themen, die angeschnittten werden müssen: die World Rülps Foundation, Flash Mobs, das Dilemma der SPÖ, Trunksucht unter Jugendlichen. Die aufgezählten mögen wirken wie vier Themen, allein, wir fassen aus Platzgründen jeweils zwei und zwei zusammen und verdichten sie dann alle in einer Kolumne. Wie ein 4-in-2-in-1-Auspuff, zu finden an so manchem Motorrad. So einer, den Tuningfreaks gern gegen sportlichere Teile – „Host scho mein neichn Reh-Mus-Sportauspuff gsegn?“ – austauschen. Kein Wunder, dass da bei einem eventuellen Zusammenstoß von einem Wildtier nur Brei überbleibt. Ähnlich verhält es sich mit dieser Kolumne: In freier Wildbahn bliebe bei einem Zusammenstoß mit einem Leser bloß ein Mus übrig. Hier dagegen, in den proporzgeschützten Werkstätten, dieser „Trutzburg bolschewistischer Umtriebe“, wie gemäßigte Teile der ÖVP unsere Redaktion immer gerne kosenamieren, gedeiht sie prächtig. Daher an dieser Stelle für dich, Leser, auch bloß die Papierversion dieser Kolumne, denn das Multimediazeitalter mögen andere einleiten! Und los geht’s.

Die World Rülps Foundation wirbt auf ihrer noch zu programmierenden Website dafür, dass als Zeichen internationaler Völkerverständigung die jeweilige Bezeichnung für „Rülpser, rülpsen“ in der betreffenden Sprache stets durch einen tatsächlichen Rülpser ersetzt wird. Die Philosophie jubelt („Weg von den artifiziellen Codes und wieder näher an das Eigentliche“), die Theologie diskutiert („Wieviele Rüpel passen auf die Spitze eines 12er Stifts?“), und die professionellen Adabeis fürchten um die Wahrung gesellschaftlicher Standards. Ich dagegen unterstütze diese von mir erdachte Petition, ist sie doch nichts weiter als die logische Reaktion des genervten Pöbels auf die Schizophrenie unserer Gesellschaft: Da werden einer/einem während der wärmeren Tage laufend Sprudelwässer eingegossen (Römer-Cola-Quelle, Bierchen, Champagner, moussierende Trüffelsüppchen …), und dann heißt’s: zum Rülpsen in den Erbsenbeinturm – so nicht, nicht mit mir!

Ganz anders gelagert wiederum die Probleme der SPÖ: Wie ein Flash Mob erscheinen dieser Tage die Sozialisten. Ab und an tauchen ein paar irgendwo auf, gehen einer kurzen Weile lang irgendeiner Anweisung folgend sinnlosen Tätigkeiten nach und zerstreuen sich dann wieder. Dabei sind charismatische Leitfiguren samt ihren Webseiten gänzlich out, dennoch verzeichnet die SJ selbst in the face of adversary wenig Zulauf. Daran kann nur der Alkoholismus unter Jugendlichen schuld sein!

Wirklich nachdenklich allerdings machen den aufgeklärten Konsumenten Produktqualitätssegmente, am Beispiel Billa etwa: Zum Beispiel werden „biologische“ (sic!) Gemüse ohne besonders schädliche Dünger, Spritzmittel etc. aufgezogen, die Käsesorten enthalten nur Käse, bei der Wurst spart ihr Erschaffer mit Natriumnitrit und -trat und so weiter. Was sagt uns das über die „normalen“ Produkte? Dass die sowieso alle völlig chemieverseucht sind, weil man sonst für nicht extra-schädliche Produkte ja keinen Aufpreis bezahlen müsste? Und was erst lernen wir daraus über sämtliche Billigpreislinien? Clever? Ja natürlich, alles nur Marketing! Denn zumindest einen Bauernhof, von dem laut Aufdruck meine steirischen Bio-Eier stammen sollten, gibt es nachweislich seit einigen Jahren nicht mehr.

Da verhält es sich so ähnlich wie bei den Bialetti-Aluminium-Espressokochern, wo der Beipackzettel darüber informiert, dass dieses Geschirr aus speisefreundlichem, ergo nicht speziell giftigem Alu hergestellt ist. Immer gut zu wissen, so was.

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