Gastbeitrag für die ÖW: Tourismusmarketing im Web 2.0

Gastbeitrag für die ÖW: Tourismusmarketing im Web 2.0

Diesen Text habe ich auf Einladung von Christian Lendl für die zweite Auflage des „Social Web Wegweiser“ geschrieben. Die Österreich Werbung will mit diesem Printprodukt Touristikern die Möglichkeiten des Social Web nahe bringen. Die erste Auflage ist vergriffen, mein Beitrag erscheint gemeinsam mit Gastkommentaren verschiedener Experten im Sommer in der „Reloaded“ Version.

Der Durchlauferhitzer der Eigenpropaganda läuft auf Hochtouren: selbst der best-isolierte Marketing-Direktor kann sich dieser Tage vor der Information, dass man „im Social Web was tun müsse“ kaum verschließen. Natürlich verstehen es Online-Berater und Marketing-Gurus besser als alle anderen, ihre eigenen Leistungen online lautstark anzupreisen, dabei eignet sich bei weitem nicht jedes Social Media Service für jedes Produkt. Tourismus allerdings ist ein hochgradig emotional besetztes Feld, ein Thema, über das Kunden freiwillig gerne und ausführlich diskutieren – und diese Tatsache ist die beste Grundlage für Social Marketing Kampagnen, die man sich wünschen kann.

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Im Web 2.0 dreht sich alles um den Dialog, darum, das Feedback der eigenen Kunden erst zu nehmen. Urlaub, Freizeitgestaltung, Reisen muss niemand zu einem Thema machen, entscheidend ist im ersten Schritt vielmehr ein sorgfältig geplantes Monitoring-Setup. In den letzten zwei Jahren hat sich das Internet dank des durchschlagenden Erfolgs zu einem Echtzeitmedium gewandelt: Facebook-Chat, Twitter, FlickR, Youtube – User konsumieren Information und kommunizieren in Echtzeit. Neue Tools ermöglichen mit wenig Aufwand ein vor wenigen Jahren noch undenkbares Echtzeit Monitoring, das die Grundlage für die ersten Regel des Social Marketing darstellt: Reaktion statt Aktion. Das Push-Marketing Paradigma hat ausgedient: Online-Marketing wandelt sich zum langfristigen Beziehungs-Management.

Interesse als Key-Driver

Seth Godin, einer der meistbeachteten Social Marketing Experten der Gegenwart, spricht in seinem paradigmatischen Buch „Tribes“ von einem tiefgreifenden Wandel: noch nie sei es für Individuen so einfach gewesen, Gleichgesinnte zu finden: „Heretics are the new leaders. The ones who challenge the status quo, who get out in front of their tribes, who create movements.“ Der Erfolg einer Kampagne hängt plötzlich nicht mehr linear vom Anzeigen-Ankaufsbudget ab: wem es gelingt, seine Kunden zu aktivieren zu Kommunikatoren, zu Prosumern zu machen, hält einen Hebel in der Hand, der mit noch so vielen Fernsehspots und Anzeigen nicht zu toppen ist. Glaubwürdigkeit, Vertrauen und letztendlich Begeisterung resultieren nicht aus punktuellen Aktionen, sondern sind das Ergebnis einer langfristigen Beziehung. Und hier stößt die Delegations-Strategie an ihre Grenzen, denn Social Marketing lässt sich nicht wie klassische Werbung an Agenturen auslagern. Wer sich und sein Produkt erfolgreich repräsentieren möchte, muss das Medium kennen lernen und die eigenen Mitarbeiter zu Kommunikatoren machen, denn Social Marketing bedeutet Dialog.

Die ganze Wahrheit über Suchmaschinenoptimierung

Die Zeit, in der SEO vor allem durch (mittlerweile gestopfte) Lücken in Googles Algorithmus eine High-Impact Geheimwissenschaft darstellte, sind längst vorbei. Jeder Auftraggeber sollte in seinen Agenturvertrag valide xhtml-Seiten einfordern (leicht selbst zu überprüfen mit dem HTML-Validator des W3 Konsortiums, http://validator.w3.org http://validator.w3.org) – damit ist ein beträchtlicher Teil der Arbeit bereits getan. Ich treffe immer wieder auf Kunden, die mich für SEO-Jobs beauftragen wollen, um beim ersten Blick auf die Homepage festzustellen, dass nach der raschen Beseitigung einiger gravierender Mängel die Arbeit getan ist. Eine solche Onsite-Analyse stellt die Grundlage jeder SEO-Tätigkeit dar: entspricht die Homepage gängigen Standards, kommt es für die Positionierung einzig und allein auf den Linkaufbau an, und hier gilt das simple Motto. „Qualität vor Quantität“. Aus Kunden- und Auftragnehmer Sicht ist dabei eine transparente Geschäftsbeziehung, lückenlose Dokumentation und genaue Kenntnis des Geschäftsfeldes auf beiden und für beide Seiten erforderlich. Kurz gesagt: wenn Ihr SEO-Berater Ihnen nicht erklären kann, was genau er eigentlich tut, dann sollten Sie schleunigst die Agentur wechseln.

Enabling und Kundenbindung

Die nachhaltigste Form des Social Marketing stellt die vertikale Einbindung aller relevanten Unternehmensbereiche dar. Die im Web geforderte Offenheit und Transparenz stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen – nicht in erster Linie technischer Hinsicht, sondern in Bezug auf die Wissensvermittlung und die Einbindung aller Mitarbeiter. Wer im Web der Zukunft mitspielen möchte, wird gut beraten sein, sein Marketing-Budget in Schulungs- und Fortbildungsmaßnahmen statt Bannerschaltungen zu investieren.

5 Kommentare
  1. Thomas D.
    Thomas D. sagte:

    sehr kühne behauptung: „entspricht die Homepage gängigen Standards, kommt es für die Positionierung einzig und allein auf den Linkaufbau an“ – da ich dir nicht das gegenteil beweisen kann würd mich dein „beweis“ interessieren oder du musst mir mal die gängigen Standards näher erläutern

    • ritchie
      ritchie sagte:

      Yo Tom, grob gesagt – die Reihenfolge impliziert keine Wertung: valides xhtml, performante Page, 99,9% uptime, dynamische Sitemap, vollständige Metatags, sinnvolle Einbindung von Microformats, sinnvolles site-internes Crosslinking, internal PR Shaping, optimierte nice-URLs, fertig. Hab noch keine größere österr. Seite gesehen, bei der auch nur 50% der Faktoren optimiert gewesen wären – das kann man alles locker innerhalb maximal einer Woche umsetzen und je nachdem, wie schlimm’s vorher war, hat man steady x-mal mehr Traffic. Aber es ist ein langweiliger und nicht adäquat bezahlter Job… die meisten achten zu sehr auf Linkbuilding, aber das ist eben erst der zweite Schritt. Und da reicht übrigens in .at auch erschreckend wenig (ist halt ein kleines Land und ein kleiner Index).

  2. Moritz
    Moritz sagte:

    Ich kenn das auch aus der beruflichen Perspektive. Wenn sich die Firmen nur ein wenig Mühe zumindest mit Seitentiteln und URLs geben würden, würde es sehr sehr viele Verschiebungen in den jetzigen Google Platzierungen geben. Und dafür braucht man weder mehr Zeit noch einen Consultant. Einfaches logisches Denken hilft. Aber das ist leider nicht immer vorhanden…

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