Lachsfieber

ARD-Doku: Lust auf Lachs?

Dass industrielle Tierzucht zu Wasser wie zu Lande Ökosysteme zerstört (und zwar „nachhaltig“), dürfte mittlerweile ins Mainstream-Bewusstsein vorgedrungen sein. Was macht also der mündige Konsument? Er achtet auf Gütesiegel, ist bereit, für Delphin-freundlich gefangenen Thunfisch tiefer ins Börsel zu greifen und muss sich dabei, weil die wenigsten die Zeit haben, selbst am Fischerboot mitzufahren, im Großen und Ganzen auf diverse Qualitäts- und Gütesiegel verlassen.

Lachsfieber

Die Doku „Lachsfieber“, kürzlich auf ARD ausgestrahlt, beschäftigt sich mit dem Lachsimperium des „Großen Wolfs“ John Fredriksen. Der Reeder und Besitzer von Marine Harvest (deren Logo hab ich schon des öfteren auf Tiefkühl-Lachs-Packungen gesehen) ist einer der reichsten Menschen der Welt und unglaublich kamerascheu. Die WDR-Reporter Wilfried Huismann und Arno Schumann haben 12 Monate lang hinter die Kulissen dieses fischigen Imperiums geblickt – und was sie dabei vorgefunden haben, lässt den Lachs auch ohne Gräte im Hals stecken bleiben.

Öko-Kollaps vor der chilenischen Küste, ein Fischvirus, das Millionen Lachs im Meer verrotten lässt, unvorstellbare Dosen von Antibiotika im Futter, Taucher, die ohne Schutzausrüstung verrottende Kadaver aus dem Wasser ziehen (18 Tote im Vorjahr)… Mahlzeit! Und das Erschreckendste daran: Marine Harvest darf sich mit dem WWF-Gütesiegel schmücken – Zitat: „Man muss gemeinsam mit der Industrie arbeiten, um diese zu verändern.“ Soviel zum Thema nachhaltige Lachsfischerei: dieser Film könnte Ihnen den Appetit auf rosa Fische nachhaltig verderben. Achtung: in der ARD-Mediathek bleiben die Inhalte nur 1 Woche online – also nicht bookmarken, sondern gleich anschauen!

ARD Mediathek: Lachsfieber

0 Kommentare
  1. y0koert
    y0koert sagte:

    Ich hab noch nie wirklich was von diesen „Gütesiegeln“ gehalten.
    Wenn man sich so im Internet umschaut, sieht man oft, dass man mit genug Geld fast jedes Siegel für sein Produkt kaufen kann.

  2. Christian
    Christian sagte:

    Na klasse, da vergeht einem echt der Hunger. Leider ist das bestimmt in vielen anderen Bereichen genauso.

    Bin heute über die frechste Werbeschwindel gestoßen, fand das schon mal wieder klasse, nur ist dabei keiner gestorben…

  3. Zelina
    Zelina sagte:

    ich glaube das kann man so nicht sagen. es kommt immer auf die menge an, egal was. ab einer gewissen menge wird alles zum gift. etwas zucht ist gut, viel zucht ist schlecht. eine zigarette in der woche schadet nicht, x zigaretten in der woche schaden schon. die dosis macht das gift, nicht das gift. :frog3:

  4. Korsika Auswanderer Steffen
    Korsika Auswanderer Steffen sagte:

    ARD Report zum Thema Palmöl von dieser Woche geht auch in eine ähnliche Richtung: Bio Unternehmen kaufen für Ihre Produkte Palmöl aus Südamerika von Firmen ein, die ganze Dörfer vertreiben und die Natur zerstören.

    • Fußmatten Matze
      Fußmatten Matze sagte:

      Das Biosiegel hat nicht wirklich immer viel zu bedeuten. Zudem gibt es ja auch verschiedene dieser Art – man sollte sich sich also genau informieren.

  5. David K.
    David K. sagte:

    Das ist wirklich unglaublich – das mit manchen Gütesiegeln Schindluder betrieben wird, war mir zwar durchaus bewusst, aber bisher hätte ich gedacht, dass zumindest das Siegel vom WWF seriös ist. Worauf soll man sich als Verbraucher denn noch verlassen, wenn selbst die großen Namen des Tierschutzes so mit ihren Siegeln umgehen? Gut, ich bin ohnehin schon auf die einheimische Forelle umgestiegen, aber trotzdem finde ich, dass der WWF eigentlich besonders streng sein sollte.

  6. Melanie
    Melanie sagte:

    Ich haben die Dokumentation letzte Woche Woche auch gesehen und war erschüttert.

    Es ist wirklich eine Sauerei – in Norwegen (=Europa) wird nach strengen Normen und Qualitätsrichtlinien gearbeitet. Um so das begehrte Gütesiegel abzugreifen (?) und ich Chile wird sprichwörtlich die „S..“ rausgelassen…

    Sorry, aber das hat mich echt maßlos geärgert.

    So einem reichen Unternehmen sollte man etwas mehr Verantwortung zutrauen, aber hier geht es wohl dann doch nur um den nackten Profit.

    Sehr schade, aber mein Vertrauen in dieses Gütesiegel ist nun doch drastisch gesunken.

    Die Reportage war aber echt klasse – es sollte mehr davon geben!

  7. Oliver
    Oliver sagte:

    Ich kann nur sagen, dass ich froh bin dass ich schon Vegetarier bin. Als ich jedoch noch Fleisch aß, dachte ich bis zuletzt, dass Fischverzehr gegenüber Schweinefleisch oder Rindfleisch einen enormen moralischen Vorsprung habe.Mit diese Doku wäre ich schon damals um ein besseres belehrt geworden…Und auf Gütesiegel kann man selbst im Biomarkt nichts geben.Schade.

    • Typ
      Typ sagte:

      Genau der richtige Zeitpunkt – nach der Fastenzeit. :-) Aber gut Fisch essen darf man ja sogar währenddessen.

      Zur Doku:
      Man muss tatsächlich gemeinsam mit der Industrie arbeiten leider, auch wenn es abartig klingt und ist. Zumindest beschäftigt sich niemand mit dem Thema, der genügend Macht hat das im Alleingang zu bekämpfen. Leider ist das bei den meisten erschreckenden Themen so…

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      3 von vielen Gegenargumenten:
      – Hirschfilet
      – Bison-Burger
      – T-Bone Steak

      Bewusst einkaufen, Bio-Produkte und inländische Erzeugnisse wählen: ja! Aber für Totalverzicht schmecken Tiere einfach zu lecker. Und sorry, aber diese sogenannten „Milchersatzdinger“ schmecken zum Kotzen, von Soja bis Hafermilch, vom Ausflocken im Kaffee mal ganz abgesehen.

      Und ja, es stimmt: ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung hat eine Milcheiweiß-Allergie, der noch viel größere Teil aber nicht – ich versteh nicht, warum Veganer dann Milch gleich zum Todesgift für alle hochstilisieren müssen.

  8. Womi
    Womi sagte:

    Aber man sieht das sich das durch alle BEreiche des Lebens zieht… Nicht nur bei Fisch sondern auch bei der Fleischindustrie ein Skandal nach dem anderen.

    Das führt uns „back to the Roots“, regional vom Bauern oder sogar aus dem eigenen Garten, sowie den heimischen Gewässern.

    Überall wo Nahrungsmittel industriell verarbeitet werden, bleibt die Qualität durch den enormen Prieskampf der Discounter auf der Strecke.

    In der Kaffeebranche in der ich tätig bib zeigt sich das auch immer deutlicher.
    „Nachhaltigkeit“ ist daher das Stichwort der Zukunft!
    http://www.mein-eigener-kaffee.de

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Das stimmt natürlich – die industrielle Nahrungsproduktion, ob Tier oder Pflanze, richtet in allen möglichen Kontexten riesigen Schaden an.

      Aber was den Kaffee betrifft: optimaler als Lavazza Espresso kann’s für mich kaum werden! Da verlass ich mich auf die Pros.

  9. Andreas
    Andreas sagte:

    Danke für diesen Artikel. Das regt mich doch sehr zum Nachdenken an. Gerade weil ich bisher immer der Meinung war, dass solche Art Siegel schon sehr sicher sind und es dort kaum Missbrauch gibt. Aber man wird doch immer wieder eines anderen belehrt :-(

  10. Jörg
    Jörg sagte:

    Ich bin eben auch auf diesen Artikel gestoßen und bin leicht vor den Kopf geschlagen. Da denkt man jahrelang staatliche und Vereinssiegel haben eine gewissen Aussagekraft und werden regelmäßig kontrolliert und dann sowas…

    Der Fleisch- und Fischkonsum in der westlichen Welt ist eindeutig zu hoch. Das zeugt davon das Fisch und Fleisch deutlich zu günstig ist. Wenn ich bedenke, dass ein Pfund Mett oft nur 1,50 EUR im Angebot kostet. Da kann was nicht stimmen…

  11. babylotta
    babylotta sagte:

    Wir kaufen seit einiger Zeit auch nur noch Fisch mit Gütesiegel. Es gibt hier sogar Tiefgefrorenen Lachs von WWF (ich denke hier kann man sich sicher sein das das nichts negatives hat). Der kostet verständlicherweise auch das 3-4 fache aber das geben wir gerne aus wenn wir wissen das wir damit zum Tier und Umweltschutz beitragen können. Und nebenbei: Er schmeckt einfach wirklich besser und vor allem beim Braten zieht er nicht so viel Wasser wie die Billigangebote vom Discouter. Ich hoffe das bei allen Leuten hier ein Umdenken einsetzte denn wenn man für wenige Cent bei uns welchen Fisch auch immer bekommt muss doch irgendwo der Hacken sein. Wir zahlen lieber etwas mehr und hoffen das wir so die Tiere und Natur auch für unsere Kinder erhalten können.

    Viele Grüße!

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Leider ist die Doku nicht mehr online; aber es geht *genau um dieses WWF Gütesiegel* – das ist gekauft, Müll, genau gar nix wert. Das ist ja das Kernproblem: es gibt einfach keine verlässlichen Kriterien mehr, auch nicht für die gern zitierten „mündigen Konsumenten“ (außer vielleicht Direktkauf, was bei Lachs halt in unseren Breiten schwierig wird).

      Und: Wasser ziehen hat nur mit dem Antibiotika-Gehalt im Futter und/oder mit der Frische zu tun, sagt über nachhaltige Produktion aber rein gar nix aus.

  12. Babylotta
    Babylotta sagte:

    Ok das ist ja dann schon eine Frechheit. Ist das wirklich kompletter Schwachsinn den Fisch mit WWF Gütesiegel zu kaufen – das wäre ja echt ein strakes Stück! Gibt es die Doku vielleicht im Internet noch einmal zum Ansehen?

  13. Anna
    Anna sagte:

    Also ich habe mir die Doku vor Kurzem mit meinen Freundinnen angeschaut, und wir waren schon entsetzt über die Zustände und wie wir als Kunden doch hinters Licht geführt werden. Das alles nur für den schnellen Euro, unfassbar… Leider wird es immer mehr mit diesen Täuschungen und man kann als Kunde relativ wenig machen, es sei denn man will sich über alle Lebensmittel im Detail informieren…
    Pro Lebensmittelampel!

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Yup… dass Geld die Welt regiert, ist ja nix Neues – aber am meisten hat mich die Vergabe der Gütesiegel schockiert, nämlich dass Umweltschutzorganisationen quasi „mitspielen“.

      Jedes Auszeichnungssystem ist extrem manipulationsanfällig… letztendlich müsste man die Nahrungsmittel direkt vom Produzenten kaufen, aber die Zeit ist wohl vorüber. Klingt pessimistisch und ist eigentlich nicht meine Art – aber ich seh da wenig Chancen für eine Verbesserung der Situation in der nahen Zukunft.

  14. Andrea
    Andrea sagte:

    Was man auch bedenken muss, ist, dass jedes Siegel – auch ohne Trickserei bei der Vergabe – immer nur eine Momentaufnahme ist. Keiner weiß, wie die Umstände ein paar Monate nach Vergabe eines Siegels sind. Es ist nur mal wieder eine Erinnerung, bevorzugt auf dem regionalen Markt einzukaufen…

  15. Marie
    Marie sagte:

    Obwohl ja so gut wie alle seriösen Siegel angeblich nach „Verleihung“ des Siegels angeblich das Produkt weiter im Augen behalten wollen. Aber ich denke auch aus Zeit und Kostengründen ist das auch gar nicht mehr möglich.

    Wenn man sowas als Hersteller natürlich „ahnt“ kann man (ein Schelm wer böses denkt) schön damit tricksen und dann im Laufe der Zeit nach und nach die Qualität der Produkte verschlechtern und billiger Einkaufen und seinen Gewinn maximieren.
    Mit dem bereits verliehenen Siegel kann man dann natürlich weiterhin schön werben. Solche Fälle wurden auch schon öfter in der Ökotest genannt.
    Gruß, die Marie

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