Aus WordPress ein Social Media Network machen

Aus WordPress ein Social Media Network machen

WordPress bietet immer wieder faszinierende neue Möglichkeiten und bleibt dank der Kreativität und Power der Open Source Community so sehr am Puls der Zeit, dass „kommerzielle“ Produkte kaum mehr mithalten können. Die ehemalige Weblog-Only Software hat sich zum ausgewachsenen CMS mit hunderten Erweiterungen in Form von Plugins entwickelt. Zwei neue Plugins ermöglichen es nun, die eigene WordPress-Installation mit Social Network Features auszustatten. Einerseits BuddyPress, das neuerdings in der aktuellen Version 1.2 auch mit „normalen“ WordPress Installationen funktioniert (für die MultiUser Variante ist BP schon länger verfügbar), andererseits bietet Blair Williams, der Programmierer des genialen PrettyLink Plugins, mit Mingle eine äußerst interessante Alternative an.

Obwohl beide Plugins grundsätzlich ähnliche Funktionen bereit stellen, unterscheiden sie sich vom Einsatzzweck her gravierend. Während BuddyPress darauf abzielt, WordPress komplett in ein Social Network umzumodeln, liegt der Zweck von Mingle in der Erweiterung eines bestehenden Blogs um Social Network Funktionalitäten. Mingle kommt seit heute hier auf datenschmutz zum Einsatz – erkennbar am neuen Hauptmenüpunkt Profil. Warum und wie lesen Sie im folgenden Beitrag.

Wozu der ganze Social Network Aufwand?

Diese Frage drängt sich in der Tag auf: zum einen erfordert die klassische Blognutzung keinerlei Registrierung, zum anderen erschließt sich Sinn und Zweck von Userprofilen nicht auf den ersten Blick. Ich möchte mit ein wenig „Social Media Theorie“ beginnen respektive mit der Frage: Woraus besteht ein „Social Network“ im Kern? Folgende Elemente bilden Kern jeder Social Site:

  • Userverwaltung (mit Direkt-Registrierung oder Authentifizierung über Drittservices
  • Userprofile (in der Minimalversion meist mit Avatar-Bild, Infotext und Link(s)
  • Freundschaftsverwaltung: zur Abbildung der Relationen zwischen den einzelnen Usern
  • Status-Updates: als Interaktionstool zwischen den Usern mit „Activity Stream“ Übersichtsseite
  • Privacy-Einstellungen: in der Minimalvariante wird Usern die Auswahl geboten, ihre Profile/Statusupdates öffentlich oder nur für Freunde sichtbar zu machen.

Alle weiteren Funktionalitäten – Newsletter, Fotogalerien, Zusatz-Applikationen, Videouploads etc. – stellen bloß den Zuckerguss am Kuchen dar. Wesentlicher für die Attraktivität respektive den Erfolg eines Social Networks als weitere Features sind die „Economies of Scale“: wenn eine ausreichende Zahl von Personen registriert ist, beginnt ein Social Network Sinn zu machen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: ich spreche hier nicht von quantitativen Faktoren. Zweifellos ist Facebook zu einem hohen Grad deshalb so interessant, weil es als „General Interest Network“ mittlerweile einem immens hohen Verbreitungsgrad erreicht hat. Spezialisierte Social Networks können bereits bei sehr kleinen absoluten Zahlen die Attraktivität einer Page immens erhöhen, Stichwort: Vereine.

Bei näherer Betrachtung der oben stehenden Feature-Liste denkt der in den 90ern Netz-sozialisierte Schelm natürlich sofort an die „guten alten“ Forenzeiten: in der Tat unterscheiden sich phpBB und Co. im Kern gar nicht sooo gravierend von ihren Vorgängern. Status-Updates haben Threads abgelöst, statt der Archiv- steht die Echtzeitmetapher im Vordergrund – und BuddyPress bringt praktischerweise sogar gleich ein klassisches Diskussionsboard mit.

Natürlich drängt sich in diesem Zusammenhang auch sofort der Gedanke an Seth Godins legendäres Büchlein TribesAus WordPress ein Social Media Network machen auf:

A tribe is any group of people, large or small, who are connected to one another, a leader, and an idea. For millions of years, humans have been seeking out tribes, be they religious, ethnic, economic, political, or even musical (think of the Deadheads). It’s our nature.
Now the Internet has eliminated the barriers of geography, cost, and time. All those blogs and social networking sites are helping existing tribes get bigger. But more important, they’re enabling countless new tribes to be born—groups of ten or ten thousand or ten million who care about their iPhones, or a political campaign, or a new way to fight global warming.

Meiner Ansicht nach sind Profile für registrierte User ein perfektes Tribe-Tool für Blogger: das wertvollste Asset eines jeden Weblogs sind seine Stammleserinnen und Stammleser. Dass eine Profilfunktion mit Status-Update für diese Zielgruppe gerade bei der Diskussion spezifischer Themen absolut Sinn macht, steht für mich schon länger außer Frage.

In eigener Sache: datenschmutz als Social Network

Seit Beginn des Jahres biete ich datenschmutz-Lesern die Möglichkeit, sich entweder direkt oder via Facebook-, Twitter- oder MySpace-Authentication anzumelden und ein eigens Userfoto hochzuladen (standardmäßig ist natürlich Gravatar aktiviert); Profilpages gab es bislang aber nur für Gastautoren. Mit der Aktivierung von „Mingle“ ist damit der letzte Schritt der „Socialification“ von datenschmutz abgeschlossen.

Jeder bereits registrierte User hat automatisch seine Profilpage – wer bislang als Gast hier unterwegs war, den lade ich ganz herzlich ein, die neuen Features auszuprobieren. (Dass es auf den Profilpages auch einen Backlink zur eigenen Seite gibt, ist sowieso klar!) – die Registrierung ist in 30 Sekunden erledigt:

auf datenschmutz registrieren

Die technische Umsetzung: BuddyPress oder Mingle?

BuddyPress: Social Network in a box

BuddyPress funktioniert, wie in der Einleitung erwähnt, als „Full-Service-Lösung“ und wird dem Claim „Social Networking in a box“ vollauf gerecht:

Build a social network for your company, school, sports team or niche community all based on the power and flexibility of WordPress.

Aus WordPress ein Social Media Network machen

Man installiert zuerst ein „nacktes“ WordPress und aktiviert anschließend BuddyPress, das ein eigenes, für Social Networking Zwecke optimiertes Theme mitbringt. Weitere dürften in Kürze folgen, außerdem lässt sich das gut dokumentierte Standard-Template problemlos anpassen. BuddyPress kommt mit dem von Facebook hinlänglich bekannten „Activity Stream“, Freundschaftsverwaltung, Blogging-Features, Gruppenverwaltung, Private Messaging, umfangreichen Profilen und einem integrierten Diskussionsforum – all in one! Außerdem sind bereits erste Plugins fürs Plugin verfügbar.

Wer sich das ganze mal live in Effekt ansehen möchte, findet hier eine Demopage und ein paar öffentliche Communities, die auf BuddyPress setzen. Die Pros der Software liegen klar auf der Hand: wer ein öffentliches oder privates Mini-Social Network betreiben möchte, findet hier eine perfekte Lösung, die WordPress-Füchse in 5 Minuten samt ftp-Upload zum Laufen bringen. Nachteil dieser Lösung: Wer bereits ein Blog betreibt und dieses mit BuddyPress erweitern möchte, steht erstmals vor einer mächtigen Bastelaufgabe, denn BP erfordert einiges an Theme-Anpassungen.

Mingle – der Add-On Ansatz

Ich habe mich für Mingle entschieden, weil Blairs Plugin zwar weniger Features bietet, aber wesentlich unintrusiver arbeitet. Mingle verzichtet auf Forum, Private Messaging sowie weitere einige Bells-and-Whistles und besteht im Wesentlichen aus Profilpages mit Kommentar- und Postingfunktion, Beschreibung und Status-Updates, einer Freundschaftsverwaltung, einigen Widgets und bietet die essentiellen E-Mail Benachrichtigungen. Eine Beispiels-Installation gibt’s auf wpmingle.com – oder Sie registrieren sich hier auf datenschmutz.

WP Mingle

Blair empfiehlt das populäre Thesis-Theme, aufgrund der eleganten Installation dürfte Mingle sich aber mit den meisten Templates vertragen. Nach der Aktivierung legt man insgesamt acht leere WordPress-Pages an (für Profilseiten, Mitgliederverzeichnis etc.). Diese Pages nutzt Mingle zur Darstellung der jeweiligen Inhalte, zur Anzeige der neuesten Besucher und für Registrierung/Login gibt’s Sidebar-Widgets. Schlaue WP-Füchse legen sich vor der Installation gleich mal ein eigenes Page-Template mit speziellem Sidebar zurecht.

Mingle bietet auch die Möglichkeit, bei der Registrierung zusätzliche Profilfelder abzufragen. Natürlich baut das Plugin keine Parallelstruktur auf, sondern es verwendet die Standard-Registrierungsfunktion von WordPress – somit klappt auch das Zusammenspiel mit bestehenden Erweiterungen sehr problemlos. Will man den Registrierungsprozess so kurz und schmerzlos wie möglich halten, darf auch weiterhin die WordPress-Minimalvariante (Username und E-Mail Adresse) beibehalten werden; alle weiteren Felder (Beschreibung, Name, Homepage, Ort…) können nachträglich im Profil eingetragen bzw. editiert werden.

Ein Wort zur grafischen Anpassung: da alle Mingle-Inhalte von einer unique CSS-Class umschlossen sind, haben Designer recht weitgehende Freiheiten in der Gestaltung – aber auch ohne viel Bastelei überzeugt das Resultat. Ich bin bisher von Mingle jedenfalls restlos begeistert und freue mich unbeschreiblich, wenn Sie so nett wären, sich zu registrieren und mir Rückmeldungen zu den neuen Features geben.


BuddyPress.org
WordPress Mingle


36 Kommentare
  1. Christian
    Christian sagte:

    Die Profilseiten sind gut gelungen. Mingle gefällt mir als Plugin ganz gut, nur wo ist der Unterschied zu den normalen Profilen über WP? Mingle bietet nur ein paar mehr Optionen für die Profile, oder?

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Grundsätzlich hast du natürlich recht – wobei die „normalen“ WP Themeseiten gar nix hergeben; da kannst du nicht mal ein Userpic raufladen (benötigt ein Extra-Plugin). Außerdem haben bei den meisten Themes die User gar keine Public Profiles, sondern kommen in den Admin-Bereich zu ihren Einstellungen.

      Mingle gibt da schon viel mehr her: Status-Updates, Privacy Einstellungen, hübsche Profilpages, Notifications, Freundschaftsverwaltung – ist für mich genau das richtige „Package“, nicht zuviel und nicht zuwenig. Wär eine Riesen-Arbeit, das alles händische zusammen zu stückeln.

  2. Achim Meurer
    Achim Meurer sagte:

    Hi Ritchie,

    jetzt habe ich das auch hier gelesen ;) Aber dennoch bin ich irgendwie zu blöde für die Registrierung. Ich melde mich an und dann kommt da nur eine E-Mail zum Newsletter-Abo. Hm, bin ich zu blöd oder funzt da was ned?

    Lieb Grüße
    Achim

  3. Stefan Hartmann
    Stefan Hartmann sagte:

    Toller Artikel – habe schon lange brauchbare Infos zu entsprechenden Lösungen für WordPress gesucht. Aber überall war immer nur von BP die Rede.

    Mingle werde ich mir mal genauer ansehen, klingt auf jeden Fall sehr brauchbar.

    Und der Einsatz hierim Blog zeigt ja dass es funktioniert :-? .

    Die Frage ist aber in der Tat ob es sich lohnt, nun jedes Blog zu einem Social Network hochzurüsten.

    Ich denke kaum dass es funktionieren wird.

    Aber wenn man ein Projekt starten will was solche Features von Anfang an braucht halte ich es für eine sehr gute Sache.

  4. almstudio
    almstudio sagte:

    Ein klarer Wegweiser in diese Richtung wird sicherlich die 3.0 Version von WordPress sein, wo die Grundvoraussetzung für solche Netzwerke gelegt werden (Integration WPMU, etc.)

  5. gartenheinz
    gartenheinz sagte:

    Auch wenn der ganze Social Media Hype hin und wieder ganz schön nervt :mad: finde ich sowohl Buddy Press als auch Mingle durchaus gelungen. Es wird aber in diesem Sektor sicherlich noch eine ganze Reihe spannender Entwicklungen in naher Zukunft geben. Bin sehr gespannt.

  6. Trierer
    Trierer sagte:

    Hi,
    da zahlt es sich aus sich für den Newsletter anzumelden, sonst hätte ich das hier glatt überlesen. Sehr interessante Möglichkeiten die sich da bieten, ich habe bereits einige WP-Seiten und werde das mal testen. Aber mal allgemein die Frage: Wann wird das Social Web sein Ende finden und was kommt danach? Bisher war das Web ja immer einer gewissen Entwicklung unterlegen, was wird der kommende Trend nach oder zusätzlcih zum Social Web?

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Jaja, die gute alte E-Mail Inbox ist nicht zu unterschätzen :frog6:

      Zum Social Web: eine „Ende“ wird es nicht nehmen; die Realtime- und die User-to-User Komponenten bleiben dem Web sicherlich längerfristig erhalten; allerdings werden eine Menge Start-Ups in den nächsten zwei Jahren Konkurs anmelden müssen, fürchte ich.

  7. Thomas Niepraschk
    Thomas Niepraschk sagte:

    die Buddypress Demo ist sehr nett, aber sobald man das seinen Wünschen nur ein bisschen anpassen will, stößt am auf eine Wüste undokumentierten Code und die Doku lässt auch deutlich zu Wüschen übrig.

    Mit dem Update auf 1.2 wurde die komplete Templatestruktur überarbeiten, somit hat man viel Spass wenn man alte Projekte aktuell halten will.

    Ich kann Buddypress nur empfehlen wenn man keine großen Anpassungen braucht und das Layout sich auch nah an den Default Layout orientiert. Alles andere erzeugt einen nicht zu unterschätzenden Aufwand.

  8. HeikoIdensen
    HeikoIdensen sagte:

    vielen Dank für den Tipp mit „Mingle “ – ich hatte bisher etwas mit Buddypress experimentiert, suchte eigentlich nur ein ganz einfaches sozial Networking, das ich vor meinene E-Learning- Kurse(basierende auf moodle) setzen kann – da war buddypress mit dieser Forenlogik etc. mir viel zu komplex … während Mingle  mnir genial einfach erscheint …
    übrigens: der „Trick“, dass mein Avatar-Bild hier auf datenschmutz gleich nach der Registrierung schon „da“ war …. Zauberei – oder etwa auch ein feature von Mingle ?
    Heiko Idensen

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Freut mich, dass du durch das Posting Mingle gefunden hast! Und zum Bild: Mingle utnerstützt auch Gravatar; dh, da taucht das Bild dann automatisch auf. Wenn keines vorhanden ist, wird ein Identicon generiert – wahlweise kann jeder User aber auch *nur* für datenschmutz ein eigens Bild hochladen, das „overruled“ dann sozusagen den Gravatar.

  9. Wolfgang
    Wolfgang sagte:

    Hi Ritchie,
    guter Artikel. Ich möchte noch erwähnen, dass sich Mingle super für kleine Vereine einsetzten lässt. Ich habe hier http://www.taxedo.de/?p=13012 beschrieben, wie man mit WordPress und Mingle eine kleine private Comunity mit einem öffentlichen Bereich erstellt. Ein Forum und Privat Messages wurden ebenfalls integriert. Mingle liefert bei den Sparchdateien nicht nur die mo-Dateien sondern auch die po-Dateien mit. So kann man mit dem Poedit den Text für seine Bedürfnisse noch anpassen. Aus Freunde werden z.B. Mitglieder. Gilt natürlich nur bis zum nächsten Update von Mingle :anonym:

    Gruß Wolfgang

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