Best Buy kauft Napster

Best Buy kauft Napster

napsterlogoWas hab ich in den späten Neunzigern über Napster geschrieben: der Vater aller Filetrading-Services und Gottseibeiuns der Musikindustrie machte Shawn Fanning über Nacht zum Popstar der Informationsrevolution. Magere 128kBits hatten mp3s seinerzeit, die damals mühsam gehamsterten Sammlungen sind längst höherqualitativen Rips gewichen und Shawn konnte das gerichtsbedingte Aus immerhin lange genug verzögern, um Napster an die Bertelsmänner zu verscherbeln. Die waren allerdings mit der Musikdownload-Plattform ebenso glücklich wie Fanning mit seinem Nachfolgeprojekt Rupture, einem Social Network für Gamer. Zwischendurch schlug dann mal Roxio zu, heute gab Best Buy den sogenannten „Merger“ bekannt.

Erworben hat man Napster um knackige 121 Millionen Dollar – denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Roxio hatte aber selbige wohl bereits aufgegeben, denn trotz einer kolportierten Userbasis von 700k Musikfans ließ sich der Abo-Service bislang nicht monetarisieren. Das bislang erfreulichste Geschäftsjahr brachte immerhin Minderung des operativen Verlusts von 16,5 Millionen Dollar (2007: 36,8 Mio. Dollar). TechCrunch drückt das folgendermaßen aus: „Best Buy just wasted $121 million.“ Die Geschäftsführung von Best Buy sieht dies naturgemäß anders und will vorerst mal alles beim Alten belassen:

Best Buy believes that Napster has one of the most comprehensive and easy-to-use music offerings in the industry, including streaming music, music subscriptions, the ability to purchase individual tracks, albums and mobile offers. Napster has approximately 140 employees, with its headquarters in Los Angeles. At this time, Best Buy does not plan to relocate Napster’s headquarters or to make significant changes in personnel.

Tja, traurig aber wahr: die große Zeit des Kätzchens ist längst vorüber, in Zeiten von Play-, Last-, Blip-fm, Pandora und Konsorten stinkt Napster sowohl von der extrem grottigen Streaming-Qualität als auch von der Auswahl her ab. Das Gratis-Streaming ist außerdem nur in den USA verfügbar, wer mp3s saugen will, muss den Client installieren und monatliche Abogebühren bezahlen. Die Freeloader (mit denen ohnehin kein Geschäft zu machen ist) sind längst auf Torrents und/oder Soulseek umgestiegen, der zahlende Teil der Netzbevölkerung kauft brav im iTunes Store. Aber wer weiß, vielleicht hat Best Buy ja den genialen Masterplan schon in petto: denn mit der Aufrechterhaltung des Betriebs wird Napster niemals in die schwarzen Zahlen kommen.

CrunchBase Information
Napster
0 Kommentare
  1. Sebastian
    Sebastian sagte:

    Die tatsächliche Übernahme kostet übrigens nicht 110 Millionen Dollar, sondern aufgrund der Barreserven des Unternehmens „nur“ ca. die Hälfte.

    Am Geld verdienen scheiterts bei Napster aber eh nicht. Über 100 Millionen Dollar Umsatz mit den Subscriptions ist nicht blöd. Das Problem sind doch eher die Marketing-Kosten, oder? (Der niedrigere Verlust kommt von den gesunkenen Marketing-Ausgaben.)
    Vielleicht bringt da eine stärkere Kooperation mit Best Buy etwas?

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