Blog-Parade: Selbständig im Netz

Blog-Parade: Selbständig im Netz

Bei Yannick läuft gerade eine Blogparade zum Thema Selbständigkeit durch das Internet. Als zumindest Teilbetroffener kann ich mir da die Teilnahme natürlich nicht entgehen lassen. Mein Tipp für alle, die im Web 2.0 Analogien zur kalifornischen Goldgräberstimmung orten: lieber vorher diversifizieren als später blöd dreinschauen. Im Übrigen wie gewünscht ein paar recht frei assoziierte Gedanken rund um die Goldgräberstimmung im Web 2.0.

Ich selbst verdiene ein paar Euros mit meinem datenschmutz Blog, Hauptziel ist allerdings keineswegs, Einkommen zu generieren: dieses Blog ist mein persönliches PR-Projekt-Querstrich-Forschungslabor – sozusagen zwei p*n*c Abteilungen in einem virtuellen Stockwerk zusammengelegt. Ich „lebe“ (diese Formulierung verrät übrigens einiges über die Prioritäten der westlichen Gesellschaft) in erster Linie von Consulting und Journalismus, bewege mich jobtechnisch seit über 10 Jahren im Großraum Internet, berate Firmen im Umgang mit Web 2.0, unterrichte an der Uni und betätige mich gelegentlich als freier Journalist in der Gonzo-Tradition Hunter S. Thompsons, Las Vegas hab ihn selig!

Von den Incomes einer Internetseite allein möchte ich nicht leben müssen: einerseits entwickelt sich der europäische, speziell der deutschsprachige Online-Werbe Markt erst gerade zu einem tragfähigen Nährboden auch für kleinere und mittlere Seiten, und zweitens möchte ich keineswegs den ganze Tag vor meinem LCD-Screen sitzen. Wer aber dennoch von der Vorstellung nicht mehr loskommt, ein paar virtuelle „Goldesel“ im Netz zu füttern, sollte folgende Punkte beachten:

  1. Onlinemarketing ist zeitaufwendige Arbeit. Selbst Projekte wie das Million Dollar Wiki, die von außen wie Selbstläufer wirken mögen, erfordern konsequente Vorbereitungen und intensive Betreuung.
  2. Das Netz funktioniert nicht in Echtzeit. Prinzipiell natürlich schon – aber wenn’s um gute Platzierung von Webseiten in Suchmaschinen und ähnliche Faktoren geht, die für stabiles Einkommen unerlässlich sind, dann braucht man neben jeder Menge Arbeit vor allem: Zeit. Eine Domain anständig zu ranken, dauert gut und gerne ein ganzes Jahr.
  3. Diversifizierung ist die Mutter des Bankkontos. Wer nur auf eine einzelne Seite oder ein einziges Businessmodell setzt, könnte allzu schnell von geänderten Marktbedingungen überrollt werden. Spread your assets, sagt der Anlageberater: und für den zukünftigen Online-Millionär gilt genau dasselbe.

Von eigenen Netzprojekte zu leben hat natürlich riesige Vorteile: freie Zeiteinteilung, keine Chefs (stattdessen nur gelegentlich Ärger mit Google…) und jede Menge Raum für Kreativität. Aber die Konkurrenz schläft nicht, und Online-Marketing kostet Geld: während die meisten klassischen Werbemaßnahmen für kleine und mittlere Blogs sowohl unleistbar als auch sinnlos sind, kommen auf potentielle Jeremy Shoemakers eine Menge Kosten zu, denn eine fette Server-Infrastruktur, eigenen Drucksorten, Konferenzbesuche etc. wollen erst einmal refinanziert werden.

Kurzfristige Tricksereien haben auch im Netz nur in sehr vereinzelten Fällen zum erhofften Goldregen geführt. (Dass die dark side of SEO niemals ihre Schäflein ins Trockene bringt, wär natürlich eine grobe Vereinfachung unserer kochkomplexen Marketingwelt.) Aber Hartnäckigkeit zahlt sich ganz gewiss aus: wer auf längere Sicht mit originellen Inhalten und Business-Ideen punktet, der wird früher oder später ganz gewiss mit Erfolg belohnt – den Weg dahin zu überbrücken, ist in der virtuellen Welt allerdings keineswegs einfacher als in der analogen.

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