Blogistan Panoptikum KW47 2009

Blogistan Panoptikum KW47 2009

Das Jahr neigt sich unweigerlich seinem Ende zu – bei den Kalenderproduzenten steigt die Nervosität ins Unermessliche, Motorradfahrer müssen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen und die Weihnachtsbeleuchtung – keine Spur von Energiesparlampen – ist an. Trotz zunehmend winterlicher (Miss)Verhältnisse friert in der Blogosphäre aber gar nix ein: da wird Altbekanntes neu aufgewärmt, neues Heißes auf Trinktemperatur abgekühlt und syndiziert, was das Zeug hält: Business as usual eben, dessen letzte sieben Tage wir wie gewohnt für Sie zusammengefasst haben.

HYPE: Foursquare.com

Facebook war der Liebling der Medien 2008, 2009 wurde und wird Twitter in den Mainstream-Himmel gehyped – but who’s next?
Wenn man Mashable Glauben schenkt, dann wird 2010 foursquare.com die Spitze des Hype Cycle erklimmen!

Foursquare.com erinnert auf den ersten Blick ein bisschen an die Android App Latitude: Man legt Orte an, an denen man sich regelmäßig bewegt, checkt ein, wenn man diese aufsucht, informiert seine Freunde darüber. Erweitert wird das ganze um den Faktor „addictive Game“ – wie bei Farmville oder der guten alten Zombie oder Mafia Application auf Facebook wird das ganze durch ein Gratifikationssystem, dem Sammeln von „Badges“ gefördert. Wer am meisten Badges hat, wird zum „Mayor“ der Location. Nun, wir werden sehen, ob Spieltrieb oder Datenschutzbedürfnisse siegen. Eines lässt sich jedenfalls schon fix feststellen: Geotagging ist wirklich totally „in“, auch Twitter springt auf den Verortungszug auf.

Pete Cashmore hat noch mehrere Parallelen zwischen Twitter und foursquare.com ausgemacht:

The parallels with Twitter are numerous. As technology early adopter and popular blogger Robert Scoble wrote in September: „Go back three years ago. Twitter was being used by the same crowd that is playing with Foursquare today. (…) This week Foursquare debuted the singular piece that launched Twitter into the stratosphere: an API.

PS: Bis vor kurzem war Foursquare nur für Städte in den USA freigeschalten, nun sind schon einige Städte mehr dabei!

Radiospotting: Web-Präsentation ist online

Bald ist das Linzer Kulturhauptstadtjahr zu Ende – und eines der spannendsten Projekte ging zwar offline im Oktober zu Ende, ist aber mittlerweile lückenlos online dokumentiert. Beim Projekt Radiospotting präsentierten 13 Autoren ihre Stories an verschiedenen Plätzen mittels lokaler Radiosender:

Seit Paul Watzlawick wissen wir: Kommunikation entsteht beim Empfänger. Diesen Gedanken aufgreifend, werden an 13 Orten in Linz (z.B. Stifterhaus, Nibelungenbrücke, Neuer Dom,…) lokal begrenzte Radiosender Arbeiten von 30 internationalen SoundkünstlerInnen über den Äther schicken. Grundlage für die akustischen Arbeiten waren 13 Orte und deren Geschichten, welche von renommierten oberösterreichischen Autorinnen und Autoren geschrieben wurden. Ohrenzeuge kann dabei jeder werden, der sich mit einem Radio an die einzelnen Orte begibt, die Frequenz einstellt und seine Ohren spitzt.

Unter dem Menüpunkt tune in! kann man nun alle Beiträge auch ohne Linz-Besuch nachlesen und -hören. Auf Radio Fro gab’s eine begleitende Doku-Serie, die einzelnen Beiträge sind ebenfalls online dokumentiert.

Google Chrome OS

Wir haben bereits im letztwöchigen Panoptikum darüber berichtet: Tod dem Desktop, Tod Microsoft! Dieser Kampfspruch scheint bei Google nicht unter das Mission Statement „don’t be evil“ zu fallen. Dem Konkurrenten Microsoft wird einmal mehr gnadenlos der Kampf angesagt, diesmal an seinem angestammten Platz, dem Desktop. Auf dem Desktop verfügt Microsoft über Heimvorteile, darum wird er von Google einfach als redundant erklärt. Das Betriebssystem Chrome OS wird daher in der Cloud, genauer gesagt im Browser angesiedelt. dieses Video erklärt schon mal, wie Google Chrome funktionieren soll.

Allerdings ist das Chrome OS nicht für Laptops geschaffen: laut Mashable ist ein Solid-State-Drive angeblich Voraussetzung:

Chrome OS doesn’t support drivers and will not run on your laptop: The Google operating system won’t be running on your Dell or Macbook anytime soon – it only works with solid-state hard drives. It is meant for Netbooks. Many hardware manufacturers are going to have to tweak their netbook designs to support Chrome OS.

Dann warte ich vielleicht doch noch ein bisschen mit der Anschaffung eines Netbooks…

Facebook weicht List-Policy auf

Beim Filtering the Stream Roundtable frage Loic Le Meur Facebook VP Bret Taylor, warum 3rd Party Apps kein Zugriff auf die Freundeslisten gewährt werde – Twitter erlaubt dies. Und wider Erwarten scheint Facebook das tatsächlich vor zu haben:

Taylor said that Le Meur’s request seemed „reasonable“ and continued „we should do that.“ “We’re not working on that. But we should be,“ he continued. So there you go, done deal. Great. It would seem that soon, third parties should have access to the list filters that Facebook uses.

Im Zeitalter von Social Graphs und personalisierter Information spielt dies keine geringe Rolle, denn:

If there were a way to merge Twitter Lists and Facebook Friend Lists, third-party services could provide a valuable new service: Easy-to-make Facebook and Twitter social graph mashups.

Automatic Captions für Youtube Videos

Am offiziellen Google-Blog wurde letzte Woche bekannt gegeben, dass Youtube Videos ab sofort automatisch erstellte Untertitel anbietet. Seit längerem können Video-Uploader Untertitel anbieten, nun geht Big G in punkto Accessibility mit Voice Recognition Technologie noch einen Schritt weiter:

To help address this challenge, we’ve combined Google’s automatic speech recognition (ASR) technology with the YouTube caption system to offer automatic captions, or auto-caps for short. Auto-caps use the same voice recognition algorithms in Google Voice to automatically generate captions for video. The captions will not always be perfect (check out the video below for an amusing example), but even when they’re off, they can still be helpful—and the technology will continue to improve with time.

Auch das manuelle Untertiteln von Beiträgen wird einfacher: es reicht, ein simples Text-File hochzuladen, das auto-timing Feature sorgt für die Einblendung der Untertitel an der passenden Stelle. Wie das genau funktioniert, zeigt folgendes Demo-Video:

 

 

 

 

Facebook becoming lame for young folks?

Diese berechtigte Frage stammt von niemand geringerem als Guy Kawasaki (bzw. seiner Twitter-Assistentin). Meine Antwort: Ja, ein bisschen schon. Denn nicht nur ältere Schwestern sondern auch Eltern und andere Verwandte und womöglich auch Lehrer, Chefs und Kunden überfluten Facebook zunehmend und stalken bzw. geben das Gefühl, gestalkt zu werden. Manche davon laden einfach die Fotos von Opas letzter Geburtstagsfeier hoch, die einen nicht gerade so cool aussehen lassen, wie man gerne hätte. Doch wie so oft hat das Social Web da auch schon eine Lösung bereit, oder zumindest eine Selbsthilfegruppe. Auf myparentsjoinedfacebook werden Sie geholfen!

So, you finally caved. You’ve accepted a friend request from your Mom, Dad, crazy Aunt Ida, and your college roommate’s newly divorced mother. Well here’s your chance to get back at them for taking away your public privacy.
Email us at: myparentsjoinedfacebook@gmail.com because we want to laugh at your Mom’s ridiculous Facebook status and the embarrassing message your Dad wrote on your wall too!

Blogazines vs. Blog

„Für jeden Artikel das gleiche Template – das ist doch langweilig!“ Das denken sich einige Blogbetreiber mit gesteigerten grafischen Ambitionen und legen ebenso viel Wert auf grafische Gestaltung einzelner Artikel wie auf deren Inhalt. Smashing Magazine hat ein beindruckendes Feature über diese „Blogazines“ zusammengestellt – und zwar thematisch passend ebenfalls in aufwendigem Layout. Die Frage “ We have some of the most creative and inspiring designers in our profession, so why don’t we show our true potential in our blog articles?“ mag durchaus berechtigt sein, aber Dustin Curtis hat völlig recht mit seiner Anmerkung zu HTML und CSS:

The biggest disadvantage is that CSS and HTML are terrible technologies that weren’t designed for page layout. They were designed for structured content presentation, like for a newspaper, where all the elements throughout the website are the same and are re-used. But I’m trying to make a magazine, where the content and presentation are inextricably mixed and unique. The way presentation CSS is supposed to be decoupled from the content HTML is totally counter to the mission I am trying to accomplish, and it makes coding the articles frustrating, messy and time-consuming.

Agenturfail der Woche: Zertifizierter Social Media Koordinator

Wo Honig ist, da sind auch (Schmeiß)fliegen. Social Media und seine/ihre Handhabung erfordert vor allem zwei Dinge: grundlegendes Interesse in Kommunikation und einigermaßen normale Umgangsformen. Der Rest kommt von selbst. Aber nicht, wenn es nach einer Salzburger Agentur geht. Da versucht man, aus Social Media eine Profession zu machen – wer also ein paar Wochenende Zeit und läppische 990 Euro investiert, der darf bekommt von der Agentur ein Zertifikat verliehen und darf sich „Social Media Koordinator“ nennen/schimpfen. Anmelden kann man sich übrigens auch via Facebook – und der Weg vom Computer-Illiterate zum SM-Star ist ein kurzer:

. In einer drei Tage dauernden Ausbildung erfahren die künftigen Social Media Koordinatoren alles, was sie für eine erfolgreiche Performance im Web 2.0 benötigen.

Buttons mit CSS

Submit-Buttons, RSS-Buttons, Button-Buttons… Photoshop darf heute mal länger schlafen, denn Onkel Janko holt die große CSS-Bastelkiste aus dem Keller. Genau sowas hab ich gesucht:

Designers have many reasons to style buttons, including to make them more attractive and to enhance usability. One of the most important reasons, though, is that standard buttons can easily be missed by users because they often look similar to elements in their operating system. Here, we present you several techniques and tutorials to help you learn how to style buttons using CSS. We’ll also address usability.

Wirklich tolle Anleitung – demnächst kriegt mein „submit-Button“ unter dem Mailinglist-Formular ein neues Styling verpasst! :mrgreen:

Twitter: Zahlen, Fakten, Spekulationen

„How many roads must a man walk down?“ Wir wissen’s bis heute nicht – kein Wunder: immerhin verbläst der Wind die Antwort. In der digitalen Welt bleiben keine solchen Unsicherheiten bestehen. Haben Sie sich auch schon mal gefragt, wieviele Tweets pro Tag im Durchschnitt verschickt werden? 27,3 Millionen pro Tag sind es, berichtet PR 2.0 basierend auf aktuellen Pingdom-Zahlen. Das macht pro Jahr dann 10 Milliarden Micro-Messages, wobei CNET erst vor einem Monat über das 5-milliardste Tweet berichtete.

Auch bei den Clients gibt’s neue Zahlen: das Web-Interface führt immer noch mit weitem Abstand (46,8 Prozent), ganz und gar nicht dicht gefolgt von Tweetdeck (8,48 Prozent). Seesmic kommt auf 1,1 Prozent, alle anderen Client zusammen erreichen 37,14%. Die ganze Tortengrafik hat ReadWriteWeb.

Ziemlich unsicher ist indes, was mit der SUL, der heiligen „Suggested Users List“ geschieht – Twitter will sie, zumindest in der jetzigen Form, los werden:

The benefits to getting on the list are great indeed. Users added to the SUL, gained on average of 53,000 new followers after being on the list for a week and 170,000 within the first month. Some users even gained as many as 370,000 in the first 30 days.

Womit genau, weiß noch niemand – aber die Gerüchteküche über einen Authority-Algorithmus läuft derzeit noch heißer als sonst. Dabei ist doch alles maßlos überschätzt, kontert New Comm Biz häretisch unter dem Titel „Twitter doesn’t create influence, it reaveals it“:

Twitter didn’t make anyone influential. Twitter only exposes and amplifies influence. If you look at the top 100 Twitter accounts, the only person/company that Twitter made influential was @Twitter. Everyone else was already influential in their own right.

Von SuperTweetern geht’s nahtlos zu den Supertweets, Scobleizers neuem Steckenpferd. Twitter will ja definitiv Werbung zulassen, aber die wird, so Scoble, in Form von Metadaten ausgeliefert:

Think about all the metadata that exist OUTSIDE of the Tweet. How about you mouse-over a Tweet to see a new slide-down UI that shows you all the metadata.

Wow – wirklich super! Werbung mit eingebautem Pop-Up Blocker in der Tat „Advertising we love“ :mrgreen:

Lesetipps der Woche

  • „Es bedurfte nur eines Tweets“: Die „Twitterrevolution Iran Election“ hat den reflektierten Social Media Nutzer eines gelehrt: Oft ist eine gehypte Revolte auf Twitter nicht mehr als heiße Luft. Doch Social Media kann mächtig sein. Wie mächtig dokumentierte Alan Rusbridger, Chefredakteur der britischen Tageszeitung „The Guardian“. Eine „klassische“ PR Firma namens Trafigura und die Anwaltskanzlei Carter-Ruck durften so auf die harte Tour lernen, dass sich die Zeiten geändert haben.
  • Quantenrechner-News: Bis vor kurzem habe ich hinter dem Mond gelebt. Ich wusste nicht, was ein Quantenrechner ist. Nun, wo ich dieses neue, zukünftige Buzzword aufgeschnappt habe, verfolge ich alle News zum Thema. So auch diese. Laut Hype Cycle der Gartner Company wird der Quantenrechner in spätestens 10 Jahren übrigens „the next big thing!.
  • Twitter und Facebook machen jeden zum Affiliate-Marketer, schreibt Gastautor Steve Poland in einem lesenswerten Gast-Posting auf TechCrunch. Bestes Zitat: „The adult industry has always been ahead of the curve, but I digress.“
  • Ikea rules: Es gibt dann auch noch Agenturen, die sich im Bereich des Social Media Marketings ein bisschen mehr einfallen lassen. Was dabei rauskommt, zeigt diese wirklich nette Video.

Und damit sind wir auch schon wieder rasend schnell am panoptischen Fluchtpunkt angelangt, sprich: rückblickend werden wir Ihnen erst wieder in sieben Tagen eine Woche zusammenfasst haben – bis dahin: danke für Ihre Aufmerksamkeit, schönen Restsonntag, wir lesen uns morgen.

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