Blogistan Panoptikum KW51 2008

Blogistan Panoptikum KW51 2008

tangible interfacesWien wird weiße Weihnachten wollen – wenig wahrscheinlich, wenn wettermäßig Wärme wiederkehrt. Außerdem wollte ich schon immer mal einen Panoptikum-Satz mit lauter W-Wörtern beginnen, und das ist immerhin die vorletzte Gelegenheit in diesem Jahr. Übrigens sind mir so gut wie keine Blogs mit Weihnachtsdekoration und Lichterketten aufgefallen, oder sollte ich da was übersehen haben? Jedenfalls erwartet uns im Lauf der kommenden Tage gewiss eine Flut von Jahresrückblicken. Die Blogpiloten liegen jedenfalls nicht falsch, wenn sie 2008 das „Jahr der 140 Zeichen“ nennen.

Endlich adäquate digitale Präsentationen

Slide-orientierte Präsentation waren gestern: Powerpoint ist ja bloß sowas wie Final Scratch für Vortragende, ein verzweifeltes Festhalten an der Folienmetapher. Die Ungarn zeigen, dass es auch anders geht: Max ist schwerstens angetan von seinem Closed-Beta Prezi Account. Mindmaps meet Flash-Ästhetik meet SaaS (Software as a Service): tolle Sache und hoffentlich bald öffentlich verfügbar. Auf der neuen Homepage sind einige Beispiels-Präsentation online, außerdem kann man den Editor schon mal testen. Ich freu mich jedenfalls sehr über meinen heute eingetroffenen Beta-Key: Adios, Powerpoint!

Den Clickpreis wählen

TechCrunch verbreitet ein interessantes Gerücht, demzufolge Digg mit Hochdruck an einem eigenen, AdWords-ähnlichen Werbesystem basteln soll:

One experiment Digg is working on, says one source close to the company, is a self service advertising product that will be somewhat similar to Google AdWords, but with a twist. The product would insert advertisements into the Digg news stream (presumably clearly marked). Where those ads end up, and how much an advertiser pays per click, would be based on user feedback.

Klingt in der Theorie gut – praktisch bezweifle ich aber stark, dass „echte“ User Zeit und Energie ins Bewerten von Werbung investieren. Digg möchte wohl die Qualität der Werbung erhöhen, man braucht allerdings keine hellseherischen Fähigkeiten für eine kleine Zukunftsprognose: Digg-Mobs haben demnächst ein wesentlich lukrativeres Business-Model. („‚tschuldigen’s, mei Glickbreis is zu hoh. I breichat wohts!“)

Der Ausverkauf des Web 2.0

Janko Röttgers hat einen lesenswerten Kommentar über den Ausverkauf des Web auf der ORF Futurezone veröffentlicht: angesichts der Übernahme und Schließung von Pownce durch 6Apart, der Übernahme und Schließung von Sandy durch Twitter und der Verknappung frischen Kapitalgeber-Geldes folgern Sequoia und Co., dass Web 2.0 Start-Ups profitabel werden müssen. Wer hätte das gedacht? Ein Vergleich mit der ersten Blase wäre allerdings völlig fehl am Platz, denn interessanterweise scheint das Geldverdienen derzeit eher den kleinen, wendigen SaaS-Anbietern zu gelingen als den Schwergewichten der Branche (Gruß an Yahoo und Facebook!). Außerdem schreibt Janko:

Fehlender Erfolg war nicht immer ein Grund für eine Übernahme mit Todeskuss. Branchenriesen gaben zu den Hochzeiten des Web-2.0-Booms viel Geld für Start-Ups aus, deren Nutzerzahlen alles andere als beeindruckend waren. So ließ sich Yahoo das soziale Widget myBlogLog zehn Millionen Dollar kosten, obwohl der Dienst zum Übernahmezeitpunkt Anfang des letzten Jahres gerade mal 45.000 registrierte Nutzer verzeichnete.

Ich würd allerdings behaupten, dass dies eine der besseren Investition in Yahoos wechselvoller Firmengeschichte der letzten 12 Monate war…

SEO-News der Woche

Für mich war’s eine sehr erfreuliche Woche mit einem angenehmen Highlight: bei den neu gelaunchten Twingly Blogcharts stieg datenschmutz auf Platz 44 der deutschsprachigen Rangliste ein – war ja auch wirklich höchste Zeit für einen Technorati-Nachfolger. Andererseits haben zwei meiner Network-Sites gravierend an Pagerank verloren – eine weitere Bestätigung der Tatsache, dass regelmäßig Update-Zyklen ein zunehmend größere Rolle für Big G spielen. Apropos Fakten: jede Menge davon gibt’s in der neu erschienen Ausgabe der Online-SEO-Zeitschrift Suchradar: „Zentrales Titelthema der aktuellen Ausgabe ist der Ausblick auf das Jahr 2009 im Bereich Suchmaschinenoptimierung und Suchmaschinenmarketing“, so das SEO-Handbuch. Eines steht jedenfalls schon fest: OMD wird’s 2009 keine mehr geben, wie Sistrix. Und wie es eben seine Art ist, spekuliert er nicht wild drauf los, sondern hat ein aufschlussreiches Experiment durchgeführt:

Mit dem vorletzten Verlinkten (dem 8. Wort) allerdings schon, Google schneidet also einfach nach den 8 Worten ab. Das ist übrigens genau der Wert, den Shaun in seinem ursprünglichen Blogpost erwähnt hat – er hat daraus allerdings den falschen Schluss gezogen, dass Google den Linktext nach Anzahl von Buchstaben begrenzt. Dass dies nicht so ist und Google die Anzahl der Trennzeichen nimmt, glaube ich mit den 2 Tests gezeigt zu haben.

Keyword nicht gleich Keyword

SEO-United fasst einige Überlegungen zu den unterschiedlichen Typen von Keywords zusammen – gerade bei Longtail-Seiten steckt in dem Artikel interessantes Futter für Nischen-Konzepte:

Neben der Tatsache, dass Suchanfragen immer länger werden, also die Anzahl der eigegeben Begriffe steigt, unterscheidet man Keywords auch in Bezug auf deren Funktion. Etabliert hat sich hierbei die Unterteilung in informational, navigational und transactional, also in informierende, navigierende und agierende Suchanfragen bzw. Keywords.

Webseitenaufbau mit Sprites beschleunigen

Die Image-Slicer haben ihre goldenen Zeiten hinter sich: die Leitungen sind schnell genug, ob ein Bildchen 2 oder 5kB groß ist, macht weniger Unterschied als die Zahl der Requests. Google mag bekanntlich schnelle Responses mit wenigen Requests, also könnte der bei phlow beschriebene Sprite-Ansatz gerade bei icon-lastigen Web 2.0 Seiten sehr nützlich sein:

Insbesondere wiederkehrende Grafiken – z.B. Icons -, die man für CSS verwendet, können unter Umständen eine Menge Server-Anfragen produzieren. Um das zu verhindern baut man sich so genannte Sprite-Maps. Das sind Dateien, auf denen sämtliche Icons oder Layout-Grafiken in nur einer Grafikdatei abgespeichert (siehe Bild)werden. Glücklicherweise gibt es dafür einen Online-Service.

Video(s) der Woche: Tangible Interaction

Aus der Abteil: Wunschwerkzeuge eines jeden Visualisten. Tangible Interaction bauen, wie der Name nahelegt, diverse „full-sensory“ Interfaces zu digitalen Medien. Klingt abstrakt, dürfte in der Bedienungspraxis aber riesigen Spaß machen – hier ein Video der Graffiti Wall. Sowas sollte eigentlich jedes Haus haben, an dem man vorbeispaziert :mrgreen:

Und wo das herkommt, gibt’s noch mehr: Scott Beale vom Lachenden Tintenfisch hat die HD-Videofunktion seiner neuen Canon 5D Mark II an Doc Populars Yoyo-Künsten getestet, und man kann nur sagen: geile Bildqualität, geile Tricks:

Und das war’s auch schon wieder mit dem vorletzten Blogistan Panoptikum dieses Jahres. Mögen Sie, hochgeschätzte Leser, die Weihnachtsfeiertage gut überstehen. Vorsicht jedenfalls vor Elchen im freien Fall, frohes Feiern und viel Glück und Durchhaltevermögen, falls Sie morgen bei der Last-Minute Geschenksrallye teilnehmen (müssen) – wir lesen uns morgen!

 

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