Buchverlosung: 3x Medien und Kommunikation von Frank Hartmann

Buchverlosung: 3x Medien und Kommunikation von Frank Hartmann

frankhartmannÜber dieses Gewinnspiel freue ich mich ganz besonders, denn ich darf der geschätzten Leserschaft nicht nur ein top-aktuelles Buch zu einem meiner Lieblingsthemen dreimal offerieren, sondern ich habe mit Autor Frank Hartmann (der übrigens hier auch schon Gastautor war) auch ein Interview über seinen Einführungsband „Medien und Kommunikation“ geführt. Diese Thematik beginnt immer mehr Fächer zu interessieren, denn in der Mediengesellschaft wird die Beschäftigung mit diesem komischen Konglomerat aus Technik, Symbolen und Übertragungswegen zu einer zentralen Wissenschaft.

Die Zeiten, in denen „Irgendwas mit Medien“ ein exklusives Forschungsgebiet der Publizistik war, sind lange vorüber. Ein grundlegendes Verständnis von Medien, die Kenntnis gängiger Theorien und Modelle zählen mittlerweile zum Basiswissen zahlreicher Wissenschaften: in einer Informationsgesellschaft ist Medienwissenschaft nicht mehr als Forschungsobjekt-zentriertes Fach, sondern nur als ein Set interdisziplinärer Forschungs-Praktiken sinnvoll institutionalisierbar. „Medien und Kommunikation“, erschienen in der neuen UTB-Reihe „Profile“, beschränkt sich auf knappe hundert Seiten: zentrale Konzepte der Kulturkritik, Kybernetik und des Konstruktivismus werden umrissen, wer tiefer ein bestimmtes Gebiet einsteigen möchte, findet natürlich weiterführende Literaturverweise. Die klassische Lehrbuch-Gliederung (inklusive Merksätze) hilft vor allem Neueinsteigern, sich rasch einen Überblick zu verschaffen. Wer’s genauer wissen möchte, greift besser zu Franks Medienphilosophiepixel, ebenfalls im UTV-Verlag erschienen. Weitere Texte, Vorträge und Biographische Infos findet man auf Frank Hartmanns Homepage Medienphilosophie.net.

Verlosung: 3x „Medien und Kommunikation“

StammleserInnen wissen bereits bescheid, denn es ist immer wieder dasselbe Prozedere: wer eines der drei Bücher gewinnen möchte, hinterlässt ganz einfach einen Kommentar zu diesem Beitrag. Besonders interessiert bin ich natürlich an der Meinung meiner hochverehrten Leserschaft zum Thema „Braucht man Theorie zum Verständnis von Medien?“, aber eine bloße Willensbekundung zur Teilnahme tut’s natürlich auch. Hier geht’s zu den genauen Teilnahmebedinungen, eine Registrierung ist *nicht* erforderlich. Wie üblich gibt’s für alle, die datenschmutz-Fans auf Facebook sind sowie für jede Verlinkung und Ankündigung dieses Gewinnspiels ein Extra-Los. Die Verlosung endet am Sonntag, 17. August um 00:00 Uhr – ich wünsche allen TeilnehmerInnen viel Glück.

Interview mit Frank Hartmann

datenschmutz: Dein neues Buch ist eine knappe, aber doch sehr facettenreiche Einführung in das Begriffsfeld „Medien und Kommunikation“. An wen richtet sich das Lehrbuch?

Frank Hartmann: An alle, die mit Medien zu tun haben. Mir gefiel, wie der Verlag das Thema vorgab: Klar und knapp das, was man zum Thema wissen sollte. Wenn das nicht eine Herausforderung für jemanden ist, der aus den Geisteswissenschaften kommt …

?: Wer da heutzutage ‚irgendwas mit Medien‘ macht, liegt offenbar im Trend?

!: Ja, und man glaubt es kaum, aber Medien und Kommunikation waren bei uns bis in die 1960er Jahre Fremdworte, die niemand verwendet hat – heute hingegen „kommunizieren“ alle und alles. Neben Jeans und Kaugummi, Sex und Drogen ist Kommunikation einer der prägenden Begriffe des 20 Jahrhunderts geworden.

Von Marshall McLuhan stammt der bekannte Spruch „the medium is the message“. Wie siehst du im Internet-Zeitalter das Verhältnis von Technik und Medien? Ich denke nicht, dass die Menschen früher, ohne all die Technik, irgendwie besser kommuniziert haben.

Jeder hatte seinen Platz in der Gesellschaft, niemand hatte eine Meinung, und hinter diesen Strukturen der Macht und den Formeln von Höflichkeit und Etikette gab es kaum individuellen Ausdruck. Das hat sich heute völlig umgekehrt, das Private dringt an die Öffentlichkeit und breitet sich dort oft unangenehm aus. Auf dem Weg in diesen Zustand wirkten die Massenmedien – sie öffneten das Fenster der Wahrnehmung und zeigten andere Wirklichkeiten als die, denen man alltäglich ausgesetzt war. Das ist übrigens immer noch so, ich ziehe jede gut gemachte TV-Reportage über fremde Lebenswelten den neuen Medienangeboten vor, denn asiatische, afrikanische oder hispanische Webseiten und Blogs erschließen sich uns ja nur im Ausnahmefall.

Aber zurück zur Frage nach der Entwicklung – das Recht auf Publizität war einst natürlich ein politisch hart erkämpftes. Als es durchgesetzt wurde, entstand ein kultureller Bedarf, der nur durch fortgeschrittene Technik (ein Beispiel ist die Massenpresse) gedeckt werden konnte. Keine Technik, für die es diesen gesellschaftlichen Bedarf nicht gab, konnte sich je durchsetzen. Setzt sie sich aber durch, dann erzeugt sich auch eine eigene Form der Nachfrage, welche dann auch die mit hineinzieht, die diese Technik gar nicht wollten. Das kann zum Problem für ganze Generationen werden. Ich halte letztlich nicht nur Theorieansätze für falsch, die Technik ausblenden und lieber auf die Menschen und ihre Absichten setzen, sondern auch solche, die Technik zur alleinigen Triebfeder der Geschichte machen.

?: Du bist – formal betrachtet – kein Kommunikationswissenschaftler, sondern ein Medienphilosoph, bearbeitest also ein Teilgebiet der Philosophie. Hat genuine Medientheorie oder Medienwissenschaft, wie sie in Form zahlreicher Institute im universitären Curriculum verankert wurde, überhaupt eine Daseinsberechtigung?

!: Richtig, ich bin ein promovierter Philosoph. Nach Hegel besteht die Aufgabe der Philosophie darin, das, was an der Zeit ist, in Gedanken zu erfassen. Was liegt dann näher als der Versuch, sich heutzutage mit Medien zu beschäftigen? Medienwissenschaft ist natürlich wichtig, denn Medien lassen unsere Gesellschaft funktionieren, sie sind zur wichtigsten Produktivkraft unserer Kultur geworden. Man könnte aber mit einigem Recht auch sagen: Medien funktionieren in der Praxis recht gut, wozu also Theorie? Tatsächlich kreist so manche Medientheorie nur um diffuse Begrifflichkeiten, vor allem an deutschen Universitäten – das ist dann auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Die Berechtigung von Medientheorie kann man damit begründen, dass es hier eben nicht nur um kommunizierende Menschen geht, sondern um Informationsverarbeitung, technische Schaltungen und Datenströme. Es gehört eigens diskutiert, was das für unsere Kultur bedeutet.

?: „Medien und Kommunikation“ skizziert einen weiten Horizont und bietet Überblick über die Entwicklung einer ganzen Disziplin, der du ja selbst auch angehörst. Gerade ein solches einführendes Werk soll einerseits Orientierung verschaffen, andererseits ist Objektivität ein fragwürdiges Konstrukt der Moderne. Wie geht man als Autor eines Medien-Lehrbuchs mit dieser Situation um?

!: Sicher gibt es keine definitiv objektive Darstellung, aber das ist eher eine politische Frage. Man übersieht leicht, dass Theorien sehr oft verdeckte Verpflichtungen – auf eine Schule, bestimmte Autoren, Begrifflichkeiten und Ideologien – in sich tragen. Ihre Durchsetzungskämpfe bestimmen den Sachbuchmarkt. Ich halte mich aus Glaubensfragen strikt heraus, schreibe also nicht als „Marxist“ oder so, obwohl das oft leichter wäre. Jetzt wird natürlich ein marxistischer Leser beispielsweise seine Helden in meinem Buch vermissen, aber damit kann ich leben. Problematisch ist eher die Beschränkung im Umfang, die man mit einer Produktion wie der vorliegenden eben hat. Bestimmte Aspekte von Multimedia etwa, und fast alles, was mit computermediatisierter Kommunikation und Interfaces zu tun hat, musste ich weglassen – aber nicht wegstreichen, denn dazu entsteht gerade eine weitere Einführung. Übrigens ist es Teil des Konzepts dieser Reihe (UTB Profile), dass die einzelnen Bände wie Module eines größeren Ganzen funktionieren. Eine gewisse Objektivität ist damit schon zu erreichen. Es gibt dann nämlich eine Einführung zu Marx, der ich auch viele Leserinnen wünsche.

?: In deiner vorigen Publikation „Globale Medienkultur“ hast du dich anhand der drei Übertragungswege Kabel, Wireless und Online mit dem Wandel der Industrie- zur Mediengesellschaft befasst. Welche technologischen und theoretischen Entwicklungen haben unser Verständnis von Medien am nachhaltigsten beeinflusst?

!: Menschen existieren in einem biologisch recht eng begrenzten Fenster, das sie immer schon zu erweitern suchten. Sensationell finde ich hier die Entwicklung der Telekommunikation auf Grundlage der Elektrizität. Die meisten denken bei diesem Thema an das künstliche Licht, aber das kam erst viel später. Die erste Anwendung von Elektrizität war der Telegraph, und mit den telegraphischen Netzen ging die Welt ab ca. 1850 online und ist es seither geblieben – und zwar auf denselben Leitungsstrecken bis ins Internet-Zeitalter! Im Nachhinein betrachtet sieht es so aus, dass die Wurzeln der Informationsgesellschaft schon in der Frühphase der Industrialisierung erkennbar sind. Ich zweifle da an dem radikalen Bruch, den manche Theorien mit der Computerisierung setzen.

?: Jede Untersuchung der Medien befindet sich in der paradoxen Situation, dass sie das eigene Forschungsobjekt zugleich als Werkzeug benutzen muss, weil ja wiederum jegliche Meta-Kommunikation über Medien notwendigerweise durch selbige vermittelt wird. Meiner Meinung nach ist die Kybernethik – zumindest in jener Ausprägung, wie sie Heinz von Foerster geprägt hat – die einzige Metatheorie, die diese Tatsache nicht nur ernst genommen hat, sondern auch produktiv zu nutzen wusste. Besitzt die Kybernethik deiner Ansicht nach immer noch Erklärungspotential?

!: Einer der produktivsten Ansätze war Gregory Bateson, der kybernetisches Denken in die Psychologie eingebracht und etwa Beziehungsprobleme als Kommunikationsprobleme betrachtet hat. Ab 1950 begann eine ganze Generation, sich vom linearen Denken in Kausalitäten ab- und systemischem Denken zuzuwenden. Ob von Foerster da wirklich so produktiv zu sehen ist? Generell ziehe ich die Ethik ein wenig in Zweifel – das hat so etwas Unverbindliches, ist ein Religionsersatz. Aber natürlich darf man die sich verändernden Werte nicht vergessen. Unsere Zeit unterwirft alles dem Profitinteresse, jede Kreativität und auch Sozialbeziehungen haben nach Aspekten der Verwertbarkeit zu funktionieren. Dieser universale Imperativ des Marketings ist völlig pervers. Mir scheint es definitiv so zu sein, dass die Ethik gegenwärtig eher bei Hackern und bei Betreibern von Torrent-Seiten zuhause ist, die in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch eher nicht so gut dastehen. Heinz von Foerster hätte aber genau das gefallen!

?: Dein früheres Buch „Medienphilosophie“ erschien soeben auch in koreanischer Übersetzung; als Medienphilosoph beschäftigst du dich ja schon seit Jahren auch mit dem Thema „Codesysteme“ – was ist das für ein Gefühl, sein eigenes Buch in der Hand zu halten und die Schriftzeichen bloß nach ästhetischen Kriterien beurteilen zu können?

!: Überall auf der Welt werden verschiedene Sprachen gesprochen, aber alle sitzen an den gleichen Apparaten, die mit identischen Betriebssystemen laufen. Das ist schon interessant. Die Technik standardisiert, während die Menschen immer darauf aus sind zu differenzieren. Korea ist ein High-Tech Land, das alles Neue aufsaugt, so kam es auch zu der Übersetzung, aus dem dortigen Interesse am Neuen. Die koreanische Fassung meiner Medienphilosophie ist wunderschön produziert, ein Objekt der Freude für jeden Bibliophilen: Hardcover, Lesebändchen, hervorragende Papier- und Druckqualität. So schöne Bücher gibt es bei uns wirklich kaum mehr. Als ich mein Exemplar aus dem Postkasten nahm, da wollte ich mir vor lauter Ehrfurcht gleich meine Krawatte zurechtrücken (nach einer Beobachtung, die Walter Benjamin gegenüber dem gedruckten Buch einst festgehalten hat). Nur kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich zuletzt so ein Ding getragen hätte… soviel zum Codesystem, das sich in ständiger Metamorphose befindet.

0 Kommentare
  1. Jana
    Jana sagte:

    Na, da werf ich doch gleich alle drei Würfel, mit einer Untersuchung von Medienwissenschaftseinführungen muss ich mich nämlich eh auch in meiner Diss beschäftigen. Hier ist also der Blogkommentar, Fan bin ich gezz auch (falls ich’s nicht eh schon war) und hier ist die Ankündigung: Hoffe es isch ok, dass ich dich mit Brangelina in einen Topf geschmissen hat.

    Bezüglich Frage, wer der erste war in den Medienwissenschaften: ach, alte Frage. Manche glauben, es war die Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft (erste theaterwissenschaftliche Institute: ca. in den 1920ern; is‘ ja auch ein Medium, Theater). Und davor waren die Mediziner dran, etwa Hugo Münsterberg, Das Lichtspiel: eine psychologische Studie (1916), etc. pp.

  2. Tom
    Tom sagte:

    Hallo,
    auch ich würde mich über das Buch freuen!
    Zur Frage: aber sicher braucht man Theorie zum Verständnis von Medien, denn erst auf diese Weise können Funktionsweise, Charakter und Möglichkeiten erfasst werden.
    In der Auseinandersetzung mit der Reflexion über die Medien – die ja häufig auch eine historische ist – werden nicht nur Parallelen und Möglichkeiten aufgezeigt sondern auch vor allen Dingen Impulse gegeben, die das Nachdenken über das Sujet weiter vorantreiben.

  3. ritchie
    ritchie sagte:

    Gewinnspiel beendet

    Herzlichen Dank für die Teilnahme; wichtiges Update: es gibt diesmal *keine* Verlosung. Jede und jeder, die oder der einen Kommentar zum Interview geschrieben hat, bekommt eine Kopie des Buches.

  4. Markus Pirchner
    Markus Pirchner sagte:

    :cry: Schluchz. Ich habe erst heute davon erfahren und damit die Frist versäumt. Dabei hätte ich doch soo wichtige Gedanken über die Unverzichtbarkeit von Theorie für den emanzipierten Umgang mit Medien beizusteuern gehabt.
    So wird es halt nix mit der aufgeklärten Mediengesellschaft.

  5. Daniel
    Daniel sagte:

    Für den Fall, dass das Vogerl, auf das sich Helge bezieht Recht hat und die Frist verlängert wurde, gebe ich auch noch einen Kommentar ab. Das Interview ist spannend und ich würde mich natürlich über das Buch freuen!

  6. Nadine
    Nadine sagte:

    :mrgreen: super, dein päckchen kam als ich unterwegs war – nun hab ich aber eine feine lektüre für´s wochenende! danke, ich freu mich richtig doll darüber. (endlich mal was gewonnen :roll: )

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