Almcamp 2010: Fotos, Fazit und die Barcamp-Zukunft

Das Ausmaß der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko

Bei der Menge an Tiefbohrinseln, die von diversen Ölbohr-Gesellschaften betrieben werden, war es wohl bloß eine Frage der Zeit, bis mal ein gravierendes Unglück passiert. Am Photo-Blog des Boston Globe findet man Bilder, die wenig Anlass zur Hoffnung geben, dass das Tiefsee-Bohrloch in Kürze gestopft werden kann. Und selbst wenn: der Schaden für das gesamte Ökosystem ist noch überhaupt nicht abzusehen.

1989 sorgte das „schwarze Gold“ für eine Öko-Katastrophe in einem Ausmaß, das vorher unvorstellbar schien: am 24. März lief das Tankschiff Exxon Valdez, beladen mit 235.000 Kubikmeter Rohöl, auf ein Riff auf. Das Unglück ereignete sich kurz nach Mitternacht – Captain Hazelwood lag betrunken in seiner Kabine, der diensthabende 3. Offizier macht eine Fehler bei Kurswechsel, der in einem ganzen Ökosystem einen Kollaps auslöste.

Erstaunlicherweise wurde das Schiff keineswegs aus dem Verkehr gezogen, sondern kreuzt seit Jahren, nunmehr beladen mit Erz, durch chinesische Gewässer:

Das Schiff wurde nach einer zehnmonatigen und 30 Millionen US-Dollar teuren Reparatur unter dem Namen Exxon Mediterranean wieder in Betrieb genommen, 1993 dann zu SeaRiver Mediterranean umbenannt. Da 1990 ein US-Gesetz erlassen wurde, welches Schiffen, die mehr als 4.000 Tonnen Öl verloren haben, die Fahrt im Unglücksgebiet Alaskas verbietet, fuhr es stattdessen in den Gewässern des mittleren und fernen Ostens sowie Australiens. Vom Mai 2000 bis zum April 2005 war das Schiff unter dem Namen Seariver Mediterranean und dann bis zum September 2008 als Mediterranean registriert. Seit dem Sommer 2007 wurde das Schiff in Guangzhou, China zum Erzfrachter umgebaut. Seit September 2008 fährt das Fahrzeug unter dem Namen Dong Fang Ocean und ist in Panama registriert.

40.000 Tonnen Rohöl flossen damals aus. Über die im Golf tatsächlich austretende Ölmenge kursieren derzeit bestenfalls Schätzungen, in der Berichterstattung ist meist von mindestens 5.000 Barrels am Tag die Rede. Ein Barrel entspricht 158,99 Litern, das sind also knapp 800.000 Liter oder 800 Kubikmeter respektive 750 Tonnen pro Tag. Allerdings ist davon auszugehen, dass in den 23 Tagen seit dem Unglück weitaus mehr als 20.000 Tonnen ins Meer gelangten. Der Schaden für das Ökosystem tritt mehr als deutlich hervor, bereits vor einer Woche wurden im Öl erstickte Fische an den Strand gespült.

Die Medienkünstler Liz VLX und Hans Bernhard bezeichneten den Ölteppich im Golf von Mexiko zynisch als das „größte Ölbild der Geschichte“ und fühlen sich von den Luftaufnahmen an die Strichführung eines Van Gogh erinnert. Deephorizon, die größte und destruktivste Leinwand der Welt: angesichts der bisherigen Totalversagens aller technischen Lösungsversuche bleibt wenig Hoffnung auf baldiges Versiegen der Quelle – diese Bilder sprechen für sich:

Foto-Galerie: Die Ölpest im Golf von Mexiko

0 Kommentare
  1. ebook leser
    ebook leser sagte:

    was mich wundert ist, dass wir zwar das beklagen aber trotzdem jeder mit dem auto fahren will. die industrie wird doch förmlich dazu gezwungen unsere bedürfnisse zu befriedigen. vielleicht sollten wir auch mal bei uns selbst anfangen, anstatt immer gleich auf die industrie, wie in diesem fall shell, einzuschlagen.

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Kein sehr durchdachter Vorschlag… erstens leben wir nicht im Kommunismus (zum Glück), zweitens – im fiktiven Szenario – würd eine „Auflösung“ wohl kaum Geld bringen. Und das Problem ist ja, dass sich der Schaden mit finanziellen Mitteln eben nicht beheben lässt.

  2. Joe
    Joe sagte:

    Bezeichnend für unsere Zeit – die Erde blutet.
    Ich finds pervers, dass wir zwar auf den Mond fliegen können, aber nicht in der Lage sind so ein Leck zu reparieren.

    Da kann man nur hoffen, dass alle daraus lernen und so etwas nie wieder passiert, bzw. wenn es passiert – man schneller reagieren kann.

    Joe

  3. Aufschnürer
    Aufschnürer sagte:

    @Joe: Sicher wird soetwas wieder geschehen, das lässt sich eigentlich nicht vermeiden. Es gibt zwar glücklicherweise auch viele engagierte Menschen und Umweltschutzorganisationen, die beim „Aufräumen“ helfen. Aber letztlich sind wir nonstop der Gefahr großer Umweltkatastrophen ausgesetzt. Und den Megakonzernen geht es leider fast ausschließlich nur ums Geld.

  4. Hochzeitssängerin
    Hochzeitssängerin sagte:

    das was mich am meisten beunruhigt sind die zahlreichen tiere, die dabei qualvoll verenden. ich habe seit der katastrophe jetzt beschlossen, dass ich mir in zukunft ein elektroauto kaufen werde!

    ich hoffe, dass so eine schreckliche katastrophe nicht so schnell wieder passiert!

  5. Heiko
    Heiko sagte:

    Unfälle passieren leider. Aber ich glaube 1. Die leitragende sind die Tiere dort. Ich glaube auch das viele der Unfälle passieren aus Profitgier die Ölindustrie macht Milliarden im Jahr aber in Sicherheit wird viel zu wenig investiert.

  6. Ferienwohnung Fränkische Schweiz
    Ferienwohnung Fränkische Schweiz sagte:

    Wieviele solcher Öl-Kathastrophen über wieviele Jahrzehnte hinweg hat es schon gegeben? Wie oft hat die Natur und Tierwelt darunter schon leiden müssen? Es wäre wünschenswert, dass der Mensch nicht nur fähig ist, die Ressourcen der Natur zu erschließen und sie sich nützlich zu machen – sondern auch, dass er dazu fähig ist, mit der Natur möglichst harmonisch und im Einklang zu leben. Bis heute sind wir leider noch weit davon entfernt.

  7. Christian
    Christian sagte:

    Das erschreckende an der Ölkatastrophe finde ich, wie wenig BP auf so eine Katastrophe vorbereitet war. Denn auch wenn die Wahrscheinlichkeit für solch eine Katastrophe sehr niedrig ist, kann man sie dennoch nicht ganz ausschließen…

  8. realkontrol
    realkontrol sagte:

    Jedes Unternehmen an Land, welches unter gefährlichen Bedingungen etwas produziert oder verarbeitet muss vor Inbetriebnahme umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen und Notfallpläne nachweisen. Diese werden dann durch neutrale Prüfer abgenommen und in bestimmten Zeitabständen kontrolliert. Offensichtlich gilt das für Offshore-Bohrinseln nur bedingt und für die Teile am Meeresgrund überhaupt nicht. Wie konnte es sonst passieren, dass ein nicht typgerechtes Ventil am Meeresgrund eingebaut wurde? Gibt es in den USA keine technischen Abnahmen durch neutrale Prüfingenieure, dürfen das Konzerne etwa auch selbst machen?

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Es scheint, als gäb’s mittlerweile entsprechende Vorschriften, aber es handelte sich um eine ältere Bohrinsel ohne Sicherheitsvorkehrungen; für neue Anlagen gelten zwar die verschärften Bestimmungen, aber „Bohrinsel-Oldtimer“ wurden nie aus dem Verkehr gezogen.

  9. Silberfalke
    Silberfalke sagte:

    Problematisch an dem Bohrinselunglück ist nicht, dass es passiert ist, sondern unter welchen Umständen sich das Unglück ereignete.
    Einen Bericht des Spiegels nach zu urteilen, war das defekte Ventil, das das Austreten des Öls verhindern hätte können, schon seit drei Wochen vor dem Unglück defekt. Die Betreiber wussten es und haben die Reperatur nicht durchgeführt, da die Bohrinsel alternativ ca. zwei Tage kein Öl mehr hätte fördern können. Jetzt ist es natürlich zu spät und die Bohrinsel liegt seit Wochen flach (unabhängig vom ökologischen Schaden).
    Jetzt bedarf es einer sehr guten PR- oder Werbeagentur, um das ramponierte Image wieder grade zu biegen. Ein Hoch auf BP!

  10. Bildbearbeitung
    Bildbearbeitung sagte:

    Wann übernimmt denn endlich mal jemand eine klare Führung? Die Regierung schaut leider viel zu lange zu. Jeden Tag läuft immer mehr Öl aus. Aber vielleicht musste dies einmal passieren, damit keine Bohrungen mehr im Golf von Mexico vorgenommen werden dürfen.

  11. TermX
    TermX sagte:

    Die Sache im Golf verstehe ich nicht. Jetzt streiten sich BP und die Regierung um die Kosten, aber die Katastrophe darf weiter wachsen. Habe bei autoundmobiltv.de dazu auch einen Artikel mit Zahlen und Fakten veröffentlichen dürfen.

    Gruß

  12. Fred
    Fred sagte:

    Das Loch scheint jetzt endlich geschlossen zu sein. Sicher ist es jedoch noch nicht.

    „Problematisch an dem Bohrinselunglück ist nicht, dass es pas­siert ist, son­dern unter wel­chen Umständen sich das Unglück ereig­nete.“

    Ja, aber Dies ist num mal das Problem. Wir wollen die Welt beherrschen, müssen gleichzeitig aber auch das Beherrschen beherrschen. Und dieses (taugliche Sicherheitsmassnahmen) kostet viel Geld. Alle Personen die Kontrollen ausführen, Organisationen Die die Einhaltung der Vorschriften überwachen usw. Je mehr man macht je teurer alles wird. Wir müssen immer schneller laufen um auf dem selben Platz zu bleiben. Wie auf einem Laufband. Um diesem Problem auszuweichen muss man dann einige andere Probleme in Kauf nehmen.

  13. Anonymous
    Anonymous sagte:

    Menschenkind sorge Dich nicht um uns Grossstadtinianer, die Mutter Erde wird auch ohne uns weiter leben.

    Erst wenn wir uns fast alles verloren haben, sehe ich einen Funken Hoffnung in unserer Zukunft.

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