Keine Zukunft für die Futurezone?

Das FutureZone Drama: ein öffentlich-rechtliches Missverständnis

Die ORF FutureZone, ein auf IT-News spezialisiertes Nachrichtenangebot des staatlichen österreichischen Rundfunks ORF soll im Rahmen eines neuen Rundfunkgesetzes eingestellt werden, was für erheblichen Unmut in der österreichischen Social Media Szene sorgt. Dass „die Verleger“ ein neues Projekt planen, sei der eigentliche Grund dieses „Bauernopfers“. In der zugehörigen Facebook-Gruppe haben die Wogen der Empörung bereits in Wellen des Aktionismus umgeschlagen:

Wir wollen eine Petition an den ORF richten, damit dieser die FutureZone nicht abdreht, sondern der Community übergibt. Und die Community sind alle, die wollen, dass es die FuZo weiter gibt. Lasst uns eine Genossenschaft gründen, an der sich alle Interessierten beteiligen können und die in Zukunft den Betrieb der FutureZone weiterführt und ausbaut.

Ich persönlich verstehe nicht ganz, warum man für den Betrieb eines Multi-Author Blogs eine Genossenschaft gründen muss oder soll und was genau mit dieser „Übergabe“ gemeint sein soll. Weiters ist mir vollkommen neu, dass zum Start eines Weblogs über IT/Gesellschafts-Themen in irgendeiner Weise die Zustimmung des ORF erforderlich ist. Was mich aber letztendlich zu diesem Beitrag motiviert hat, ist ein grundlegendes Missverständnis in der Debatte: um den IT-politisch Informationsbedarf abzudecken, muss der Staatssender kein Online-Medium betreiben, das über jeden Rülpser von Steve Jobs und jede 0,0xte Android-Versionsänderung redaktionell remixt.

Keine Zukunft für die Futurezone?

Anstatt in reflexhafter Manier den Niedergang der Demokratie zu bejammern, wäre jetzt der richtige Augenblick, die verschiedenen IT-Redaktionen des ORF zu bündeln. Es bestünde sogar die einzigartige Chance, ein neues Kompetenz-Zentrum innerhalb des ORF zu schaffen, das jene Teil der IT-Berichterstattung abdeckt, die private Medien nicht leisten können.

Um nicht missverstanden zu werden: ich habe nichts gegen die FutureZone, ganz im Gegenteil. Zu behaupten, dass ich sie aus anderen als professionellen Gründen (sprich Monitoring) regelmäßig gelesen hätte, wäre maßlos übertrieben. Dass die Redaktion stets „investigativ recherchiert“, halte ich nicht zuletzt aufgrund persönlicher Erfahrungen im Rahmen unseres Internetrat-Projekts für maßlos übertrieben. Dass der Löwenanteil der Meldungen wie bei allen derartigen Medien von den Big 3 (plus Heise in Europa) abgeschrieben sind, will ich der FuZo auch gar nicht vorwerfen, die Redakteure können ja nix dafür, dass die ORF On Strategie nicht primär auf Welt- respektive Demokratieverbesserung, sondern auf Page Impressions abzielt. Dennoch ist mir die öfters aufgetauchte Argumentationslinie „Bevor der ORF *unerwünschte Sendung hier einfügen* produziert, ist mir lieber, er gibt meine GIS-Beiträge für die FutureZone aus.“ schlicht und ergreifend zu wenig für eine Rechtfertigung eines weitgehend eigenständig agierenden Steuergeld-IT-Blogs.

Das Kind beim Namen nennen

Die journalistisch hochwertigen Artikel, die investigativen Beiträge über in der Tat extrem relevante Datenschutz- und Bürgerrechts-Themen kamen in der Vergangenheit nicht von „der FutureZone Redaktion“, sondern so gut wie ausschließlich von deren Gründer Erich Möchel, den ich fachlich wie persönlich über alle Maßen schätze. Dass ein großer Teil seiner Reportagen zu Enfopol auf Telepolis respektive im c’t veröffentlich wurde, ist mehr als symptomatisch und zeigt ein spezifisches Problem des österreichischen Mediensystems auf: wir leider unter dem Economies of Scales eines Kleinstaats und unter Medienpolitikern mit dem Weitblick von Kellerzwergen.

Das lässt sich mathematisch erklären (die Scales, nicht die Kellerzwerge): Wenn sich 3% der Bevölkerung für ein Thema interessieren, dann ergibt das in Österreich bei 8 Millionen Einwohnern eine potentielle Zielgruppe von 240.000 Personen, im zehnmal so großen Deutschland sprechen wir von 2,4 Millionen. Ergo kann der österreichische Markt viele „Nischenprodukte“ nicht tragen, und genau hier versucht der Staat regulierend einzugreifen und eine gewisse „Grundversorgung“ mit als demokratiepolitisch und kulturell wünschenswerten Medieninhalten sicher zu stellen.

FuZo Schlagzeilen

Das wäre die Idee hinter dem ORF, doch alle Theorie ist grau. Und den Irrsinn, der in Österreich seit Jahrzehnten praktiziert wird, muss man sich in diesem Kontext einmal mehr auf der Zunge zergehen lassen: da leistet sich der Staat einen staatlichen Rundfunksender, welcher Defizite der freien Medienwirtschaft ausgleichen soll, lässt jeden Bürger GIS-Gebühr bezahlen und nutzt die politisch kontrollierte Senderstruktur jahrzehntelang konsequent dafür, sogenannten „Weiße Elefanten“, also Politpensionäre, mit überhöhten Gehältern „dauerzuparken“. Irgendwann stößt die Finanzierbarkeit des Molochs, der ja auch noch Medieninhalte produzieren soll, an ihre Grenzen, und Intendanz um Intendanz jammert und fleht um die Anhebung der Werbezeiten, die in der Regel auch gewährt werden. Denn allein über Gebühren ließe sich der ORF längst nicht mehr finanzieren, da kosten schon allein die eingekauften US-Serien viel zu viel. Und wo kämen wir denn da hin, wenn der Staatssender den „lukrativen Werbemarkt“ und den Sektor „Unterhaltung“ den privaten Anbietern überlassen müsste? Genau diese verquere Logik ist scheinbar vollkommen unreflektiert von weiten Teilen der Social Media Szene übernommen worden, die nun für eine Erhaltung der FuZo trommelt – obwohl das Befürworten öffentlich-rechtlicher Medieninhalte meiner Meinung nach mit einem scharfen Profil und einem Fokus auf öffentlich-rechtlichen Mehrwert einhergehen muss, und genau der sollte auch hinterfragt werden dürfen. Profil-Kolumnist Sven Gächter schlägt diese Woche in eine ähnliche Kerbe:

Das ORF-Biotop neigt – mitunter aus guten Gründen – zur Wehleidigkeit, wenn es um die Diskussion seiner Arbeitsbedingungen geht. Zur Selbstkritik neigt es nicht. Übergeordnete Strukturprobleme bieten keine stichhaltige Entschuldigung für inhaltliche Defizite, die den Legitimationsanspruch des Senders zum Teil dramatisch unterhöhlen.

Um auf die FutureZone respektive die Rolle der IT-Berichterstattung im ORF-Kontext zurück zu kommen: Lasst doch einfach Heise, Computerwelt, Computerwoche und Co. über marktgetriebene IT Trends im Allgemeinen berichten und konzentriert euch auf jene Bereiche, die tatsächlich politische und kulturelle Relevanz haben und von privaten Anbietern nicht oder nicht ausreichend abgedeckt werden. Ich kann einfach nicht mit gutem Gewissen dafür eintreten, dass mit meinem Steuergeld eine Redaktion finanziert wird, die zum Großteil Meldungen wie „Lange Wartezeiten für iPhone 4 – Rekordandrang verzögert Auslieferung“ von den Primärquellen ab- und umschreibt. Wenn ich mir angesichts des realen redaktionellen Angebots Christoph Chorherrs Kommentar durchlesen, dann frage ich mich, ob er eigentlich von der gleichen FutureZone spricht wie ich:

Besonders verlässlich, weil sie Nachrichten zu den ThemenBürgerrechten im digitalen Zeitalter bietet, ist die FutureZone von ORF On. Sie hat sich gerade auf EU-Ebene um Themen gekümmert, die sonst niemand beackern konnte. Warum? Sie haben offensichtlich ausreichend redaktionelle Kraft auf die Behandlung dieser Themen und schauen nicht auf eine simple Bilanzrechnung. […] Diese langwierige analytische Arbeit ist für private Medien nur schwer zu leisten, umgekehrt können diese jederzeit auf die Vorarbeit der FutureZone-Redaktion zurückgreifen.

Ich wünsche mir jenes Medium, von dem Chorherr hier spricht. Ich wünsche mir eine IT-Redaktion im ORF, welche die geballte Kompetenz von FutureZone, Matrix, Digital Leben und Co. zusammenfasst. Ob diese Redaktion dann Fernseh-, Radio- oder Online-Beiträge produziert, ist zweitrangig (wobei ein IT-Magazin im Staatsfernsehen längst überfällig ist). Sinn und Zweck wäre die konsequente, langfristige Beackerung von Themen wie Datenspeicherung, eGovernment, Auswirkungen der neuen Medien aufs Bildungssystem und Ähnliches, nicht darum, mit Steuergeldern Pressemeldungen umzuschreiben. Selbstverständlich wäre eine vertikale *und* horizontale Integration dieser Themen mehr als wünschenswert. Alle, die mit der Keule des digitalkulturellen Niedergangs drohen, sollen sich die folgende Frage stellen: Wenn diese Themen wirklich so wichtig sind, sollten sie dann wirklich auf die einsame Insel verbannt werden? Wenn wir in der Informationsgesellschaft leben, wenn Internet und Co. in der Tat eine so große Rollen spielen, warum braucht man dann ein old-school Blog? Wäre es denn nicht wesentlich adäquater, die betreffenden Themen ins bestehende Angebot zu integrieren? Oder anders gefragt: wenn eGovernment Themen Relevanz besitzen, warum nicht im Politik-Ressort drüber berichten? Wenn wieder mal ein Innenminister mehr über seine Bürger wissen möchte, als das Gesetz erlaubt, warum nicht in der Innenpolitik drüber berichten? Fragen über Fragen, die eine „Genossenschaft“ der Cyber-Konservativisten wohl kaum beantworten können wird.

PS: Natürlich frage ich mich, ob in diesem Bereich ein politisch gesteuerter Staatsfunk wirklich der geeignetste Betreiber sein kann – Intervenieren können Politiker schließlich nicht nur bei Fernsehbeiträgen. Aber das ist ein anderes Posting und soll ein andermal erzählt werden.

0 Kommentare
  1. socialhack
    socialhack sagte:

    Das Ziel ist klar, nur der Weg nicht instantan. Das was Matrix & digital leben tut sollte definitiv gepushed werden und auch in TV seinen Platz finden.

    Aber wir sind nunmal (noch) eine special-interest-group und Redakteure die Themen für ein IT Publikum produzieren, sind nicht immer diejenigen für eine breitere Öffentlichkeit. Wir brauchen solche „Inseln“ um Kohärenz in der Szene zu schaffen.

    Und was ist so schlimm dran wenn der Apple-Fanboy weiter klickt und auch den nächsten einen Artikel über SWIFT liest?

  2. pyrker
    pyrker sagte:

    Ritchie, ich finde es wirklich beispiellos, mit welcher Vehemenz du hier gegen die Futurezone wetterst – ganz gleich, ob du mit der Einrichtung einer gscheiten IT-Redaktion im ORF recht hast oder nicht – die bestehende Redaktion samt ihrer externen Redakteure derart zu reduzieren auf Überschriften wie „Lange Wartezeiten für iPhone 4“ ist nicht korrekt. Selbstverständlich wurden neben Möchels Enfopol-Berichten viele andere exklusive Artikel veröffentlicht, das wissen auch die Kollegen von Heise.de. Ich werde nie verstehen, wie man einen ehemaligen Medienparnter/kollegen (du hast ja ebenso Gastbeiträge für Matrix + einmal FuZo geschrieben) derart runtermachen kann.

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Nein, das verstehst du völlig falsch; ich spreche der FuZo Redaktion keinesfalls ab, dass sie gute Artikel produziert hat. Ich denke, ich habe ausführlich argumentiert, worum’s mir im Kern geht: um das Verständnis eines öffentlich-rechtlichen Medienangebots. Die Art der Diskussion – auf der einen Seite posaunen wir immer groß die Medienrevolution und den Prosumer raus, auf der anderern Seite haben wir nichts besseres zu tun, als möglichst schnell nach Papa Staat und Genossenschaften zu rufen, wenn ein Blog eingestellt werden sollen – dünkt mich einfach Wunder.

      Problematisch finde ich an deiner Argumentation, dass du im Prinzip sagst: ich hab matrix-Beiträge gemacht und für ORF On Kolumnen geschrieben, und das zwingt mich jetzt zur ewigen Kritiklosigkeit? Dieser Art von „Sippenhaftung“ fühle ich mich definitiv nicht verpflichtet.

      Und nochmal: selbst die Publikation exklusiver Artikel ist keine Existenzberechtigung per se. Wie gesagt: wenn das Thema so wichtig ist, dann soll sich der ORF ernsthaft damit befassen und sowohl vertikale als auch horizontale Integration vorantreiben. Wenn für dich „wettern“ aber bedeutet, dass ich eine andere Meinung als der Großteil der Blogger und Tweeter vertrete, dann kann ich nur sagen: ja, ich wettere.

      • pyrker
        pyrker sagte:

        Die Problematik an meiner Argumentation ist, dass man sie auch so deuten kann wie du sie gerade auslegst. Gemeint habe ich nicht, dass du zu ewiger Kritiklosigkeit gezwungen bist. Wie kommst du auf die Idee? Das würde ich nie behaupten, schließlich habe ich ebenso einige Vorgänge im ORF öffentlich kritisiert (siehe http://scheissinternet.at), dann müsste ich mich ja gleich selbst „sippenhaften“.

        Ich meinte hingegen, dass niemand eine Redaktion derart negativ und inhaltlich falsch vorführen sollte – nicht einmal jemand, der früher ORF On Kolumnen geschrieben hat. Mit ausgesuchten „Agenturmeldungen“, dem expliziten Hinweis dass es nur einen einzigen guten Redakteur gäbe und dem sachlich falschen, und vor allem Volksmeinungs-tauglichen Vorwurf, dass der Löwenanteil der Meldungen „abgeschrieben“ seinen. Gerade von dir als Medienwissenschaftler erwarte ich hier wahrheitsgetreue Analysen. Der Aufhänger deines Beitrages ist die Abschaffung der Futurezone – darauf beziehe ich mich hier, nicht auf die allgemeine vertikale und horizontale Integration des Themas.

          • pyrker
            pyrker sagte:

            „Dass der Löwenanteil der Meldungen wie bei allen der ar ti gen Medien von den Big 3 (plus Heise in Europa) abge schrie­ben sind, will ich der FuZo auch gar nicht vor wer fen, die Redakteure kön nen ja nix dafür, „

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Wem denn Hinterhertreten? Alle anderen finden’s ja eh todtraurig, dass die FuZo eingestellt wird. Wundert mich, dass noch niemand einen Sitzstreik vor der Redaktion vorgeschlagen hat.

      Und ich nehm mal an, die Anonymität ist dem Redaktions-Maulkorb geschuldet? Schade, dass die Redakteure nicht mal offiziell sagen dürfen, wie blöd sie diese Entscheidung finden. Hmmm… vielleicht wär ein unabhängiges Blog doch besser? Aber das wird wohl kaum die Gehälter für eine mehrköpfige Redaktion zahlen, fürchte ich. Frei nach dem Motto „Wes‘ Brot ich ess‘, des‘ Lied ich nicht sing'“?

      • Ralf
        Ralf sagte:

        Wenn Du mal Deine ATV-Brille absetzen würdest, dann würdest Du es vielleicht auch verstehen. Es gibt überhaupt keinen rationalen Grund, weshalb die Fuzo abgeschafft werden sollte. Aber der Politik und den ORF-Direktoren ist das Blunzn. Hauptsache mehr Geld bzw. mehr Werbung.

        • pyrker
          pyrker sagte:

          Ja, die Erlaubnis für verstärkte Online-Werbung ist sicher ein Problem. Aber wieso wurde dem VÖZ dafür als Kuhhandel ausgerechnet die Futurezone zum Fras vorgeworfen? Dafür haben sie kaum ein vergleichbares Angebot. Techblogs sind zu speziell und nur der Webstandard als IT-Medium zu wenig. Die Leser werden nach Deutschland abwandern und sich wundern, warum Heise.de nicht über alle Österreich-relevanten Themen schreiben wird können.

          • Ritchie Blogfried Pettauer
            Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

            Nur eine kleine stilistische Anmerkung: „Kuhandel“ und „zum Fraß vorwerfen“ geht nicht wirklich zusammen. Aber es klingt gut und wird daher gern repostet.

            Vergleiche dazu auch „Kuhhandel“ von Ravensburger:

            Ein gewitztes Kartenspiel um schlitzohrige Kuhhandel und jede Menge verrückte Viecher. Wer hier nicht schachert, übers Ohr haut und sich ins Fäustchen lacht, der kriegt vielleicht ein Pastorenamt. Aber niemals vier gleiche Viecher auf eine Reihe.

          • graucho
            graucho sagte:

            „Textcontent ist in der Produktion per se nicht teuer“. das ist das allergrößte missverständnis in der ganzen diskussion und, verzeihung, richtig dumm. warum hat dann die nyt so viele redakteure, wo doch text nichts kostet? gerade selbstrecherchierte beiträge, und das waren die perlen der fuzo, kosten geld, weil recherche immer zeit und damit geld kosten. und die fuzo hat sich dabei genau der themen angenommen wie österreichische start-ups, die die verleger nicht mal ignorieren. bitte zuerst informieren, dann denken, dann posten.

  3. Sonja Bettel
    Sonja Bettel sagte:

    Antwort auf Ritchie „Blogfried“ Pettauer
    „Das FutureZone Drama: ein öffentlich-rechtliches Missverständnis

    „staatlichen österreichischen Rundfunks“ – du verstehst nicht oder willst nicht verstehen oder tust so als ob du nicht verstehen würdest, dass der ORF ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist und kein „Staatssender“ oder „Staatsfernsehen“. Ich wünsche dir nicht, dass du mal in Nordkorea oder einer anderen Diktatur leben musst, um zu erleben, was „Staatsfernsehen“ ist, aber vielleicht würdest du dann aufhören, ständig so einen Quatsch zu schreiben nur um der Quote willen – oder halt der Klicks in deinem Fall.

    sorgt nicht nur für Unmut in de „social media Szene“, sondern auch bei Menschen mit einem demokratiepolitischen Bewusstsein

    „multi-author-Blog“: eigentlich solltest gerade du, Blogfried, wissen, was ein Blog ist. Die Fuzo ist jedenfalls keines. Sie ist ein Medium, das von JournalistInnen gemacht wird

    Es geht auch nicht um die Gründung eines neuen Blogs über IT-Themen – und das weißt du ganz genau. Die Fuzo besteht seit 11 Jahren, sie ist eine Marke, sie hat ein unglaubliches Archiv und eine Expertise und ist im deutschsprachigen Raum und sogar darüber hinaus bekannt.
    Die Fuzo hat auch nicht „über jeden Rülpser von Steve Jobs und jede 0,0xte Android-Versionsänderung“ berichtet, aber wahrscheinlich hast du sie gar nie gelesen. Und schon gar nicht hat sie „redaktionell remixt“, sondern recherchiert, berichtet und kommentiert und auch Agenturmeldungen verarbeitet – wie jede Zeitung und jede Fernsehstation und jede Radionachrichtenredaktion.

    Bitte wo im ORF gibt es „verschiedene IT-Redaktionen“? Es gibt die Fuzo, Leute von FM4 und Matrix und Digital.Leben. Letztere beide ist eine Redaktion.

    „ein neues Kompetenz-Zentrum inner­halb des ORF zu schaf­fen, das jene Teil der IT-Berichterstattung abdeckt, die pri­vate Medien nicht leis­ten können.“ – was bitte soll das heißen? Soll der ORF schauen, was die anderen nicht behandeln, und dann die Krümel aufbereiten, die bei den Privaten vom Tisch fallen? Und was zum Beispiel würde dir da so einfallen?

    Du schreibst selber, dass du die Fuzo eigentlich nicht liest und schließt von einem Ereignis mit einem blöden Scherz (oder was immer das damals war oder immer noch ist), auf 11 Jahre redaktionelle Arbeit? Hm, vielleicht hast du wirklich nicht verstanden, was der Unterschied zwischen Bloggen und Journalismus ist (wobei ich damit nicht sagen will, dass Blogger nicht journalistische Arbeit leisten können, aber Bloggen an sich ist noch kein Journalismus).

    Die Fuzo hat nicht von Heise und anderen zwei (wem noch?) abgeschrieben, schon gar nicht zum Löwenanteil. Außerdem: wie willst du das wissen, wenn du die Fuzo nur „monitorst“ und nicht liest?

    „Weiße Elefanten“: alte Geschichte, was kommst du uns jetzt damit daher? Aber entschuldige, wer glaubst du, produziert jeden Tag 24 Stunden Programm auf 3 TV-Kanälen, 12 Radiosendern, mehreren Websites und früher auch noch Kurzwelle? Glaubst du, das produziert sich alles von selbst? Na ja, vielleicht glaubst du es ja wirklich…

    Die US-Serien sind übrigens das billigste glaube ich, zumindest die schlechteren.

    Und wie auhc Sven Gächter neigst du dazu, das ORF Management, die ORF-MitarbeiterInnen und das Unternehmen ORF in einen Topf zu werfen, kräftig umzurühren und dann noch ordentlich hineinzupissen.

    Im übrigen haben wir bereits „die geballte Kompetenz von FutureZone, Matrix, Digital Leben und Co.“ (was ist das Co.?) zusammengefasst. So viele Ressourcen gibt es nun auch wieder nicht.

    Wenn du schreibst, dass bei der Fuzo nur „Pressemeldungen umgeschrieben“ würden, dann betrachte ich das als persönliche Ehrenbeleidigung und beantrage als Strafe, dass du alle Fuzo-Meldungen der vergangenen 11 Jahre – zurückgehend von heute an – lesen und auf ihre Quellen überprüfen musst.

    Ritchie, worum geht es dir eigentlich? Das ist mir noch nicht ganz klar. Besonders konstruktiv ist das nicht, höchstens du bist das Sprachrohr von ÖVP oder FPÖ. Das ist einfach nur billige Quoten-Hascherei mit Draufhaun.

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Sonja, danke für deine ausführliche Stellungnahme!

      Das mit dem Mitlesen war wohl missverständlich ausgedrückt; ich meinte: ich lese die FuZo aus beruflicher Notwendigkeit, aus Privatinteresse würd ich nicht reinschauen. Und an die von dir konstruierte Dichothomie Blogger/echter Journalist hab ich noch nie geglaubt, so gut kennst du mich doch. Nicht, dass ich meine, Blogger wären so „gut“ wie Journalisten, ich denke lediglich, Journalisten sind genauso „biased“ wie Blogger. Aber es reden deutlicher weniger Chefredakteure mit.

      Zu den weißen Elefanten: die sind in der Tat ein Problem… frag mal die ORF Zeit- und freien Mitarbeitern, ob sie nicht lieber eine Anstellung hätten?

      Und mir Quotenhascherei zu unterstellen ist lächerlich… soviele Leute interessiert das Thema bei Gott nicht. Wenn ds sowie ORF On ein PI-orientiertes Portal wär, dann bräuchte ich mindestens 5 Meldungen am Tag und hätte heute über Herrn Dichands Tod schreiben müssen. Aber Quotenhascherei hab ich echt nicht nötig, hier läuft keine PI-Werbung, schau dich ruhig um :-)

      Aber in Summe denke ich einfach nur, dass wir halt beide unsere Vorurteile und definitiv andere Vorstellungen von den Aufgaben eines öffentlich-rechtlichen Staatsfunks haben. Ich glaube nämlich wirklich, dass der ORF im Wesentlichen die „Krümel“ auflesen sollte, die bei den Privaten unter den Tisch fallen. Nicht die unwichtigen, sondern die unrentablen Krümel. Ich seh keinen Sinn darin, mit Steuergeldern Privatfernsehen zu machen, ein Kanal würde auch völlig reichen.

      PS: Ich hatte schon intern eine Wette mit mir selbst laufen, wann die erste F-Keule kommt. Hat länger gedauert als erwartet, jetzt hab ich ein Cubra Libre gewonnen.

  4. ck
    ck sagte:

    Es sollte zumindest in der „Szene“, so heißt das doch, hinreichlich bekannt sein, dass der Onlinebereich dem ORF Cash bringt, nicht kostet (Auch genau deshalb ist sie ja dem VÖZ ein Dorn im Auge.) Aber interessante Unterstellung.

    Ähm, würde mich wirklich interessieren in welcher. Wirklich.

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Es hat keinen Sinn. Eines nur:

      Deine Einschätzung der Futurezone als Copy/Paste-Abteilung seh ich im freundlichsten Fall viel leicht als ein Versuch, dich als provokanter Lone-Rider zu gerieren

      Hast du den FuZo Newsletter abonniert? Guck mal nach und dann erklär mir nochmal den Mehrwert, z.B. gegenüber Corporate Twitter Accounts anhand des aktuellen NLs.

      Und wie du drauf kommst, dass ich die FuZo als Konkurrenz sehe, ist mir mehr als schleierhaft, vermutlich könnte man das auch als Kompliment interpretieren.

      PS: Ich hoff, der VÖZ lässt demnächst Ö3 abdrehen. Okay, um den Verkehrsfunk wär’s schade. Wusste gar nicht, wie unglaublich mächtig der VÖZ ist.

      • ck
        ck sagte:

        Hats tatsächlich nicht. Ich sage: Es scheint so. Und es „wäre“. Do Read. Über Ö3 können wir reden ;-)

        Und jetzt weißt dus. Ähm ja. Es gilt noch immer mein Angebot: „Aber solltest du auch hier, ein bisschen Facts haben wollen, die Du ja bei Deinen sonstigen Expertisen ganz, ganz sicher recherchierst, darfst Du Dich gern an mich wenden.“

        Und weil das Thema mehr verdient als Geheimwissen (see: Ö-Userzahlen) auf Twitter zu sein, brauchts meiner Ansicht nach breite Angebote, die auch in die Leute erreichen.

    • Thomas Thurner
      Thomas Thurner sagte:

      Ich glaube es zu ahnen: Wenn man in diesem Land ein bissl länger mit Medien zu tun hatte, hatte man schon mal schlechte Erfahrungen mit der Anstalt. Nicht weil die Readaktionen schlecht sind, oder weil die JournalistInnen nicht spitze wären, sondern weil man u.U. die Präpotenz eines Marktmonopolisten zu spüren bekam. Das passiert nähmlich nicht aus Böswilligkeit Einzener, sondern kommt bei marktbeherschenden Unternehmen praktisch automatisch vor. Der ORF ist nähmlich nicht nur der nette Öffentlich-Rechtliche, sondern halt auch ein Riesentanker, neben dem nur sehr schwer eine plurale Medienlandschaft zu erhalten ist. Und der ORF läßt halt auch nix aus, um diese Stellung weiter auszubauen, anstatt sich in etwas demütigeren Art auch um das Funktionieren des Ganzen zu kümmern. Da kann man schon mal ein kritisches Wort erheben – aber man muss nicht irgendwelche Redaktionen beschimpfen. Das bringt nur eines: Wehrhafte Solidaritätsbekundungen für den ORF. Ich denke der braucht aber keine Solidarität, die ist viel besser bei den Redaktionen und RedakteurInnen investiert.

  5. kris
    kris sagte:

    „der ORF müsste ein­fach seine Ausrichtung von Grund auf ändern […] auf ein klei­ne­res, fei­ners Programm kon­zen­trie­ren“

    Da geben Dir hier sicher alle Recht. Nur wie geht diese Forderung und die Schließung der Fuzo zusammen? Heiß das nicht eigentlich, dass man mehr und bessere Produkte wie die Fuzo machen sollte?

    • Christopher Clay
      Christopher Clay sagte:

      Ich stimme Ritchies Argumenten zwar mehrheitlich zu… aber wieso sollte der ORF bitte nicht Stand-Alone Online Projekte machen dürfen? Man darf doch öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag nicht auf ein sterbendes Medium beschränken.

  6. Steve
    Steve sagte:

    Da oben steht umge­schrie­ben, nicht abge­schrie­ben. Und da ist wohl was dran — dazu muss man kein Medienwissenschaftler sein, um das zu erkennen.!
    lg

    • graucho
      graucho sagte:

      es steht immer noch abgeschrieben oben.
      dieses argument ist ganz besonders dumm. viele redaktionen hängen an den selben newsquellen, kurz nachrichtenagenturen. nicht alle geben die quelle immer an, aber heise, standard (on- und offline) und die fuzo tun das. so gesehen könnte man auch locker sagen, dass heise und derstandard von der fuzo abschreiben.

      ganz grundsätzlich finde ich es erschreckend, wie viele leute es gut finden, dass man inhalte per gesetz vom markt schafft. last time checked herrschte in österreich demokratie.

  7. ck
    ck sagte:

    Also wenn man sich die vielen Kommentare anschaut hat sich der Faceboook-Eintrag ja gelohnt ;-)

    Zur FuZo:
    Wie hier schon geschrieben wurde hat die Futurezone ein gewaltiges Archiv an Artikel. Mit der Schließung gehen viele, wirklich gute Berichte verloren. Das kann’s doch nicht sein, oder? Die Futurezone-Kommentare sind größtenteils zwar sinnlos, aber hin und wieder entwickeln sich wirklich spannende Diskussionen. Vor allem wenn’s um die Anfänge des Internets geht.
    Es wäre wirklich schade wenn das alles ins Nirvana verschwindet.
    Und auch wenn ich den Vorschlag der Futurezone-Rettung unterstütze (eben wegen dem umfangreichen Archiv), ist klar dass die „neue“ FuZu niemals an die Qualität der alten heranreichen kann.
    Mit Ö1 Matrix bleibt uns wenigstens etwas.

  8. pippifax
    pippifax sagte:

    die „weißen elefanten“ mit der arbeit der redakteure zu verbrämen, finde ich nicht wirklich sinnvoll. zudem heißt es direktion und nicht mehr intendanz. da bist der zeit etwas hinterher oder hast schlecht recherchiert. und zwecks agenturmeldungen: ich kenne menschen, die für eine agentur UND orf online arbeiten. warum sollten die eine meldung zwei mal unterschiedlich formulieren? fragen über fragen…

  9. Maxi TB
    Maxi TB sagte:

    Ich habe die futurezone als politisches backdoor gesehen, nicht als ein blog, wo mich mehr als 10% der Beiträge interessieren.

    Ganz ehrlich, es gab (zumindest online) keine einzige Sparte, welche über ACTA berichtet hat. Und ja, Leute wie ich lesen Heise, Österreicher zu eben 99% nicht. So Dinge wie grenzwertig demokratiepolitische Spielchen in einer Welt der Digitalisierung sind wichtig einer breiten Masse zugänglich zu machen, den ich bin mir sicher, 99.9% der Österreicher haben keine Ahnung was ACTA ist und 99.9% der Medien haben ein berechtigtes Interesse nicht darüber zu berichten.

    Dies war jetzt nur ein Beispiel – es gab mehrere kleine Schmankerl, welche Informationsgehalt hatten, der sonst schwer oder nicht errichbar war. Und wenn nur 1 Österreicher plötzlich beginnt sich über solche Themen zu interessieren, weil er zufällig darüber gestolpert ist, dann ist das ein Gewinn für die Demokratie – 10x größer als in Deutschland, BTW.

    So long, GL2usall,
    Maxi TB

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Da sind wir ja eh einer Meinung – ich halte diesen Teil ebenfalls für sehr wichtig, weil ihn eben private Medien nicht abedecken. Natürlich sollte der ORF diese Themen covern, sinnvollerweise quer durch alle Programmangebote. Den „Techblog-Teil“ dagegen find ich nach wie vor entbehrlich.

  10. Link vom Diwan
    Link vom Diwan sagte:

    Erst mal find ich das gut, dass hier einer nicht reflexionsfrei mit dem allgemeinen Gesudere um das Thema synchronisiert. Es lohnt sich schon, mal darüber einen kritischen Dialog zu führen, ob das, was FuZo seit einiger Zeit ist, auch tatsächlich so unverzichtbar wäre. Ich orte ja bei den FuZo-Jesuiten eine ordentliche Portion „Gewohnheitstäterschaft“ und digitales „Stammbeisl-Verhalten“.
    Streng genommen ist FuZo seit geraumer Zeit „just another news-feed“ ohne eigenem Profil und darauf kann ich durchaus verzichten, auch wenn sie recht gut zusammenfasst. Und „future“ war sowieso immer Mangelware darin – für mich schon eine Art Themenverfehlung, auch wenn man Etiketten zur Entstehungszeit des Services wohl nicht so genau nahm wie man es in Zeiten boomender Social Networks tut.

    Die entscheidende Frage sollte wohl sein: „Was kann daraus werden?“
    Das Bestehende zu verlängern hieße die Chance ungenützt zu lassen. Für mich hätte es dann weiter Berechtigung, wenn es
    a) sehr klaren und intensiven Österreich-Bezug aufweist
    b) sich mit Veränderungsszenarien unserer Gesellschaft dialoghaft beschäftigt
    c) unabhängig von parteipolitischen Einflüssen wird (bleibt?)
    d) nicht als Promotion-Channel der IT-Industrie daher kommt
    e) sich für jedermann anschlussfähig zeigt.

    Und morgen ist Weihnachten ;-)

Hinterlasse einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar