Blogs und ihre Startseiten

Dem Blog und seiner Startseite

Seien mal wieder ein paar Gedanken zu widmen, schreibt Robert und – Überraschung! – recht hat er:

Sie – die langweilige und dahingeschusselte Startseite von Blogs – war mal eine nette Idee von Techniker-Menschen, die Blog-Systeme zusammengefrickelt haben. […] Diese Standardlösung führt lediglich dazu, dass Blogs bis heute ein extrem niedriges Aufrufverhältnis [Besucher zu Seitenaufrufen] haben und extrem hohe „Aufnimmerwiedersehen-Leserquoten“. Wie gesagt, die Startseite zeigt so gut wie nicht, was sich für tolle Sachen in den Untiefen verbergen. 99% aller Blogs sind eben unbekannt und keine Marke (denkt einfach an Spiegel Online… da weiß der Leser, was ihn grob erwartet).

Tatsächlich hinterfragen die wenigsten Blogger Sinn und Zweck des Eintrittsportals in die Untiefen des digitalen Tagebuchs: der Großteil der werten Besucher landet via Google, RSS, Twitter, Facebook und Co. sowieso auf Einzel-Artikeln (Stichwort Longtail) – und wenn sich anschließend oder auf direktem Wege mal eine/r auf die Startseite verirrt, dann soll man ihr/ihm doch lieber ein paar Highlights anstatt der letzten Beiträge zeigen:

Die meisten Leser schlagen auf einem Einzelartikel auf. Ob sie nun über Google kommen, über den RSS-Reader oder einen Verweis in den sozialen Informationsnetzen (Twitter, FB, G+). Eine kleine, aber nicht repräsentative Umfrage ergab, dass die Startseite selbst lediglich um die 10% – 20% am Besucheraufkommen ausmacht. 80% – 90% der Besucher schlagen auf Einzelartikeln auf. Was macht der Leser übrigens, nachdem er auf dem Blog aufschlägt? Wir nehmen an, dass die meisten Blogs auf 1,5 Seiten pro Besucher kommen. Sprich, von 100 Besuchern werden lediglich 50 eine zweite Seite aufschlagen. Die Absprungrate beträgt damit 50%.

Man muss ja nicht gleich radikal jegliche Chronologie von der Startseite verbannen – aber zumindest eine Mischung aus „featured“ und „up-to-date“ content birgt in der Tat eine Menge Potential. In dieselbe Kerbe schlagen übrigens Sidebar-Plugins, die eine Auflistung von Top-Beiträgen (nach Aufrufen, Likes etc.) generieren – der Leser soll zu längerer Verweildauer animiert werden, was nicht zuletzt Google mittlerweile sehr schätzt.

Roberts zählt einige Beispiele auf, prominentestes Beispiel ist sicherlich Mashable. Michael Walther plädiert aus eigener Erfahrung ebenfalls für durchdachte Startseiten-Teaser und betont die Wichtigkeit der schönen Verpackung:

Anrisse mit guten Bildern: Artikelseiten mit attraktiv gestaltenen Anrissen auf andere Artikel ausstatten. Die Anrissbilder müssen dabei auch kleinformatig aussagekräftig sein und gut aussehen. Mashable macht dies perfekt.
Bessere Titel: Ein guter Titel braucht Zeit. Es zahlt sich aus, diese zu Investieren. Gute Beispiele finden Sie in der Rubrik «Meistgelesen» auf den grossen Newsportalen.
Treffende Kategorien: Die Leser sind gekommen, weil Sie nach Informationen zu einem bestimmten Thema gesucht haben. Die häufigsten Suchbegriffen lassen sich mit Google Analytics eruieren, und die Kategorien entsprechend gestalten.

Frank Hamm ließ sich von den beiden Beiträgen schon mal zu einer neuen Startseite inspirieren und nutzt dazu das Grid-basierte Template Megazine.

Portfolio vs. Ein-Mann-Nachrichtenagentur

Mir spukten derlei Überlegungen auch schon eine Weile lang im Kopf herum, deshalb habe ich vor datenschmutz vor knapp zwei Jahren vom letzten Ultra-Edit hangeschnitzten Theme auf einen responsiven Kollegen umgestellt, konkret auf Construct von designerthemes. Neben der höheren Endgeräte-Flexibilität war die größere Gestaltungsfreiheit der Startseite für mich dabei maßgeblich: wie viele moderne Themes besteht die Startseite aus einem Content-Slider, der einzele Beiträge prominent darstellt sowie aus mehreren Boxen, die Meta-Infos und weitere Blogartikel (klassische chronologisch) enthalten.

Aussagekräftige Titel spielen seit der Frühzeit des Bloggens eine wichtige Rolle, die visuelle Komponente hat dank Facebook enorm an Relevanz gewonnen. Und wer die neue Bauernregel „Kein Posting ohne featured image“ befolgt, hat ohnehin genug Illustrationsmaterial für eine reich bebilderte Startseite zur Verfügung.

Diese Entwicklungen greifen Theme-Designer natürlich auf – mir ist aufgefallen, dass fast alle kommerziellen Anbietet ihre Designs mittlerweile in die drei Kategorien „Blog“ (also klassisches Timeline-orientiertes Tagebuch), „Magazin“ (Zeitungs-artige Startseite) und „Portfolio“ (optisch ansprechende Präsentation eigener Arbeitsproben) einteilen. Optimal wäre wie so oft die Blog-legende Portfolio-Magazin-Sau; wie stark die einzelnen Anteile jeweils gewichtet werden, hängt natürlich von den eigenen Inhalten und Zielen ab, aber ein bisschen was von allem darf schon dabei sein.

0 Kommentare
  1. Frank Hamm
    Frank Hamm sagte:

    Bei den WordPresstemplates habe ich festgestellt, dass es wohl wirklich in die Richtung „Blog-legende Portfolio-Magazin-Sau“ geht. Viele Selbständige oder kleine Unternehmen brauche von allem etwas IMHO

    BTW der Artikel lässt sich jetzt auch übers iPad aufrufen ;-)

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