Wie man Mailchimp Mailinglisten auf Deutsch umstellt (Und sich damit einen ärgerlichen Übersetzungsfehler einhandelt)

Wie man Mailchimp Mailinglisten auf Deutsch umstellt (Und sich damit einen ärgerlichen Übersetzungsfehler einhandelt)

Astrid, Starkolumnistin in Bildungskarrenz (aber sie sagt, sie schreibt wieder!), hat mich auf einen ärgerlichen, weil völlig sinnverdrehenden Übersetzungsfehler in der Mailchimp Opt-In Nachricht aufmerksam gemacht. Unter dem Button „Ja, melden Sie mich für diese Liste an.“ steht nämlich:
Wenn Sie diese E-Mail irrtümlich erhalten haben, löschen Sie sie einfach. Wenn Sie den Bestätigungslink oben nicht anklicken, werden Sie nicht abgemeldet.

Wenn Sie den Fehler beim ersten Lesen auch übersehen haben, dann geht es Ihnen wie mir. Aber dort steht in der Tat: „…“werden Sie nicht aBgemeldet.“ Es müsste aber selbstverständlich „nicht aNgemeldet“ heißen.

Wie man Mailchimp Mailinglisten auf Deutsch umstellt (Und sich damit einen ärgerlichen Übersetzungsfehler einhandelt)

Kleiner Buchstabe, große Wirkung – und nicht wörtlich zu nehmen.

Denn genau das ist ja Sinn und Zweck der im Großteil der EU verpflichtend vorgeschriebenen Double Opt-In Regelung für Newsletter-Betreiber: Hat jemand seine E-Mail Adresse angegeben, muss ihm der Newsletter-Anbieter eine Nachricht mit einem Verifikationslink schicken. Erst nach dem Bestätigungs-Klick darf er ihn zur Liste der Abonnenten hinzufügen.

Diese Prozedur stellt sicher, dass sich nur der tatsächliche Inhaber einer E-Mail Adresse anmelden kann und soll Missbrauch und Spam eindämmen – denn im Zweifelsfall muss der Listenbetreiber dieses Opt-In belegen können. (Alle gängigen Newsletter-Anbieter speichern Datum, IP und Zeitstempel des Opt-Ins im Profil des Abonnenten.)

Der Double-Opt-In Prozess funktioniert an sich völlig korrekt, nur die sinnverdrehende deutsche Übersetzung suggeriert etwas ganz anderes. Aber vermutlich schauen die wenigsten Nutzer überhaupt genauer hin.

Wie stelle ich die Sprache meiner Mailchimp-Liste um?

Das Problem tritt naturgemäß dann auf, wenn man die Spracheinstellungen einer Mailchimp-Liste auf Deutsch umstellt. Der Weg dahin ist übrigens nicht völlig selbsterklärend:

  1. Wählen Sie zuerst die Liste aus, deren Spracheinstellungen Sie bearbeiten möchten.
  2. Klicken Sie auf „Signup forms“ (NICHT auf „Settings“).
  3. Wählen Sie den ersten Punkt „General Forms“.
  4. Klicken Sie in der Tab-Navigation auf „Translate it“.
  5. Am folgenden Bildschirm können Sie die Standardsprache einstellen und die Formular-Beschreibungen übersetzen.
Wie man Mailchimp Mailinglisten auf Deutsch umstellt (Und sich damit einen ärgerlichen Übersetzungsfehler einhandelt)

Nicht leicht zu finden: Die Sprachumschaltung für die Standard-Texte verbirgt sich in den Tiefen der Formular-Optionen.

Der Mailinglisten-Betreiber kann auf diesem Weg zwar etliche Texte selbst anpassen bzw. übersetzen.

Nicht jedoch das Wording der Opt-In Nachricht verändern. Durchaus verständlich, denn der Service-Anbieter muss gesetzeskonform bleiben und sicherstellten, dass der Empfänger korrekt informiert wird. Genau das verhindert allerdings besagter Übersetzungsfehler, und deshalb habe ich vor zwei Wochen via Kontaktformular eine ausführliche Nachricht an Mailchimp geschickt. Leider seit 2 Wochen ergebnislos.

Dass sich der Newsletter-Weltmarktführer nicht gerade kontaktfreudig gibt, stimmt mich keineswegs optimistischer. Support steht nur zahlenden Kunden zur Verfügung (aktuell reicht mir die Gratisversion noch völlig aus), ob die Nachricht angekommen oder in der virtuellen Rundablage verschwunden ist, hab ich bis dato nicht erfahren.

Wie man Mailchimp Mailinglisten auf Deutsch umstellt (Und sich damit einen ärgerlichen Übersetzungsfehler einhandelt)

Hey, Lust auf eine Spritzour im Cabrio? Nur heute auf unserer Homepage!

Bei der Gelegenheit hab ich die Mailchimps auch gleich auf eine zweite fantasievoll gestrickte Übersetzung hingewiesen. Bestätigt der Nutzer sein Abo, gelangt er auf eine von Mailchimp gehostete „Anmeldung bestätigt“ Seite. Die enthält zwei Buttons. Der untere ist mit „Ihre Einstellungen verwalten“ richtig übersetzt, der dagegen ist unfreiwillig komisch mit Fahren Sie auf unserer Website beschriftet.

[UP/date] Das mag für einen Hobbyblogger ja gerade noch gehen, ist im professionellen Kontext aber definitiv ein Stimmungskiller. Ich dachte zuerst, man könnte die angesprochenen Texte nicht selbst übersetzen. Dankenswerterweise hat mich aber Mario Knebl von e-performance.at darauf hingewiesen, dass Mailchimp sehr wohl sämtliche Übersetzungen zugänglich macht.

Im ersten Schritt muss unter „List – Settings – List name and defaults“ die Double Opt-In Funktion aktiviert sein. Anschließend kann man im Bereich „Signup Forms – General Forms“ mittels Dropdown sämtliche Texte – Confirmation Mails, Captcha-Landing Page, Bestätigungs-Seite etc. sowohl Design als auch Inhalt völlig frei anpassen. Strings, die nicht direkt im Editor bearbeitbar sind, findet man im Tab „Translate it“.

Wie man Mailchimp Mailinglisten auf Deutsch umstellt (Und sich damit einen ärgerlichen Übersetzungsfehler einhandelt)

Via Dropdown wählt man die jeweilige Nachricht / Landing Page, deren Übersetzung bzw. Design man anpassen möchte.

 

Wie man Mailchimp Mailinglisten auf Deutsch umstellt (Und sich damit einen ärgerlichen Übersetzungsfehler einhandelt)

Einige Texte können direkt im Editor angepasst werden, die übrigen Strings (z. B. die Button-Beschriftungen) finden sich im Tab „Translate it“.

[/UP/date]

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Wieso denn überhaupt Mailchimp und nicht Aweber?

Beide großen Anbieter haben ihre Vor- und Nachteile. Ich habe 10 Jahre lang Aweber verwendet und bin Ende letzten Jahres auf Mailchimp umgestiegen. Den Ausschlag gab aber letztendlich die Option, deutschsprachige Opt-In Mails verschicken zu können (bei Aweber laut Support nicht möglich). Kurz zusammengefasst:

Mailchimp

  • großartiger, einfach bedienbarer Editor
  • hervorragende Automatisierungs- und Segmentierungs-Features
  • Versand über die eigene Domain möglich (via DNS-Eintrag)
  • Gratis-Version für bis zu 12.000 Mails pro Monat bzw. 2.000 Nutzer
  • Single Opt-In möglich
  • kein Support für Nutzer der Gratis-Version
  • bei gleicher Subscriber-Anzahl ist die Pro-Version geringfügig teurer als Aweber
  • verpflichtendes Mailchimp-Footer-Badge in der Gratisversion
  • Mailchimp blockiert manche Affiliate-Links

Aweber

  • wesentlich günstiger bei großem Mailaufkommen (Preis richtet sich nach der Abonnentenzahl, Mails sind unlimitiert
  • hervorragende Automatisierungs- und Segmentierungs-Features
  • inkludierte Bibliothek an Stock-Photos
  • Single Opt-In nicht möglich
  • Kein kostenloses Angebot
  • Maileditor aus der Kategorie "Man gewöhnt sich an alles, wenn’s sein muss"
  • weniger Möglichkeiten bei der Automatisierung
  • keine Übersetzungs-Optionen
  • komplizierter bei der Einrichtung automatisierter Kampagnen

Für große, internationale Newsletter würd ich Aweber nehmen, im deutschen Sprachraum fühle ich mich bei Mailchimp wesentlich besser aufgehoben. Liest man ältere Vergleichsartikel, so schneidet Aweber meist besser ab. Das hat in erster Linie aber damit zu tun, dass die Automatisierungs- und Segmentierungsfunktionen erst seit kurzem allen Mailchimp-Nutzern, also auch denen mit Gratis-Account, zur Verfügung stehen.

Ich wüsste jedenfalls keinen Grund, warum jemand, der pro Monat weniger als 12.000 E-Mails an weniger als 2.000 Abonnenten verschickt, sich für Aweber entscheiden sollte. Ein Lock-In ist jedenfalls nicht zu befürchten: Der Wechsel in beide Richtungen ist dank Subscriber-Exportfunktion recht rasch erledigt.

Fazit: Mailchimp ist ziemlich perfekt, wäre da nicht der eingangs erwähnte Buchstabenverdreher. Das mag zwar Jammern auf hohem Niveau sein, berührt allerdings ein rechtlich durchaus sensibles Gebiet. Erreichbar ist der Support nur für zahlende Nutzer (verständlich bei einer so gut gepflegten und umfangreichen Knowledge-Base), aber ich hab mein Anliegen an das Legal Department geschickt. Vielleicht klappt’s ja noch, gemäß der alten Gameshow: „Ich kaufe ein N und möchte lösen!“


Titelbild: tairygreen / Fotolia

14 Kommentare
  1. Mario Knebl
    Mario Knebl sagte:

    Hallo Herr Pettauer,

    der Text für das Opt-In kann sehr wohl umgestellt werden. Zuvor muss jedoch sichergestellt sein, dass im Bereich Settings > List name and defaults das double opt-in aktiviert ist. Ist dies der Fall, kann bei den Signup forms das „Opt-in confirmation email“ ausgewählt werden.

    • Ritchie Pettauer | Online Marketing Berater
      Ritchie Pettauer | Online Marketing Berater sagte:

      Hallo Herr Knebl,

      vielen Dank für Ihren Hinweis! Ich hatte die Liste auf Double Opt-In gestellt, aber die Confirmation E-Mail im Dropdown komplett übersehen – werd den Beitrag gleich mal entsprechend updaten.

  2. Markus
    Markus sagte:

    Ich mag mailchimp zwar auch sehr gern. Finde die angebotene deutsche Übersetzung oft sehr holprig und passe es deshalb immer selbst an.

    Danke für den Hinweis, das ist mir bis jetzt auch durchgerutscht!

  3. Berkler
    Berkler sagte:

    Kann mir jemand hierbei weiterhelfen: ich habe neue E-Mail-Adressen für meinen Newsletter gesammelt, die sich nicht über die Webseite angemeldet habe und möchte diese nach Import in eine neue Liste in das Double-Opt-in schicken, wie geht das?

    • Ritchie Pettauer
      Ritchie Pettauer sagte:

      Hallo Berkler, das geht gar nicht – wenn du importierst, dann musst du via Checkbox bestätigen, dass Du das Einverständnis hast.

      Die Abonnenten müssen zu dem Zeitpunkt, wo du ihre Adressen importierst, das Einverständnis *unbedingt* bereits gegeben haben, ansonsten ist schon das Opt-In unzulässig.

  4. Jürgen
    Jürgen sagte:

    Hallo Ritchie,

    designe gerade unsere neue HP. Da soll auch eine Newsletter-Anmeldung rein und weil mein WP-Theme (Enfold von kriesi.at) MailChimp so schön integriert, dachte ich mir, das wäre die naheliegendste Lösung.

    Die Integration war auch tatsächlich einfach, inkl. Einrichtung des MailChimp-Accounts. Aber dann bin ich ebenfalls auf die von Dir beschriebenen Übersetzungsfehler gestoßen – und wir sind inzwischen in der 2. Novemberhälfte!
    Sorry, einfach nur peinlich. Und für ein professionelles Umfeld absolut nicht brauchbar!

    • Ritchie Pettauer
      Ritchie Pettauer sagte:

      Ja, das ist komplett lächerlich – und ich habe wirklich lange gebraucht, um diese ganzen Variablen zu finden. Letztendlich kann man alles umbiegen, aber es ist sinnlose Arbeit, die sich bei jedem deutschsprachigen Newsletter wiederholt… abgesehen davon liebe ich Mailchimp ja heiß, aber diese Übersetzung ist wirklich schwach.

      • Jürgen Voskuhl
        Jürgen Voskuhl sagte:

        Hatte denen auch eine E-Mail geschickt. Zu meiner Verwunderung haben die tatsächlich innerhalb von weniger als 48 h mit der Anleitung, wie man das ändern kann, geantwortet!
        Und ja, ich habe natürlich auch die Zeit investiert. :-(

        Da Du und ich sicher nicht die beiden einzigen sind, von denen die zum gleichen Thema angemailt wurden… Schwach, ganz schwach!

        Werde es jetzt mal mit Newsletter2Go probieren…
        Im Hinblick auf den ganzen DSGVO-Kram finde ich es ohnehin sinnvoller, Daten möglichst NICHT über die EU-Grenzen hinaus zu bewegen, wenn das nicht unbedingt erforderlich ist.

  5. Fabian
    Fabian sagte:

    Hallo Ritchie,

    Vielen Dank für die ausführliche Anleitung und auch für den Hinweis in der Bestätigungs E-Mail. Habe meinen Newsletter gerade neu eingerichtet für meine Seite und bin sehr dankbar dafür eine so tolle Erklärung gefunden zu haben.

    Fabian

  6. Dominique
    Dominique sagte:

    Vielen Dank für deinen Artikel. Habe darauf hin gleich mal die Texte genauer geprüft.

    Ein Problem ist dabei aufgetaucht:
    Ich habe einmal den Text nicht in „Translate it“ korrigiert, sondert direkt im Vorschaufenster bei „edit“ bearbeitet. Seitdem wird dieser Text nicht mehr übersetzt… Was mache ich nun?
    Ich habe schon versucht, in der jeweiligen Sprache den „Translate it“-Text einzufügen, damit Mailchimp die Sätze zum Übersetzen erkennt. Funktioniert aber nicht.

    Kann mir jemand weiterhelfen?

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