Die 9 Live Affäre: eine Fernsehsimulation

Die 9 Live Affäre: eine Fernsehsimulation

Live-Quiz-Fernsehen hat in der Tat eine ganz neue Ära der Niveaulosigkeit in die wunderbare Welt der Fernsehunterhaltung eingebracht – professionelle Medienpessimisten wie Neil Postman oder Günther Anders hätten kaum vermutet, dass sich die Regie nicht mal mehr die Mühe macht, die eigene Simulationstaktik zu verschleiern.

Geschäftsführer Marcus Wolter lässt sich mit den Worten zitieren: „9Live ist Vorreiter für transparentes, chancengleiches und faires Call TV.“

Und in der Tat – das folgende Video belegt zumindest, dass man eine Menge von der guten alten Transparenz hält im Hause 9 Live – wer braucht denn noch die lästigen Antworten auf die Fragen, wenn ohnehin klar ist, dass die Anruferin eine wohlbekannte erfolgreiche Quizzerin ist? Wär doch auch mal ein ganz neuer Ansatz für die Millionenshow: „Sie wissen eh immer alles, nehmen’s doch gleich die Million und gehn’s nach Hause!“

Link: sevenload.com

[via Jan’s Technik-Blog]

14 Kommentare
  1. clown_iza
    clown_iza sagte:

    großartig! und das ist kein „behind the sceens“, „deleted trials“ oder sowas?

    Im Spitt machen wir das nächstes mal auch so. wir brauchen die fragen nicht beantworten, gebts die gin tonic her, wir wissen eh immer alles ;))

  2. Liliana
    Liliana sagte:

    Wer weiß warum die Dame so bekannt ist? Irgendwer muss sich das „Quiz“ ja auch ausdenken :mrgreen:
    Oder wer mehr weiß als Moderator plus Kameramann ist eh zu schlau für 9live :wink:

  3. Karl Neumann
    Karl Neumann sagte:

    Habe bei everflux.de auch etwas über 9 Live entdeckt. Frage mich ob es alles der Wahrheit entspricht :?: Da ich ja vor 2 Wochen 150 Eur gewonnen habe. Aber auch arbeiten ja Ex-Big Brother Stars bei 9 Live. Die würden so einen Scheiß nicht mitmachen. :wink:

  4. klausens
    klausens sagte:

    Sehr geehrter Herr Milski,

    ich schreibe diesen OFFENEN BRIEF an Sie, weil ich Sie einerseits sympathisch finde und andererseits doch überaus erschüttert bin.

    Sie treten hier und dort auf und geben sich als der nette Kerl, der Mensch von Nebenan, der Junge mit Herz. In der Sendung BIG BROTHER achten Sie als (Außen-)Moderator immer darauf, für jedes Tränchen hier oder da auch einen Trost zu vergeben, und sei es nur durch eine kurze Umarmung.

    Man denkt: „Der Jürgen“ ist ein ganz netter Mensch.

    Dieses ist aber nur die eine Seite der Medaille. Und zwar die Seite, die Sie gerne darstellen wollen.

    Zugleich aber, und das ist das Schlimme an allem, täuschen Sie aktiv und offensiv Millionen von Menschen, die Ihre Sendungen zum „Gewinnen“ unter ganz falschen Gewinnhoffnungsvoraussetzungen ansehen. (Als Beispiel ein Auszug der von Ihnen moderierten Sendungen – OHNE BIG BROTHER – in der Woche 11.2.2008 bis 17.2.2008, von Ihnen selber veröffentlicht, auf Ihrer Homepage, unter „Tourdaten“.)

    13.02. Mittwoch Moderation bei 12:30 – 15:00 Uhr: Bei uns
    13.02. Mittwoch Moderation bei 23:00 – 02:00 Uhr: Call Big Brother
    14.02. Donnerstag Moderation bei 12:30 – 15:00 Uhr: Bei uns
    15.02. Freitag Moderation bei 23:00 – 02:00 Uhr: Call Big Brother
    16.02. Samstag Moderation bei 18:30 – 21:30 Uhr: Der unfassbare Gewinn
    16.02. Samstag Moderation bei 23:00 – 02:00 Uhr: Alles auf Rot
    17.02. Sonntag Moderation bei 18:30 – 21:30 Uhr: Der unfassbare Gewinn
    17.02. Sonntag Moderation bei 23:00 – 02:00 Uhr: Alles auf Rot

    Das sind immerhin 8 Sendungen von einigen Stunden Gesamtlänge. In diesen Sendungen geht es überaus seltsam zu.

    Die Menschen werden aufgerufen anzurufen (immer wieder: anzurufen) … und bezahlen für jeden Anruf Geld. Auf Dauer natürlich sehr viel Geld. Dieses Verfahren des zum-Anrufen-Animierens geht bisweilen über Stunden so. Oft wird Druck ausgeübt: durch eingeblendete Digital-Uhren, durch eine laute und hektische Stimme, durch Geräusche, durch diesen Buzzer und anderes – Aber wer gewinnt? Und wann? Und wie oft? Und nach welcher „Logik“?

    Man weiß, wie der Sender 9LIVE hier Menschen im schlechten Sinne „verführt“.

    Und man weiß auch, dass es nichts mit „Gerechtigkeit“ zu tun hat, sondern dass hier ein Redakteur oder Aufnahmeleiter oder Regisseur oder Wer-auch-immer irgendwann nach Gutdünken entscheidet, wann überhaupt ein Anrufer in die Leitung kommt. Der scheinbare Zufall des Glücks ist eine verzögerte Willkür eines Mannes, der immer das „eingehende Geld“ im Auge hat, welches sich durch die Anrufe selber für den Sender generiert.

    Die Zuschauer aber denken tatsächlich, sie bräuchten nur Glück zu haben. Und dieses „Glück“ würde zumindest gerecht vergeben.

    Dieses Call-In-System ist meiner Meinung nach im höchsten Maße verwerflich.

    Noch verwerflicher aber ist, dass Sie aktiv an diesem Unterfangen mitwirken, Herr Milski, und keinerlei Scham zu kennen scheinen. Der „liebe Jürgen“ ist wissentlich und wollentlich daran beteiligt, den Menschen Geld aus den Taschen zu ziehen.

    Ich möchte an dieser Stelle nur an EINEN kritischen Beitrag erinnern, der dieses Tun von 9LIVE und anderen Sendern aufgreift. Ein Beitrag der Sendung PLUSMINUS vom Mai 2007. Darin berichteten zwei ehemalige Mitarbeiter von 9LIVE.

    Nach den Vorgaben soll der „Hot Button“ bei Call-In-Gewinnspielen auf dem Zufallsprinzip basieren. Aber: Ausschlaggebend für den Zuschlag des „Hot Buttons“ sei auch die Anzahl der Anrufer, aus denen sich der Sender finanziert, sagten die ehemaligen 9Live-Mitarbeiter dem ARD-Magazin „Plusminus“. (Sehen Sie auch diesen ARD-Textbeitrag zum Thema:

    An dieser Stelle ist nicht der Platz, die ganzen Vorgänge im Einzelnen aufzuführen. (Sie werden diese ja kennen!)

    Es erschließt sich aber sehr schnell jedem wachem Beobachter der Sendungen, dass hier nicht alles human und anständig zugehen kann. Hinweise auf „Treffen Sie die freie Leitung“ bzw. „Treffen Sie die freie Leitung im richtigen Moment“ – wobei niemand die „freien Leitungen“ noch das „Treffen“ am Bildschirm sehen kann – sprechen für sich und sind per se alles andere als vertrauenswürdig – zumal wenn kein offiziell bestellter Notar im Studio zu sehen ist, der hier mit seinem Namen und seinem Amtstitel dafür birgt, dass alles rechtens und sauber und 100% anständig ist.

    Dass dieses Tun von der „Bayerische Landeszentrale für neue Medien“ immer noch geduldet wird, ist ein extra Kapitel der traurigen Angelegenheit.

    Bayerische Landeszentrale für neue Medien
    Heinrich-Lübke-Str. 27
    81737 München
    Telefon: 089/6 38 08 – 0
    Fax: 089/6 38 08 – 340
    E-Mail: blm@blm.de

    Hier sehe ich auch einen großen Unterschied zum LOTTO, beispielsweise, weil dort die Gewinne klar und logisch in Abhängigkeit von eingezahlter Summe und Trefferquote ausgeschüttet werden. LOTTO ist im Prinzip von Einzahlen und Ausschütten noch durchschaubar. Die Ziehung der Lottozahlen stellt reales Geschehen dar, notariell dauerhaft und sehr akribisch geprüft, mit real kontrollierbaren Konsequenzen. Sofern man die richtigen Zahlen getippt hat, bekommt man auch mit Sicherheit den Gewinn.

    Die Geld-Gewinnsendungen von 9LIVE (und anderen Sendern dieser CALL-IN-TV-Hausse) funktionieren aber so nicht.

    Mein Brief appelliert an Ihre Moral und an Ihr Gefühl von Scham, Herr Milski.

    Wie können Sie ernsthaft solche Sendungen moderieren und dadurch auch mitverantworten, und zugleich in der Öffentlichkeit den „Guten Menschen von Köln“ spielen wollen?

    Das geht doch nicht!

    Kommen Sie zurück in die Zone wahrer Menschlichkeit! Lassen Sie die Call-In-Sendungen bei 9LIVE einfach sein. Setzen Sie sich vielmehr aktiv für die Verhinderung solcher Sendungen ein!

    Konzentrieren Sie sich fortan auf Ihre Karriere des Singens und der Moderation. Bleiben Sie dabei immer anständig!

    Verdienen Sie Ihr Geld nur, wo die Menschen nicht mit Absicht getäuscht und wissentlich um ihr Glück betrogen werden. Verdienen Sie nur da Geld, wo Sie ein reines Gewissen haben und haben können!

    Ihr Herz und Ihre Seele und viele, viele Menschen werden es Ihnen danken!

    Herzlich: Klausens = Klau|s|ens, Armer Weltkünstler der reichsten Täuschung

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