Die Kolumne #80 (September 2007)
Die Kolumne erscheint regelmäßig in the gap.
Diesmal: Päpste kommen mit Pomp, ein Meer von Monatsmagazin zieht über’s Land und frißt Heuschreckenschwärme.
Eine nicht näher genannt werden sollende Frauenzeitschrift rief unlängst anläßlich Darth Vaders Inlands-Visite seine ihre Schäfchen auf, respektlose T-Shirt und Stickersprüche für den Besucher seiner heiligen Exzellenz einzusenden. Daß im folgenden Monat die mit unüblich-üblen Pomp und üblichen-übrigen Kosmetika-Proben angeheizte Version sanglos nicht in die verlängerte Auswertung ging, läge ganz allein am Mangel an harmlosen Sprüchen. „Wir wollen uns nicht mit der Rechtsabteilung des Vatikans anlegen“, erklärte mir Brigitte vertraulich, nachdem ich das übliche Non-Disclosure Agreement widerwillig unterzeichnet hatte.
„Okay, ich werde nicht drüber reden, zumindest nicht in meiner Fernsehsendung,“ hatte ich, beleidigt und präventiv als Klatschonkel eingestuft, geantwortet und mit Blut meine drei X unter den letzten Paragraphen gesetzt. „Aber ich werde früher oder später darüber schreiben, denn neben Wolfgang Fellners beherz- und -hirnten Kommentaren zum Staatsgeschehen in Österreich im Österreich darf zumindest eine zweite Kolumne sich des der Leserschaft Entgegenschleuderns von unbequemen Tatsachen nicht entsagen, -halten und -schreiben, dachte ich in komplizierten Präpostionals-Adverbial-Dingsbums Konstruktionen. Ich zumindest hätte sofort ein T-Shirt mit dem Siegeraufdruck gekauft:
Der Papst verspricht seinen Besucher die Vermehrung der Verklärung /
meine Gäste sind zwar sehr dumm, doch damit kriegt er sie schwer rum:
ich betreib‘ das einzige Bordell / in Mariazell!
***
Leicht beunruhigt hatte mich die Einkommenssegment-Analyse, die Tante Brigitte im Auftrag von pettauer.net Consulting mit der Frau und dem Mann von der Straße, großteils gegen deren Willen, „durchgeführt“ hatte. Eine solche Kundensegmentanalyse sei unerlässlich, wenn man Medienprodukte monetarisieren möchte, hört man. (Ich möchte nämlich hier innerhalb der Kolumne in Zukunft Werbung verkaufen – nach demselben System wie diese Backlinkvermietung im Internet. Kunden kaufen einzelne „Keywords“, und ich schreib dann dahinter in eckige Klammern eine URL hin. the gap hat derzeit einen Page Rank von über 100, da kann keine Internetseite [https://datenschmutz.net] mithalten. Aber bitte erzählen Sie meinem Chefredakteur Thomas Weber nichts davon – ich hab vor über 10 Jahren diesen Knebelvertrag unterschrieben, der mir verbietet, Werbung innerhalb meiner eigenen Kolumne zu verkaufen – jung und dumm halt. Also kontaktieren Sie meine Brokerin bitte direkt unter: tante.brigitte@trendforscher.net.)
Jedenfalls konnte mich Brigittes Ergebnisse wenig überraschend: „Dass 75% meiner Stammleser kein einziges Wort deutsch verstehen, leuchtet mir ja noch ein. Aber 50%, die bereits eine mehrfache Geschlechtsumwandlung hinter sich haben? Das erscheint mir ebenso unglaubwürdig wie die bloß 25%, die regelmäßig BHs tragen und ihren Intimbereich rasieren…“
„Was weiß ich als gelernte Kunsthistorikern und Pussy Make-Up Artist schon von Sozialforschung? Vielleicht hätte ich mehr als vier Personen befragen sollen, und ja, vielleicht hätte ich Interviews nicht am Set und im Bett führen sollen, aber du wolltest die Ergebnisse ja unbedingt innerhalb einer Woche.“
So verstrich also eine weitere Chance, alles über Sie, werte LeserInnenSchaft, zu erfahren. Aber vielleicht kann ich der nächsten Kolumne ja direkt einen Fragebogen beilegen.
tja, da hat wohl tantchen viel spass gehabt!