Die Kolumne #83 (Jänner 2008)

Die Kolumne #83 (Jänner 2008)

Diesmal: Das Analphabet der Schieferplatten, heute: A-Z [special edition]
„In der Kürze liegt die Unterwerfung des Arbeiters unter den Großkopferten,“ dachte sich Marx und überschrieb sein gesamtes Kapital einem linken Verleger. Nur um in den hektischen Tagen vor Weihnachten von zwei Wortwiederholungen in der Redaktion förmlich überfallen zu werden!

„Es bleibt kaum Raum für Wortwiederholungen, der durchschnittliche Zeitungsartikel wurde in den letzten 42 Jahren um 42 Zentimeter kürzer, haltbarer oder halbgarer“, allerdings könnte es sich auch um einen Übersetzungsfehler der altchinesischen Übersetzer handeln, hatte man uns seinerzeit im Studium noch eingepaukt. „Unter den rhetorischen Stilmitteln entspricht die absichtliche Wortwiederholung mehr und mehr einem speziellen Analverkehrs-Gleitmittel mit Capsaicin: Selbstbestrafung synchron zum Reiz des Verbotenen, und medizinisch betrachtet ob der Chili-Placebo Wirkung völlig harmlos. Besinnlichkeit, hoher Flutschfaktor und integriertes schlechtes Gewissen in einer harmlosen kleinen Dosis.“ „Ach hör mir doch auf mit der alten katholischen Selbstgeißelungs-Leier! Du glaubst wohl, Angehörige schamanischer Stammesreligiönen kennen keine Catholic Guilt?“ antwortete mein digitaler Assistent. „Nein, tut ihr nicht,“ erwiderte mein Widersacher um diesen gutbezahlten Innen-Minister-Job in einem der unpopuläreren europäischen Randländer, worauf ich nur noch sagen konnte: „Fühlen sich Buddhisten denn nicht auch höllisch schuldig, wenn sie wegen ihrer Weihnachtseinkäufe die Sangha und den Dharma vernachlässigen? Und die Wortwiederholung?“ Aber wenn ich sage, das trug sich alles so zu! Lange bevor Daniela Zeller das berühmte Streitgespräch zwischen Uri Geller und André Heller moderierte und weite Teile des Feuilletons im Spätabendprogramm in sich selbst kollabierten. Da kann ja kein Platz bleiben für Wortwiederholungen, schimpfte Marx seinerzeit zu Recht.

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