Der Standard im Kleinformat

Die Tageszeitung Der Standard Kompakt – Das Kleinformat

Was bin ich erschrocken, als heute die erste kleinformatige Ausgabe des neuen Standards für Kurzarmige und Hundebesitzer vor der Wohnungstür lag! Das ist einfach…. nicht richtig. Wie ein Hybridwesen aus dem Labor, Frankensteins Zeitungsmonster: eine Abdomination, erschaffen in bester Absicht, aber doch ein Frevel an der natürlichen Ordnung… ach was, ganz so schlimm ist der Standard Kompakt überhaupt nicht. Die Grafiker dort haben bloß recht wenig Ahnung von A4-plus-ein-bisschen-was-Layouts, deshalb liest sich die Zeitung rein optisch so charmant wie ein Bezirksblatt, das die Anzeigen durch Presseagentur-Meldungen ersetzt hat.

Der Standard und eine österreichische Satiretageszeitung im Größenvergleich.

Dabei kannte meine Freude in gewissen Grenzen keine Grenzen, als mir ein sich selbst terminierendes, sechswöchiges Testabo für lau angetragen wurde – denn niemand hasst Großformate mehr als ich: beim Motorradfahren auf der Autobahn fliegen dir ständig große Vögel in die Zeitung, im Bett sieht man beim Umblättern kaum mehr auf den Fernseher. Die große Chance, die sich durch den geringen Umfang des Standard Kompakt böte, lässt die Redaktion leider ungenutzt verstreichen. Ein Beispiel von Seite 20, Rubrik „kurz gemeldet“: 4 Meldungen, 2x APA, 1x DPA, 1x red – letzere mit dem Titel „Erratum“.

In den besten Momenten reicht die Qualität der Untertitel fast an fellneröses Buntpapier ran, wenn etwa in der Rubrik „Netbusiness / Wissenschaft“ der Artikel „Ein Internet für Roboter“ mit dem Lead beginnt „Was Roboter Franz nicht kann, lernt er künftig von seinem Kollegen Josef.“ Soll der kompakte Standard, was er nicht kann, künftig von seinen Kollegen Österreich und Heute lernen? Ohne wirklich zukräftige Artikelüberschriften wie „Warum Peter Pilz diesen afrikanischen Baum zersägte“ (1) wird das nix an den U-Bahn-Stationen.

Aber dort soll der Standard Kompakt ja auch gar nicht aufliegen, vielmehr handelt es sich um einen Testballon, der klären soll, ob Interesse an einem Produkt im kleineren Format besteht. Ich hab darauf eine klare Antwort: ja, wenn’s nix kost…

Outtakes / Making of

Standard Shooting


(1) In Anlehnung an die legendärste Österreich Schlagzeile ever: „Afrikanerin zersägte diesen Straßenbahnfahrer“

0 Kommentare
  1. aal
    aal sagte:

    Die zwei besten Schlagzeilen von „täglich alles“ waren: „Klestil, wann gibst du die Löffler ab?“ und „Schweinchen Babe: Sie machten Schnitzel aus ihm.“ Und legen­därste Schlagzeile im Standard: „Ortstafeln: Haider verrückt“

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