digsby: das Schweizer Taschenmesser für Geeks

digsby: das Schweizer Taschenmesser für Geeks

digsbydigsby ist gebenedeit unter den Instant Messengern – wobei diese Bezeichnung fast eine Beleidigung für diese E-Mail-legende Social Media Wollmilchsau darstellt: denn die Desktop-Software für Windows beherrscht nicht nur alle gängigen Chatprotokolle, sondern bietet dem User eine äußerst gelungene Zentralperspektive auf seine gesamten Social-Network Aktivitäten. Wer sich schon immer eine gemeinsame Kontaktliste für Live Chats, Facebook Twitter, Linked-In und Co. gewünscht hat, wird von digsby schlichtweg begeistert sein.

Als das Internet noch die Versionsnummer 1.0 trug und die Aufsplittung in verschiedene Chat-Systeme (IRC, ICQ, MSN, Yahoo…) die Installation mehrerer Messengers parallel langsam lästig wurde, tauchten Multi-Protokoll Tools wie Trillian auf, das unter einer übersichtlichen Oberfläche und einer gemeinsamen Kontaktliste alle Messenger-Formate unter einen Hut brachte. Digsby trägt diesen Ansatz elegant ins Web 2.0 und integriert neben den gängigsten Chatprotokollen (AIM, MSN, Yahoo, Google Talk, ICQ, Jabber und Facebook Chat) auch die beliebtesten Social Services, nämlich Facebook, Twitter, Myspace und LinkedIn und ein äußerst gelungenes E-Mail Benachrichtigungssystem, mit dem neue Nachrichten mit einem Mausklick gelöscht bzw. als gelesen markiert werden können.

Aus all den Kontaktdaten der einzelnen Chats/Networks erstellt Digsby eine gemeinsame Kontaktliste, in der unterhalb des Namens auch das jeweils aktuellste Status-Update sowie ein Icon für das jeweilige Chatsystem, das der betreffende User nutzt, angezeigt werden. Hovert man mit der Maus über einen Namen, wird ein Infofenster mit den zugehörigen Profil-Links und Status-Infos eingeblendet. So sieht mein digsby aus:

digsby Screenshot

Unterhalb der Kontaktliste tauchen die übrigen Services auf: via Mausklick liest man aktuellen Facebook-Friendfeed, wirft einen Blick in die Twitter-Timeline und sieht auf einen Blick, ob neue Mails eingetroffen sind. Die jeweiligen Alerts können detailliert an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden, auf Wunsch blendet Digsby auch Quick-Icons in die Windows Startleiste ein. Mit der rechten Maustaste ruft man weitere kontextuelle Optionen auf: unter anderem kann man direkt aus digsby Tweets schicken, den Facebook-Status updaten, Myspace Bulletins aufrufen etc.

Auch beim Instant Messaging leistet sich der Client keinerlei Patzer: Um den Desktop nicht á la Skype mit Chat-Fenstern vollzustopfen, öffnet digsby lediglich ein Fenster – weitere Unterhaltungen werden übersichtlich in Tabs angezeigt.

Chat-Spaß mit Widgets

Die Betreiber biete nicht bloß ihren Desktop-Client an: über ein gelungenes Online-Interface lassen sich in Windeseile komplett anpassbare Widgets erstellen, die per Copy-and-Paste mit minimalem Aufwand die eigene Seite integriert werden können. Mit dieser Funktionalität rüstet man das eigene Blog im Handumdrehen mit einer Live-Chat Funktion aus. Diese Funktionalität bietet digsby auch für Facebook – durchwegs sinnvoll, da auf öffentlichen Profilen auch Benutzer, mit denen man nicht virtuell befreundet ist, die Chatfunktion nutzen können.

Chattende Besucher benötigen übrigens auch *keinen* Digsby-Account, sondern wählen im Widget einen beliebigen Nicknamen aus. Die Konversation poppt am Desktop in weiterer Folge als Standard-Chatfenster am eigenen Desktop auf. Auf diese Weise lässt sich beispielsweise bei Small Business Sites mit minimalem Aufwand eine Live-Chat-Hilfe integrieren.

Next Level Social Chat

Viele gute (und gut umgesetzte) Ideen zeigen, dass sich die Betreiber eingehend mit dem Thema Online-Kommunikation auseinandergesetzt haben: die einzelnen Log-Ins werden serverseitig gespeichert, installiert man den auf einem weiteren Rechner, ist lediglich das Digsby-Login erforderlich. Design und Usability der Desktop-Software sind hervorragend gelungen, was sich an zahllosen kleinen Details von den liebevoll gestalteten Skins über das gelungene Hauptmenü bis hin zur Fenstergestaltung offenbart.

Fazit: Ich verwende Digsby auf Empfehlung von Topfmodel seit einigen Wochen und möchte dieses geniale Stück Social Software keinesfalls mehr missen. Da Digsby derzeit allerdings werbefinanziert ist, stellt sich die Frage, wie die Betreiber ihr Business-Modell langfristig anlegen. Auf jeden Fall bietet die Software dermaßen viel Mehrwert, dass ich lieber eine jährliche Gebühr bezahlen würde, als meinen Desktop mit Echtzeit-Werbung zu verunzieren. Social Geeks sollten sich den Client unbedingt installieren – ich garantiere Ihnen, dass Sie spätestens nach einigen Tagen digsby nicht mehr missen möchten: digsby.com.

0 Kommentare
  1. Scatterd
    Scatterd sagte:

    Habe Digdby mal vor kurzem ausprobiert, weil mich die ganzen Features angesprochen haben. Was mich aber nervt ist zum einen, dass man bei der Installation 5 mal auf decline klicken muss, damit man nachher nicht 5 Toolbars hat. Und zweitens, dass die gesamten Accountdaten auf einem Digsbykonto abgelegt werden. Warum kann man das nicht einzeln erledigen?

    • OKraftDD
      OKraftDD sagte:

      Versuch es mal mit der portable Variante! Brauchst du nix installieren und alles läuft.

      Ich hätte gern noch eine Skype Unterstützung. Dann wäre es komplett – so ist es leider nur dreiviertel Wert. :-(

      Aber die Social Community gefällt mir prima – das hebt Digsby von Pidgin ab.

      Danke!

  2. OKraftDD
    OKraftDD sagte:

    Was ich aber nicht verstehe ist, dass Pidgin den Code von Skype ja auch geknackt hat und die Möglichkeit bietet, sich wenigstens textlich, seinen Skype-Buddies via Pidgin zu äußern.

    Ein Plugin existiert also…

    Es ist mir einer der größten Wünsche ähnliches in Digsby zu erleben…!

    • ritchie
      ritchie sagte:

      Oh, das wusste ich gar nicht… die dürften wohl ein paar fähige Reverse-Engineers haben! Frag mich allerdings, ob neben den technischen da möglicherweise auch juristische Probleme im Weg stehen. Ich fänd diese Funktion in Digsby auch extrem super.

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