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eBook: Internet und Copycats in China

Nationale Märkte unterscheiden sich nicht bloß durch die Sprache voneinander – oft sind es die feinen, kulturell geprägten Details, die ein in Westeuropa und Amerika erfolgreiches Business-Modell in Asien scheitern lassen. China unterscheidet sich durch eine weitere Besonderheit von anderen Ländern: hier kontrolliert Übervater Staat mittels der Great Chinese Firewall den Netz-Zugang aufs strikteste. Dass diese staatliche Zensur nicht nur politische, sondern auch handfeste wirtschaftliche Auswirkungen hat, illustriert Juergen Hoebarth, der die Internet-Szene der Volksrepublik mittlerweile besser kennt als seine eigenen Westentasche, in einem äußerst lesenswerten Essay.

Don’t forget China, veröffentlicht als Gratis-eBook Download, geht vor allem auf die Copycat-Problematik ein, denn in vielen Fällen ist die Kopie erfolgreicher als das Original:

As we can see in China there is definitely a copycat of every success story form the west and they are doing very well. This last case concerning the video portal sector in the Chinese market is really interesting, because it is a battle where an international site like Youtube has more or less no chance to win. Bureaucratic restrictions by the Chinese government just kick them out of the market. Once there is a copycat brand for a service that is better known, it is hard for the original to get into the market again, even when the restrictions are removed and an agreement is reached between Google, who owns Youtube and the Chinese government. The reason, for censorship at the moment, is that there have been regime critical videos between the millions that are offered on Youtube.

Bis 2010 will die chinesische Regierung jedes Dorf im Reich der Mitte mit Breitband-Anschluss versorgt haben – davon kann Deutschland nur träumen :evil: Wer ein international orientiertes Web-Startup Unternehmen gründet, dürfe sich längst im mehr ausschließlich am englischsprachigen Teil der Welt orientieren:

As we live in a global world we are in a global competition as well, and so I would say the fast, smart and clever one will win the race and those who are thinking from the beginning on about a global strategy when they found a company will survive and if they are well prepared and know the rules of the Chinese internet market and adapt some issues, they definitely will have a chance to survive in this country as well and will not get kicked out as easily as the big global net giants have been before by their Chinese copycats.

Besonders illustrativ ist das im eBook ausführlich beschriebene Beispiel eBays: das Auktionshaus musste sich wegen chronischer Erfolglosigkeit schließlich ganz aus China zurückziehen: man hatte weder bedacht, dass eine direkte Kontaktaufnahme zwischen Käufer und Verkäufer einen für Chinesen unerlässlichen Vertrauensbeweis darstellt, noch dass sich die Verbreitung von Kreditkarten in engen Grenzen hält.

Wer mit seinen (Online)-Produkten als zukünftig nicht nur Frieda, Emanuel und John, sondern auch Bao, Fang und Wei erreichen möchte, sollte unbedingt mal einen Blick auf dieses PDF-werfen: Direktdownload: Don’t forget China

0 Kommentare
  1. Matthias
    Matthias sagte:

    Sehr interessanter Beitrag! Ich habe mir das eBook gleich mal runtergeladen und werde es mir heute Abend zu Gemüte führen. Von Juergen Hoebarth habe ich aber vorher noch gar nichts gehört. Ist er in Österreich sehr bekannt?

  2. Matthias
    Matthias sagte:

    Oha, ich glaube ich bin nicht mehr „vernetzt“ genug. :-D Facebook & Co. fressen mir einfach zu viel Zeit, deshalb schaue ich nur noch selten rein.
    Das eBook ist aber wirklich klasse, bin schon auf Seite 14 von 20. Super die ganzen Informationen zum chinesischen Internetmarkt so komprimiert und zusammengefasst zu bekommen. Ich denke, dass es bald noch mehr Wachstum gibt, da gerade vor kurzem endlich auch in China UMTS auf den Markt gekommen ist.

  3. Coaching köln
    Coaching köln sagte:

    Auch wenn China wirklich jedes Dorf mit Breitband-Anschluss bis 2010 versorgen will( was ich für absolut unmöglich halte, da China fast genauso groß ist wie die USA, zumindest flächenmäßig), nützt es den Menschen recht wenig, wenn sogar Seiten wie Youtube gesperrt sind.
    Es ist mir immernoch ein Rätsel, wie man Kommunismus durchsetzen kann bei 1,3 Milliarden Einwohnern….

  4. marco
    marco sagte:

    @Matthias: Jürgen Höhbarth is definitiv bekannt in der östrichischen Szene, aber auch mittlerweile hier bei uns in Hong Kong!

    @Coaching Köln: europäer unterschätzen nur zugern den chin. markt. es gibt für jede seite im web, sei es nun youtube oder facebook, ein chin. äquivalent. diese seiten sind nicht gesperrt und haben einen ungeheuren user-zulauf. ich sehe die lage, die jürgen in dem paper beschreibt eher noch dramatischer: die westler sind längst zu spät und werden wohl kaum noch richtig fuß fassen können auf den asiatischen markten.

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