Elektrischer Reporter über QR-Code

Elektrischer Reporter über QR-Code

QR-Code datenschmutzQR-Codes sind zweidimensionale grafische Codes, die wesentlich mehr Information enthalten können als die bewährten Barcodes – die maschinenlesbaren Muster erlauben unter anderem die Kodierung von URLs – mit entsprechender Software, wie sie zum Beispiel das Nokia N95 mitbringt, lassen sich damit komfortable Verknüpfungen zwischen realem und virtuellem Raum einrichten. Das Scannen des Codes funktioniert blitzschnell; neben Internetadressen können solche QR Codes natürlich auch andere Informationen enthalten.

Ach, wie lange müssen wir schon lesen / vom mischkulanten Medienwesen / von augmentierten Realitäten / und Layern virtueller Architektur / von informationstechnisch angereicherten Städten / und einer neuen Cyberkultur.

Bei William Gibson, zum Beispiel. Aber, wie der elektrische Reporter ganz richtig feststellt: unterstrichene Wörter am Papier lassen sich zwar mit dem Finger anklicken, der gewünscht Effekt bleibt indes aus. Und weil sich das Abtippen abgedruckter Hyperlinks speziell bei langen Adressen sehr mühsam gestaltet, empfiehlt Roger Fischer von der Schweizer Kaywa AG die Verwendung von QR-Codes. Das obige Bild enthält die URL https://datenschmutz.net – selbst erstellen kann solche Schwarz-Weiß-Bilder mit einem QR-Generator. Was in Japan auf begeisterte Resonanz und weite Verbreitung stößt, ist in Europa derzeit noch wenig verbreitet. Im sehenswerten Interview erläutert Roger Fischer die Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten des QR-Systems.

QR Codes auf Lebensmitteln

Itadakimasu schreibt über die Anwendung der QR-Codes im Lebensmittelbereich – ein Bereich, der in Kombinatio mit dem Bio-Trend noch einiges bewegen könnte:

Doch wie weiss ich, wenn ich z.B. im Migros oder Coop stehe, woher das Gemüse oder Geflügel genau kommt? Eine Etikette ist ja schön und gut, aber meist ziemlich nichtssagend. In Japan setzen die lokalen Bauern und Produzenten auf QR-Codes, auch Mobile Tags genannt. Die Verpackungen der Produkte werden mit solchen QR-Codes getaggt. […]
In Japan hat die Food Safety Commission herausgefunden, dass japanische Konsumenten seit der Einführung der QR-Codes auf Lebensmitteln, die lokalen Produkte den anderen bei weitem vorziehen.

Die Nachteile von QR-Codes

Auf Bee Tag gibt’s einen umfangreichen Bericht über die „dunkle Seite“ der QR-Codes. Die fehlende Makro-Funktion der meisten europäischen Handies verhindert zuverlässig die Erkennung:

Und genau hier liegt das Problem: Die Pixel von QR Codes werden selbst bei ganz geringen Informationsmengen schon so klein, dass sie mit unseren normalen Handy-Kameras nicht mehr erfasst werden können! Das liegt daran, dass bei uns fast alle Handy-Kameras weder eine Makro-Funktion haben, noch einen Autofokus. Dadurch „verschmieren“ die einzelnen Elemente des Codes so stark, dass sie nicht mehr unterschieden werden können.

Man benötigt also spezielle Hardware; außerdem existiert keine verbindliche Standardisierung der ursprünglich für logistische Zwecke entwickelten Tags:

Neben der Lesbarkeit ist die „Standardisierung“ das zweite grosse Problem des QR Code. Entgegnen der landläufigen Meinung ist die Nutzungsweise des QR Code nämlich keineswegs standardisiert. Das einzige was beim QR Code standardisiert ist, ist das (syntaktische) Codierungsprinzip. Viel wichtiger als das ist aber der eigentlich Inhalt eines Codes und die Art und Weise wie er von einer Applikation zu interpretieren ist.

Das sind in der Tat gewichtige Argumente, die gegen den Erfolg der Tags sprechen – jetzt haben wir endlich alle Kamerahandies, und dann reicht die Auflösung erst wieder nicht für die interessanten Spielereien…

5 Kommentare
  1. Roger
    Roger sagte:

    Zu den Nachteilen von QR Codes:

    Wenn man QR Code oder Datamatrix Shortcodes (Zahlencodes, z.B. 2020400193) verwendet, was alle proprietären Systeme tun (z.B. Beetagg) dann gibt es eigentlich keinen nennenswerten Unterschied zwischen einem Beetagg und einem QR oder Datamatrix-Code.
    Das Negative an den Shortcodes ist aber eben, dass sie nur proprietär verwendet werden können.
    Der enorme Vorteil der QR und Datamatrix Codes ist hingegen, dass sie – sofern man eine URL encodet – eben von mehreren Handy Readern gelesen werden können. Diese Interoperabilität (siehe dazu auch http://mobilecodes.nokia.com) ist aber nur mit offenen Standards möglich und nicht mit proprietären Systemen.

    Bis Barcodes in Europa Mainstream werden, dauert es sowieso noch ein bis zwei Jahre und bis dahin werden wir auch, wie die Japaner 1x1cm QR Codes (Text und URL!!!) haben – das Nokia N80 kann dies heute schon und auch Nokias N93 Barcode Reader. Wenn wir aber proprietäre Systeme einsetzen, werden wir nie eine Interoperabilität erreichen und deshalb diverse nicht kompatible Systeme benützen müssen (ein Alptraum für den Endnutzer!).

    Die angeführte fehlende Standardisierung ist absolut irreführend, denn sie bezieht sich einzig und allein auf die Vcard, die Adressdaten-Standards bei der Einführung von QR Codes in Japan. Die Unterschiede sind geringfügig und die Interoperabilität ist heute in Japan auch dort gewährleistet.

    Für URL’s and diverse weiteren Enkodierungen gibt es ein Standardformat, dass weltweit genutzt werden kann. Ob Nokia, ob Kaywa Reader, ob Sharp, ob Asus – alle QR Codes können gelesen werden.

    Es ist schade, wenn ein Unternehmen wie Connvision solche Falschaussagen in die Welt setzt, um damit sein eigenes proprietäres System zu „pushen“. Ich persönlich habe grossen Respekt vor jedem Unternehmen, dass einen guten Reader herstellt und fände es gerade darum zentral, dass man sich auch dort über Interoperabilität Gedanken machen würde.

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