EVIL-Bauweise: Digitale Spiegelreflexkameras am Ende?

EVIL-Bauweise: Digitale Spiegelreflexkameras am Ende?

lumixg1Wenn Investitionssicherheit die Priorität aller Einkäufer wäre, dann hätte noch nie irgendjemand ein Gadget verkauft: kein PDA, kein Handy, keine Digitalkamera, bei der nicht höchstens 12 Monate später ein wesentlich verbessertes Modell zum nahezu gleichen Preis erhältlich ist. Im Bereich der digitalen (semi)professionellen SLR-Fotografie zeichnet sich allerdings ein gravierender Paradigmenwandel am Pixel-Horizont ab: in Kürze verschwindet der aus analogen Zeiten stammende Spiegel aus den ersten digitalen „SLRs“. Die heißen dann nicht mehr Reflexkameras, sondern „Evil“ Cams. Die Abkürzung steht für Electronic Viewfinder, Interchangable Lens.

Bei der klassischen SLR-Bauweise ermöglicht ein Klappspiegel dem Fotografen den Blick direkt durchs Objektiv: er sieht also genau das, was die Kamera aufzeichnet. Der Spiegel verdeckt dabei den Film respektive Sensor und wird im Moment des Auslösens nach oben gekippt, um den Lichtweg freizugeben. Diese Bauweise bringt im digitalen Bereich einige Probleme mit sich: zum einen erzeugt der Spiegel (wenn auch minimale) mechanische Vibrationen, die bei besonders hochauflösenden Sensoren zu Verwacklungsproblemen führen können, außerdem verhindert er völlig lautlosen Betrieb bei der Aufnahme. Zweites Problem: der Spiegel verhindert zuverlässig ein „Live-Bild“ am Sucher, da der Sensor ja vor der Aufnahme kein Bild „sieht“ – genau das ist auch der Grund, warum mit digitalen SLRs keine Videoaufnahmen möglich sind. Panasonic stellte kürzlich mit der Lumix G1 die erste Consumer-Kamera (angepeilter Gehäusepreis: EUR 750,-) in Evil-Bauweise vor. Das Gerät soll die Vorteile einer Sucherkamera mit Livebild und die höhere Bildqualität einer SLR dank auswechselbarer Objektive elegant kombinieren. Matthias Landau hat im Spiegel ein lesenswertes Feature über die Lumix G1 veröffentlicht.

Dabei gibt es allerdings noch einen gewaltigen Pferdefuß: selbst die besten Displays reichen nicht ansatzweise an das analoge Sucherbild heran, das ich persönlich für einen der Hauptvorteile der digitalen SLR-Bauweise halte. Gerade Profi-Fotografen werden auf die gewohnte Mattscheibe keineswegs verzichten wollen. Beides kann man allerdings nicht haben, also werden digitale SLRs in klassischer Bauweise noch ein Weilchen die unter Profis die Waffe der Wahl bleiben.

Einstieg in die SLR-Welt

Der Grund meiner Recherche ist, dass ich mir demnächst eine „richtige“
Kamera zulegen werde, mit der man als Fotograf jene Gestaltungsmöglichkeiten besitzt, die ich von meiner analogen EOS 50 gewohnt bin. Eigentlich wollte ich mir eine EOS D40 zulegen, habe aber gestern auf Amazon das in Kürze erhältliche Nachfolgermodell Canon EOS 50DEVIL-Bauweise: Digitale Spiegelreflexkameras am Ende? entdeckt. Das neue Gehäuse weist eine Auflösung von 15 statt 10 Megapixeln auf und kommt mit dem neuen Digic4 Bildprozessor und höherer Farbauflösung, ist aber nur unwesentlich teurer.

Die EOS 400D kommt überhaupt nicht Frage, weil einer der Hauptvorteile einer SLR ein stabiles Metallgehäuse ist – die Bauweise der 400er ist mir schlichtweg zu filigran. Bin recht froh, dass ich noch abgewartet habe, es wird angesichts meiner „analogen“ Objektivsammlung wohl die EOS 50D werden. (Anfang der Woche habe ich Canon Österreich geschrieben, ob Interesse bestünde, mir für einen Review ein oder mehrere Testmodelle zur Verfügung zu stellen, eine Antwort blieb bislang allerdings leider aus.) Daher wollte ich vor dem Einkauf nochmal in die Runde fragen: gibt’s datenschmutz-LeserInnen mit digitaler SLR-Erfahrung? Welche Modelle sind neben Canon noch empfehlenswert? Bin dankbar für jeden Hinweis :mrgreen:

0 Kommentare
  1. karl kraft
    karl kraft sagte:

    das thema ist etwas zu komplex, für diesen kleinen kommentar-raum.

    ich würde zur „alten“ canon 5d raten. durch die gestrige release der nachfolgerin (5d mk2) ist die alte billig zu kriegen (1500 – 1600 €).

    du kannst die alten objektive durch vollformatsensor uneingeschränkt nutzen (keine brennweitenverlängerung – wichtig im weitwinkelbereich), fast kein rauschen im hohen iso-bereich und hast kompositorische vorteile im schärfentiefe bereich. sie hat ein magnesium-gehäuse, und eine lange lebensdauer (verschluss)

    ich nutze diese kamera professionell und habe damit bilder für folder, transparente, plakate und reportagen bei schlechtestem licht gemacht.

    nachteile (im prof. einsatz):
    nicht abgedichtet (wasser, staub -> sensor-reinigung)
    langsam bei serienbildern: 3 bilder pro sek (also nix für sport, pressekonferenzen, theater oder tanz)
    af-modul ist etwas veraltet

    vorteile: die nächste stufe, die obige nachteile nicht hat, käme auf € 7000.

    ich würde bei canon bleiben, weil gute objektive mehrfach teurer sind als ein 5d body.

    ********

    die lumix g1 würde ich noch nicht kaufen. der mFT-chip ist zu klein für prof. ansprüche. erstmal tests abwarten.

    das sich längerfristig ein zusammenwachsen von foto- und videoapparaten* abzeichnet ist (leider) unübersehbar. sowohl technisch, als auch redaktionell. bis die sache ausgereift sein wird, vergeht aber sicher noch viel zeit.

    *diese diskussion findet zur zeit in div. fotocommunities statt (wegen lumix g1, 5d mk2 und nikon d90 – und was sonst noch zur photokina kommen wird)

    so – jetzt wirds zu lang …

    lg kk

    • ritchie
      ritchie sagte:

      PS: Und was die Lumix betrifft, bin ich ganz deiner Meinung – bin außerdem sowieso Canon Fan, hab ja schon mit der analogen EOS50 fotografiert. Ich denke auch ganz stark drüber nach, mir nächstes oder übernächstes Jahr eine Vollformat (wegen des Objektiv-Verlängerungsfaktors) mit Videofunktion (und Micro-Eingang) zuzulegen… hätte den großen Vorteil, dass man nur mehr ein Gerät rumschleppen muss, und die Video-Bildqualität ist der Hammer – auch wenn die Videofunktion noch ein paar Macken hat, aber die werden schnell ausgebügelt werden, vermut ich.

  2. photokraft
    photokraft sagte:

    50d ist sicher eine sehr gute wahl. alle objektive der welt, alles an zubehör was man sich denken kann, bücher,…
    wenn du outdoor unterwegs bist (wasser und staubdicht) und länger ohne ladegerät, würd ich mir die pentax k200d ansehen. auch die fixbrennweiten von pentax sind gut. deshalb viel meine wahl auf dieses modell. (die d300 bzw. 5dmkII und alle modelle darüber können das natürlich auch, halt zu einem andere preis.)
    wichtig ist, dass das gehäuse gut in der hand liegt. http://www.dpreview.com hat gute vergleichstests.

  3. Christian
    Christian sagte:

    Ich empfehle dir auch die 50D, denn für den Preis bekommst du ein solides Gehäuse mit unendlich viel kombinierbaren Objektiven.

    Sicher hat die 5D auch Vorteile, wie Karl kommentierte, jedoch bezahlst du dafür ein paar Scheine mehr.

  4. ritchie
    ritchie sagte:

    Übrigens: ich hab mir auf Ebay sehr günstig ein refurbished D40 Set mit Objektiv gekauft, war jetzt 7 Monaten im Einsatz, bin sehr zufrieden – irgendwann demnächst folgt dann eh der Umstieg auf Vollformat. Hab mittlerweile auch mit der EOS50 fotografiert, abgesehen von zwei Punkten (Geschwindigkeit, Rauschen im höheren ISO-Bereich), die für mich nicht so relevant sind, konnte ich relativ wenig Unterschiede feststellen.

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