Fluid Forms: Was ist eigentlich Produktgestaltung?

Fluid Forms: Was ist eigentlich Produktgestaltung?

Am diesjährigen Klagenfurter Barcamp haben die Macher von Fluid Forms einen Vortrag über 3D-Drucker gehalten, der mich schwer beeindruckt hat. Zwar stellte sich in der anschließenden Diskussion recht schnell heraus, dass 3D-Drucker, die Teile für andere 3D Drucker drucken, die sich dann auch noch selbst zusammenbauen, in recht weiter Ferne liegen (also vorerst Terminator-Entwarnung!), aber auch der aktuelle Status des individuellen Produktdesigns ist nicht von schlechten Eltern. Denn wenn jeder Kunde zukünftig seine eigene Gebrauchsgegenstände individuell plant und diese problemlos in Kleinstserie (=1 Stück) produzieren lassen kann, dann verändert diese Technologie mittelfristig das gesamt Produktdesign und definiert das Verhältnis zwischen Designer, Produzent und Konsument völlig neu. Wie das Fluid-Forms Setup funktioniert, zeigt dieses Intro-Video:

Man könnte sogar behaupten, dass die Ära des Kunstwerks im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit durch die Ära der Idee im Zeitalter ihrer technischen Produzierbarkeit abgelöst wird. Gewiss haben aktuelle 3D Printer Limitationen in punkto Materialwahl und Form-Möglichkeit, aber wer schon immer mal das exakte Höhenstufen-Raster seines Lieblingstals in Holz-Obstschüssel-Form gegossen sehen wollte – technisch gesehen natürlich wird selbiges natürlich je nach Material nicht gegossen, sondern bei Holz vielmehr heraus gefräst – sollte Fluid Form einen Besuch abstatten.

Das Portfolio umfasst derzeit 9 Produkte, die innerhalb der vom Editor vorgegebenen Grenzen individuell gestaltet werden können – vom persönlichen Caipirinha-Crusher um €30 bis zur Google-Earth-Lampe um €1.200. Die einzelnen Produkte werden von Fluid Forms gemeinsam mit verschiedenen Designer entwickelt, was auch unbedingt erforderlich ist: denn bei derartigen Projekten sind produktionstechnische Möglichkeiten und Gestaltung sehr eng verzahnt. Definitiv einen Blick wert ist der Browser-Editor: einfach eines der Produkte auswählen und auf Start klicken – das nenn ich mal ein gelungenes Online-Interface.

Weitere Blogbeiträge zu Fluid Forms:
Basic Thinking über die QR-Gürtelschnalle
Die Gürtellinie: Mobile Web Experience über Fluid Forms und die QR-Gürtelschnalle
Fluid Forms Vorstellung auf Makerbot
FF-Vorstellung auf Exciting Commerce

0 Kommentare
  1. WhiteNoise
    WhiteNoise sagte:

    Oh ja – ich wollte immer schon die Topographie meiner Heimat als hölzerne Obstschüssel – ein über Jahre gehegter Traum wird wahr!!!! :green:
    Der Ansatz ist natürlich genial – leider macht Fluid Forms daraus „Ikea-Schick“.

  2. Andreas Jaritz
    Andreas Jaritz sagte:

    Hallo!

    @WhiteNoise:
    Ein hartes, dennoch gerechtes Urteil. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich…eh schon wissen.

    Besser geht’s natürlich immer. Für Anregungen sind wir natürlich offen. Wenn Du Vorschläge hasst wie wir aus IKEA-Schick richtiges Schick-Schick machen können, melde Dich einfach bei uns.

    Apropos IKEA: Ikeahacking is eine coole Seite, wo man Anleitungen findet, wie man seine IKEA-Styles so richtig pimpen kann. Schon gewusst?

    Lg

    Andy
    Fluid Forms

    • WhiteNoise
      WhiteNoise sagte:

      Na, dann wäre das ja wohl eher eine site für Euch?!? :-)
      Sorry, aber Obstschüsseln und Salz- und Pfefferstreuer sind mir da zu wenig. Vielleicht einfach noch ein bißchen zu früh, um die Technologie gewinnbringend UND innovativ zu nutzen.

      • Andreas Jaritz
        Andreas Jaritz sagte:

        Darum sind wir ja auch gerade dabei, weitere Design-Interfaces ins Programm zu nehmen… siehe QR Gürtelschnalle

        Mich würde interessieren, wie Du die Technologie gewinnbringend UND innovativ nutzen würdest. Wir sind für jeden Ideenaustausch natürlich offen.

        Vielleicht lässt sich ja konstruktiv quatschen. Mich würd’s freuen

        Lg

        Andy

        • WhiteNoise
          WhiteNoise sagte:

          naja, als ich den Bericht gelesen habe, habe ich mir einfach was anderes darunter vorgestellt… mehr Materialien, mehr Farben, größere Freiheit bei der Gestaltung. Quasi Töpfern mit dem 3D-Drucker ;-) Stell‘ Dir vor, wie genial, wenn man zwischen Holz, Metall, Plastik wählen kann und die Farbe und die „Gestalt“ frei bestimmen kann (da würde die Obstschale dann wieder mächtig Sinn machen ;-))! Ich vermute mal, das ist im Moment einfach noch zu kostspielig, das in dieser Vielfalt produzieren zu können, oder?

          • Andreas Jaritz
            Andreas Jaritz sagte:

            Ja und Nein.

            Die Frage, die sich beim Erhöhen der Freiheit stellt, ist, ob eine gewisse Ästhetik des Produktes noch erhalten bleibt. Andererseits muss man aufpassen, dass man mit zu vielen Auswahlmöglichkeiten den User nicht verwirrt -> Dieses Phänomen nennt sich „Paradox of Choice“. Ganz spannendes Thema. Trifft das nämlich zu, dann verwandelt sich die Freude am Kreieren eigener Formen etc. zu einer Unsicherheit…

            Die Earth Idee funktioniert (und zwar recht gut) auch deshalb, weil durch die Maserung und die verschiedenen Schichten eine ganz bestimmte Optik entsteht. Wir testen das Earth Konzept bereits mit den unterschiedlichsten Materialien (z.B. Metall, Acryl,…).

            Und das is so richtig Produktforschung…und die dauert ;)

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