Fritz Amann, WKÖ Vizepräsident

FPÖ-WKÖ-Vize Fritz Amann beschimpft mich als Tagelöhner

Fritz Amann, langjähriger FPÖ-Abgordneter zum Vorarlberger Landtag und seit 2010 Vizepräsident der WKÖ, sind EPUs offenbar ein Dorn im Auge. In Replik auf einen Kommentar des Wirtschaftsblatt-Redakteurs Günter Fritz, der Einzelunternehmen als „Rückgrat der österreichischen Wirtschaft“ bezeichnete, entblödete sich der blaue Wirtschaftspolitiker nicht, Einzelunternehmer als Tagelöhner zu beschimpfen und seiner Abneigung gegen die eigene Klientel freien Lauf zu lassen:

Wäre er [Günter Fritz, Anm. d. Verf.] nicht Journalist, sondern aktiver Unternehmer, dann hätte er längst erkannt, dass diese von ihm als Leistungsträger gesehene Gruppierung kein Glücksfall für die Wirtschaft, sondern ein echter Problemfall ist.

Da fragt man sich als Unternehmensberater und einzelunternehmerischer Blog-Mogul natürlich: welche Probleme habe ich der österreichischen Wirtschaft bisher denn konkret bereitet? Zwar fällt das Wort „Sozialschmarotzer“ im Kommentar nicht, doch dass Amann EPUs, die keine klassischen Dienstleistungs-, Handwerks- oder Handelsbetriebe führen, grosso modo als Zecke an der Blutbahn des Wirtschaftssystem sieht, geht aus dem Text unmissverständlich hervor:

Offenbar kann und will er nicht realisieren, dass diese EPUler keine Unternehmer sind. Die Gruppierung, die so vehement ums Überleben kämpft, sind Arbeitslose die – aufgrund der Versagenspolitik von Rot-Schwarz – in die Scheinselbstständigkeit gedrängt wurden. Daher ist es auch kein Wunder, dass das einzige Interesse dieser Gruppierung in der sozialen Absicherung liegt. Und das mit Vollkaskoschutz auf Kosten der echten Unternehmer im Land. Wenn diese Personen das Rückgrat des Wohlstandes sind, dann gute Nacht Österreich. Diese Gruppierung ist eine Beleidigung für alle Einzelunternehmer wie Friseure, Einzelhändler oder Handwerker, die seit Jahrzehnten unternehmerisch tätig sind und auch ihren Platz in der Wirtschaftskammer haben. Jene leisten einen wesentlichen Beitrag, während die „neuen“ EPUler nur aufgrund unseres nationalen Politsystems einen Platz als Unternehmer gefunden haben.

Das ist frech, beleidigend und polemisch, kein Zweifel. Ob Amann mit diesem Rundumschlag schon mal die Kammerwahlen voreröffnen wollte? Bleibt nur zu hoffen, dass sich im nächsten Jahr EPUs, die 55% der WK-Mitglieder stellen, genau daran erinnern, wie ihr „freiheitlicher“ Vertreter über sie denkt. Man müsste nämlich schon ein ausgemachter Masochist sein, um seine Stimme an jemanden zu verschwenden, der eine dedizierte „Sklavenkammer“ schaffen möchte:

Wer nur sich selbst anbieten kann, war und ist ein Tagelöhner. Für diese muss eine eigene „Kammer“ in unserer Sozialpartnerschaft geschaffen werden, wollen sie tatsächlich in unserem Rechtssystem auch gerecht vertreten werden. Das moderne Sklaventum mit Billigung der Sozialpartner ist die eigentliche Schande und nicht die nicht vorhandene Vollkaskoabsicherung zum Nulltarif und auf Kosten aller Staatsbürger.

Die Kollegen wundern sich

„Ausgrenzender Ideologie“ und „Respektlosigkeit“ ortet Peter Haubner, Generalsekretär des österreichischen Wirtschaftsbundes, als „Ungeheuerlichkeit und ein Schlag ins Gesicht der vielen Eine-Person-Unternehmen Österreichs“ titulierte Fritz Strobl, Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands Wien Amanns Rundumschlag. WKÖ-Präsident Christoph Leitl kann sich seine (gewählten) Mitarbeiter halt leider nicht aussuchen, versicherte allerdings in einer OTS-Aussendung, dass aktuell keine auszugliedernde Tagelöhnerkammer auf der Agenda stünde:

Die WKÖ vertritt sowohl die Interessen von EPUs und Kleinbetrieben, wie auch jene von großen Leitbetrieben. Für uns gehören alle Unternehmen – egal welcher Größe – zu einem leistungsfähigen Mittelstand in Österreich, der für dieses Land lebensnotwendig ist.

Warum sich weite Teile der Empörung gegen die Wirtschaftskammer und nicht gegen die FPÖ richten, entzieht sich allerdings meinem Verständnis.

Rücktritts-Aufforderung an Fritz Amann

Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Wirtschaftskammer-Vizepräsident, der die mit über 50% größte Gruppe österreichischer Unternehmen nicht vertreten will, in dieser Funktion nichts verloren hat. Der Wirtschaftsstandort Österreich ist auch ohne derart beleidigende und demotivierende Wortspenden abgesandelt genug. Eine Entschuldigung ist nicht erforderlich. Ich fordere Fritz Amann lediglich zum sofortigen und unverzüglichen Rückritt auf.

Machen Sie Ihren Vize-Chefposten bitte für jemanden frei, dem die eigene Klientel am Herzen liegt.

Update, 8.5.2014: Christoph Leitl zieht Konsequenz

Auf die Entschuldigung fürs Fehlverhalten des Vizes folgte heute früh Präsident Leitl dem vielfach geäußerten Wunsch nach Ablöse von Anti-EPU-Amann. „Ich habe daher heute früh“, so Leitl, „mit dem Bundesobmann des RFW, Matthias Krenn, Kontakt aufgenommen und ihn ersucht, für das seiner politischen Gruppierung zustehende Amt des WKÖ-Vizepräsidenten eine Neunominierung vorzunehmen. Im Umgang mit Mitgliedern habe ich eine klare Haltung: Jede Unternehmerin, jeder Unternehmer muss von Funktionären und Mitarbeitern mit größtem Respekt behandelt werden und hat einen Anspruch auf die bestmögliche Interessenvertretung, auf ein bestmögliches Service. Diese klaren Prinzipien wurden verletzt. Daher fordere ich jetzt Konsequenzen ein.“

Klare Worte – nun liegt’s an RFW. Ich bin gespannt, ob der Ring Freiheitlicher Wirtschaftstreibender sich gesammelt hinter Amanns Ausgrenzungspolitik stellt, oder ob in diesem Fall die (politisch motivierte) Vernunft siegt. Wär ja eher untypisch für die Blauen.

Update: Amann ist Geschichte

Das Gespräch dürfte gewirkt haben – Fritz Amann legte sein Vizepräsidenten-Amt sowie alle Funktionen im RFW vor wenigen Minuten zurück:

Der RfW nimmt die Entscheidung zur Kenntnis, bedauert allerdings die Umstände, die diesen Schritt erforderlich machten.

Links zu den Originaltexten

Foto: Pressestelle Vorarlberg.at

0 Kommentare
  1. TomK32
    TomK32 sagte:

    Der Frust über die WKO im Allgemeinen ist halt einfach größer als der über den RfW, Amann selber kommt ja nicht so gut in der FPÖ an, weshalb es 2010 bei der WKO Wahl auch zwei freiheitliche Listen gab. Aber ich konnte mir in meinem Brief den Seitenhieb verkneifen: https://gist.githubusercontent.com/TomK32/987dce340c06b661cad5/raw/gistfile1.txt

  2. DocAl
    DocAl sagte:

    der typ ist echt ein wahnsinn, hat eine 24 mann bude und spielt sich auf wie der größte unternehmer österreichs. nennt sich „ing.“ hat aber nicht mal eine htl absolviert und den kommrat hat er auch geschenkt bekommen. na ja, die sessel in der wkö sind warm und viel zu tun gibt´s da auch nicht, also wieso nicht ab und an dem täglichen stumpfsinn in den schwachsinn entfliehen. rücktritt ausgeschlossen, denn dafür würde man anstand benötigen.

  3. datadirt
    datadirt sagte:

    @DocAl  Naja, 24 Mitarbeiter sind nicht so wenig – seine eigenen unternehmerischen Fähigkeiten kann ich nicht beurteilen, aber als gesetzlicher Vertreter der Kammermitglieder darf er sowas nicht sagen. Finde ich gut, dass der Rücktritt mittlerweile erfolgt ist.

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