GoT Season 4

Game of Thrones – Two Swords: Premiere der 4. Staffel

Gestern zeigte HBO in den USA die erste Folge der vierten Staffel von „Game of Thrones“. Das überaus erfolgreiche Fantasy-Epos begeistert Fantasy-Fans mit einer durchdachten, stimmigen Welt und fesselt dank komplexer Charaktere und Handlungsstränge sogar Zuseher an den Bildschirm, in deren sonstigem Entertainment-Mix feuerspeiende Drachen und schwertschwingende Untote überhaupt keine Rolle spielen. Mit der Episode „Two Swords“ gelang den beiden Masterminds David Benioff und D.B. Weiss ein reibungsloser Wiedereinstieg in die intrigante Welt von Westeros. Ich kann es kaum erwarten, bis der ORF in 20 Jahren um drei Uhr früh beginnt, die erste Staffeln in schlechter deutscher Synchronisierung auszustrahlen.

Seit Wochen läuft die Vermarktungsmaschinerie, sogar Abhörpräsident Barrack Obama ließ sich aus Neugier vor den HBO Werbe-Karren spannen und sich die komplette Staffel vorab zuschicken. Zahlende HBO-Abonennten mussten sich indes gestern abend gedulden: zum zweiten Mal nach dem Staffelfinale von „True Detective“ gab sich die HBO-Go Infrastruktur dem Ansturm auf die Streaming-Server geschlagen.

Zukünftig müsse sich der Sender wohl, so erklärte HBO im Entschuldigungs-Statement, „auf die steigende Nachfrage einstellen müssen“ – ein Luxusproblem, das so mancher österreichische Sender vermutlich auch gern hätte.

Game of Thrones, Memegeneratoren und Diedrich Diedrichsen

Als bekennender Science-Fiction-Fan, der ab und an auch mal Ausflüge in gut gepflegte Fantasy-Habitate unternimmt, habe ich GoT so lange verweigert, bis South Park in der Dreifachfolge „Black Friday“ / „A Song of Ass and Fire“ / „Titties and Dragon“ George R.R. Martins Epos ordentlich durch den Kakao zog. Und konvertierte bereits nach wenigen Folgen der ersten Staffel zum Fan.

Denn die epischen Schauplätze, die klirrenden Rüstungen und das mittelalterliche Flair bilden bei Game of Thrones nie den Mittelpunkt der Handlung, sondern formen lediglich die Bühne, auf der sich menschliche Dramen Shakespear’schen Ausmaßes abspielen. Die große Freiheit der Weltgestaltung, jenes Privilig der Fantasy und SF, nutzt Mastermind George RR Martin auf sehr kluge Weise, um einen idealisierten Testparcours für alle Nuancen menschlichen Gefühlslebens zu konstruieren. Andere Zeiten, anderen Sitten, aber äußerst glaubwürdige Charaktere, die fast nie ganz prototypisch ausfallen, sondern in ihrer Entwicklung die conditio humana gekonnt beschreiben, machen Game of Thrones zu einem weiteren Highlight in einer langen Reihe von HBO-Erfolgsproduktionen.

Die Faszination, die eine solch epische Geschichte entfalten kann, spiegelt sich in zahllosen Memen wieder. Ich hab in Wien schon ein paar Damen mit dem populären „I’m not a princess, I’m a Khaleesi“ T-Shirt rumlaufen sehen. „You know nothing, Jon Snow“ hat sowieso das Potential zum zukünftigen Bauernkalenderspruch. Laufenden Nachschub in Sachen Nerd-Humor liefert die großartige Facebook Page Game of Thrones Memes.

Game of Thrones

In „Parks and Recreation“ macht Ben regelmäßig Bemerkungen über GoT, Mashable berichtet seit einigen Tagen gefühlt häufiger über Westeros als über Facebook. Wussten Sie etwa, dass Sophie Turner, die Sansa Stark spielt, im richtigen Leben ihren „Direwolf“ (im richtigen Leben: ein prächtiger Northern Innuit Dog) adoptiert hat? Ich muss in diesem Zusammenhang an den „wichtigen Poptheoretiker“ (was für eine ungewollt originelle contradictio in adjecto – danke, Wikipedia!) Diedrich Diedrichsen denken, der dieser Tage mit „Über Pop-Musik“ ein eigenartiges Buch geschrieben hat, das erste Anzeichen der Vergreisung erkennen und ein baldige „Ende“ der Popkultur realistisch erscheinen lässt. Ich behaupte: Rains of Castamere ist die neue Lady Gaga.

Der Mexikaner oder: Spoiler Alert

Zum Glück ist mein mexikanischer Freund Pedro glühender Fantasy-Jünger und umgeht kontinentale TV-Delays technologisch-elegent mittels VPN, amerikanischer Prepaid-Kreditkarte und HBO Go-Abo. „Man muss nicht Barrack Obama heißen, um auf unlizensierte Torrent-Download zu verzichten,“ pflegt er stets zu sagen. Danke auch für die Nachos, amigo!

Bereits die Auftaktszene ist ein Treffer ins Schwarze: ein nachdenklicher Tywin Lannister schmilzt zu den unheilvollen Klängen der „Rains of Castamere“ aus Eddard Starks Zweihänder „Ice“, hergestellt aus dem äußerst wertvollen „Valyrian Steel“, zwei neue Schwerter für seinen Familienclan und übergibt eines Davon seinem Sohn Jamie – zusammen mit der Aufforderung, die King’s Guard zu verlassen und fortan die Geschicke von Casterly Rock zu lenken: „I’m the hand of the king, my place is here. And I don’t expect to see the Rock again before I die,“ erklärt er Jamie, der sich jedoch weigert, die Nachfolge seines Vaters anzutreten.

Dass der Kingslayer nicht nur seine rechte Hand verloren hat, wird deutlich, als ihn Cersei beschuldigt, sie im Stich gelassen zu haben, und ihr Sohn King Joffrey, bestgehasster Teenie-König aller Zeiten, sich über seine angebliche Feigheit lustig macht. Die neue goldene Hand ist also nicht die einzige Veränderung in Jamies Leben – ich tippe mal drauf, dass im weiteren Verlauf der Staffel eine Art Zweckbündnis zwischen Jamie und Tyrion entstehen wird.

Tyrion Lannister

Dem kommt in der nächsten Handlungsebene die zweifelhafte Ehre zu, Empfangskomitee für eine Prinzen aus Dorne zu spielen. Oberyn vom Haus Martell reist an, um an der könglichen Hochzeit teilzunehmen, hat aber einen ganzen Stapel an Rechnungen mit den Lannisters offen, ein Faible für Sex-Orgien und keine Hemmungen vor drastischer Gewaltanwendung – kurzum, der ideale Kandidat für Game of Thrones.

Und das waren gerade mal die ersten 15 Minuten… Daenerys Targaryen zieht mit ihrer Riesenarmee und ihren mittlerweile adoleszenten Drachen weiterhin durch die Gegend und lässt sich von Daario Naharis bezirzen. Dany scheint’s übrigens gar nicht weiter zu stören, dass Darsteller Michiel Huisman an die Stelle von Ed Skrein getreten ist.

gotadany

Auch an der Wall tut sich einiges: Jon Snow, zurück in Castle Black, berichtet von seinem aus dem Ruder gelaufenen Ranger-Ausflug und sorgt im Dialog mit dem 90jährigen Peter Vaughan für den zweitbesten Dialog der Serie.

Jon: I lay with a Wildling girl.
Nightwatch-Interimsboss: So you broke your oath. We’ll have to chop off your head.
Maester Aemon: If we chopped off the head of every brother of the Nightswatch who lay with a girl, our wall would be manned with headless bodies.

Ygritte und Tormund verbünden sich währenddessen mit menschenfressenden Body-Modification-Freaks namens Thenn und bereiten ihren Angriff auf das Schloss der Nightswatch vor. Dabei wird endgültig klar, dass die gute Ygritte aus 200 Yards locker die Pupille eines Kaninchens mit ihren Präzisionspfeilen durchbohrt, sprich: sie liebt Jon Snow ja doch. Obwohl der nix, aber auch wirklich gar nix weiß.

Das Auftakt-Highlight haben die Serienmacher fürs Finale aufgehoben: Arya steckt ihr Schwert Needle mit süffisantem Grinsen in den Hals eines Todfeindes und Sandor „The Hound“ Clegane nach einfach nicht genug kriegen von diesen leckeren Brathenderln – mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Zuguterletzt noch ein kleiner Link-Tipp: auf der offiziellen Seite gibt’s nicht nur jede Menge Background-Bilder, Avatar-Fotos und Co., sondern auch ein Making-of zu jeder Episode sowie ein Preview auf die Folge der kommenden Woche: www.hbo.com/game-of-thrones/.


All images: HBO

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