gap-Interna: Umfrage über Musikjournalismus
Stefan führt für die Musikredaktion von the gap gerade eine interne Umfrage unter allen CD-Rezensenten durch. Die Zeiten, in denen die Crew aus einer äußerst überschaubaren Zahl von Schreiberlingen bestand, sind seit Jahren vorbei, und Präferenzen tendieren bekanntlich dazu, sich im Lauf der Zeit zu verändern. Beim Ausfüllen des Fragebogens ist mir allerdings schlagartig klar geworden, dass ich nicht bloß zur Musik selbst, sondern auch zum Schreiben über Musik mittlerweile eine völlig andere Einstellung als vor 10 Jahren habe. Daher möchte ich die Antworten meiner geschätzten Leserschaft nicht vorenthalten – vielleicht entwickelt sich daraus ja sogar eine kleine Diskussion über Musikreviews auf Blogs, Subjektivität und Konstruktivismus :mrgreen:
Stefan: Seit welcher Ausgabe bei The Gap?
ritchie: #02
?: Nach welchen Kriterien unterscheidest du zwischen guter und schlechter Popmusik?
!: Weiß nicht. Ich kann ja nicht in die eigenen Blackbox reinschauen und meinen atavistischen Geschmacks-Algorithmen reverse-engineeren!
?: Inwiefern richten sich deine Plattenkritiken/Rezensionen in The Gap nach den Wünschen der Zielgruppe?
!: Indem ich über CDs schreibe, die Labels zum gap schicken, welche vermuten, dass die Zielgruppe passen könnte. Aber von den Wünschen der Zielgruppe hab ich keine Ahnung, dazu bin ich auch schon viel zu alt.
?: Wie viel Fachkompetenz benötigt ein Journalist, um über Musik zu berichten?
!: Gar keine. Über Musik schreiben ist wie über Architektur tanzen und so… Manchmal könnte Kompetenz allerdings beim Füllen der Zeilen hilfreich sein, allerdings sind CD-Reviews meist so kurz, dass selbige nicht unbedingt erforderlich ist. In Zeiten der Wikipedia kann sowieso jeder Dillwhip mit unglaublichem Faktenwissen glänzen. Müssen eigentlich schwere Zeiten sein für die Die-Hard Fan-Fraktion, die früher jeden Spex-Artikel auswendig gelernt hat.
?: Welche Kriterien setzt du zur Bewertung von Musik an?
!: Primäres Kriterium ist der Klang :mrgreen: Wenn sie mir gefällt und der Bass angenehm meine Hypophyse massiert, dann muss es ja wohl gute Musik sein. Wenn ich gleich zum nächsten Track skippe oder das Hirschfilet sich im Magen umdreht, dann nicht. Der nächste Rezensent mag aber wiederum ganz anders drüber denke – ich etwa kann mit Emo noch immer nix anfangen und finde alle Emo- und Brit-Pop Platten voll scheiße.
?: Wie sieht dein persönliches Rechercheverhalten aus?
!: Lange Beine, kurzer Rock, Lackstiefel, eventuell Netzstrümpfe. Haarfarbe egal. Ne, im Ernst: es geht nix über Primär-Recherche, am besten immer die Musiker selber sprechen lassen. Das Netz hilft ebenfalls, und weil man jedem im Leben mindestens zweimal begegnet, würd ich das eigene Archiv auch nicht unterschätzen wollen.
Fotocredits:
von Schwamby3/ pixelio.de
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