Gina ist ein Auto

Gina ist ein Auto

bmwginaUnd eine Viral Kampagne. Und das ist überhaupt keine andere Geschichte. Zugegeben, der Titel ist pure Reflexheischerei. Aber Gina hat Aufmerksamkeit verdient: die Concept Car Studio der Boarischen Motorenwerke geht nicht nur im Marketingslang „neue Wege“, sondern verlässt tatsächlich die eingefahrenen Grenzen des herkömmlichen Automobilbaus. „Wozu brauchen wir eine Metallhülle, wenn sich Crash-Sicherheit, Karosserieteifigkeit etc. ohnehin Aufgaben des Gestells sind?“ fragten sich die BMW-Ingeneure. Ihre Antwort: ein Auto, dessen äußeres aus einem widerstandsfähigen Kunststoff besteht – und zwar aus einer Art Folie.

Das fällt auf den ersten Blick gar nicht auf, erlaubt aber völlig neue Formgebungen und extrem leichte Bauweise. Bis Gina vom Band rollt, dürften wohl noch ein paar Jährchen ins Land ziehen, aber selbst das Video der Konzeptstudio, die im BMW-Museum ausgestellt ist, beeindruckend – präsentiert wurde das Werkl gestern anlässlich der Eröffnung des neuen BMW-Museums München. (Hm, ich muss wohl mal wieder einen Abstecher in die Weißbiermetropole machen.)

http://www.youtube.com/watch?v=kTYiEkQYhWY

Aber noch viel interessanter als das Autolein selbst ist Dieters minutiöse Beschreibung der von knallgrau konzipierten und betreuten Viral Marketing Kampagne – 5 Tage vor der offiziellen Präsentation wurde sorgfältig ein verwaschener Trailer produziert und auf diversen thematisch passenden Blogs geseedet. (Ich nehm an, dass Christian auch für kg arbeitet, von ihm hab ich den Link bzw. die Aufforderung, sein Digg-Network zu joinen, bekommen.) Ziemlich erfolgreich, wie ein schneller Rundblick in die Blogosphäre Netz eindeutig zeigt.

Jedenfalls find ich’s faszinierend, wie unglaublich schnell das Format „Da kuck mal, ich hab was Lustiges/Interessantes/Arges gefunden E-Mail“ vom Privatvergnügen zum ökonomisch motivierten Viral Marketing avancierte. Wer früher bloß Opinion Leader war, kann seine Kommunikatorenschaft ab sofort ganz easy in bare Münze verwandeln: der Wert besteht dann eben nicht mehr in der Arbeitszeit, sondern im Netzwerk – also quasi eine weitere mikro-ökonomische Bestätigung für Georg Franks Aufmerksamkeitsökonomie. Ob die Durchdringung von privater und kommerzieller Kommunikation mittelfristig den Umgang mit non-non-virtuellen Kontakten verändern wird, sollen dann in 30 Jahren zukünftige Kommunikationshistoriker feststellen :-)

0 Kommentare
  1. Jürgen Liechtenecker
    Jürgen Liechtenecker sagte:

    Ich habe eh gestern schon drüber kommentiert, lege aber gerne bei dir nach.

    Meine Wenigkeit ist sicher kein Viral-Marketingspezialist, hab dennoch ein paar Jährchen Online Marketing Erfahrung.

    Dennoch meine ich, bei aller Euphorie und Lob der Kampagne gegenüber, daß es sehr Produktabhängig ist, ob so eine Schaltung dermassen Anklang findet.

    Mir klingen die Lobhymnen alle ein bisschen zu Schulterstreichelnd für alle Viralexperten, um die eigene Arbeit rechtzufertigen und zu bestätigen, dass es immer wieder funktioniert. Bei einem dermassen stylishen und interessanten Conceptcar aber ein bisschen aufgelegt, wenn man ehrlich ist. Ein Poster würde sich mein Neffe schon ins Zimmer hängen um mal irgendwann einen BMW haben zu wollen.

    Bitte nicht falsch verstehen hier klingt weder Neid oder Frust mit, noch bin ich Gegner von viralem Marketing, ganz im Gegenteil. Aber es funktioniert nicht bei jedem Produkt, selbst mit der kreativsten Idee dahinter können solche Views nicht erreicht werden. Denn schließlich braucht für so eine Kampagne schon eine starke Marke, damit virales Marketing funktioniert. Denn dann gibt es bereits eine interessierte Öffentlichkeit. Gibt es

    diese noch nicht und man muss sie sogar erst aufbauen – was oftmals ein sehr schwieriges unternehmen ist – so ist das Ganze wahrscheinlich nicht sehr erfolgreich.

    Zusammenfassend: Virales Marketing :razz:

    • ritchie
      ritchie sagte:

      Bin völlig deiner Meinung. Eigentlich muss da kaum was tun… außer eine kleine initiale Zündung geben. Bei weniger interessanten Produkten empfinden die Leute das Seeden definitiv eher als Spam denn sonstwas.

  2. A
    A sagte:

    Der Wagen geht BMW-typisch in die Richtung Z3, Z4 und Z8 wobei die Türen wiederum an Mercedes SLR erinnern. Insgesamt handelt es sich jedoch um ein sehr schönes Auto.

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