Google Pagerank Downgrade und die Zukunft der Linkvermietung

Google Pagerank Downgrade und die Zukunft der Linkvermietung

Wie bereits erwähnt ist datenschmutz eines der stark von Matts Pagerank-Napalm-Teppich betroffenen Blogs. Das sich statt eines 6ers nun eine 3 habe, juckt mich nicht die Bohne: ich brauch keinen PageRank, LeserInnen reichen mir völlig aus. Und da ich einer Corporation, die als notwendig erachtet, „Do no evil“ zu ihrem Wahlspruch zu erheben, aus Prinzip nicht traue, bin ich auch sehr froh darüber, dass Tante G besuchertechnisch für datenschmutz keinesfalls die Hauptwasserleitung darstellt.

Vorbei also die Zeiten, als sich die SEOs auf jedes neue PageRank Update freuten – ein paar Links gestreut, und schon ging’s weiter die Leiter rauf. Wer sich zu weit aus dem virtuellen Fenster lehnte (Hallo Blackhat!) bekam schon mal einen unfreundlichen Stupser, aber diesmal wurden gleich zehntausende Seiten anders gerankt. Ich habe keine Zeit für ausgedehnte SERP-Vergleichsstudien, aber seit der Abwertung stiegen die Besucherzahlen hier auf datenschmutz leicht an – die rund 5%-10% Zusatzbesucher gehen anscheinend auf die vielen Berichte über die Abwertung deutschsprachiger Seiten zurück, in denen häufig auch dieses Blog erwähnt wurde. Die Kurzzeitwirkung ist also erstmal ausgesprochen erfreulich… aber was bedeutet das PageRank-Downgrade auf mittelfristige Sicht?

Für mich so gut wie gar nix. Ich bekomme derzeit rund 30% meiner Besucher über Google. Das heißt, falls Google mir eine SERP-Penalty aufbrummt, die meine Besucher halbiert, dann verliere ich insgesamt nicht 50%, sondern heiße 15% meines Blogtraffics. Und natürlich bin ich alles andere als unglücklich darüber, dass ich selbst und nicht Google über den weiteren Erfolg dieser Seite entscheide… Diversifikation ist in Zeiten wie diesen wohl auch bei Trafficquellen der Begriff der Stunde.

PageRank und der Linkmietmarkt

Während sich die Proklamatoren einer besseren Welt diebisch freuen, bin ich mir sicher, dass die Pagerank-Abwertung in keinster Weise den Linkmiet-Markt beeinträchtigen wird, denn wie John Chow völlig richtig schreibt:

I doubt it will affect my ability to sell links either, nor will it affect pricing that much. The last time I was at PR4, Text Link Ads sold my links for $200 per month. They increased the price to $240 when I went to PR6. Google’s mistake is thinking that every advertisers buys link for PageRank only. They don’t. Right now, PageRank is pretty much irrelevant.

Wie wahr, wie wahr: wer bei Robert Links mietet, der tut das mit Sicherheit nicht nur wegen des PageRanks – oder er hat nicht verstanden, wie Online-Marketing funktioniert. Googles allzu offensichtlicher Plan, mit dem selbst eingeführten Schwanzlängenmaß unliebsamen Entwicklungen gegenzusteuern, geht in die Hose: denn wenn ein niedriger PageRank entweder sagt „diese Seite ist unwichtig“ oder aber „diese Seite ist zwar wichtig, wir vermuten aber, dass sie Links verkauft“, dann ist das der schnellste Weg einer Maßeinheit in die Bedeutungslosigkeit.

Wenn Putzerfische ins Becken pinkeln

Google lebt von einer einzigen Datenbank: dem Internet. Und dabei handelt es sich um ein kollaboratives Unterfangen, um einen riesigen Teich, in dem Firmen, Privatleute und alles Mögliche dazwischen rumschwimmen. Die verlinken sich, und Google nimmt diese „natürlichen“ Links als Basis her, um daraus seine Suchdaten zu generieren. Zudem bietet die Firma ein speziell für Longtail-Seiten völlig unattraktives Werbesystem an, an dem sie Milliarden verdient. Wer mit im Index sein will, kuscht eben: vermietete Links „stören“ nämlich nicht in erster Linie den Google-Index, sondern den heiligen St. Revenue Stream – ich spar mir die ausführliche Erklärung, denn prägnanter als Maestro Basic könnt ich’s nicht formulieren:

Im Endeffekt bleibt also eine gigantische Masse von für Google kostenlos arbeitenden Webseitenbetreibern und einem gigantisch gut verdienenden Unternehmen. Und das alles nur, weil alle Welt am Google-Tropf hängt, es geht doch „nur“ um gute Suchergebnisse, damit sich jeder in der großen, weiten Netzwelt schnell zurechtfindet, also bleibt bitte „google-brav“. Die ganz zufällig wegen Spam das nofollow-Attribut eingeführt haben. Haben sie das? Nur wegen Spam? Diese Waffe wird mittlerweile gezielt gegen alles gerichtet, was ihrem Verdienstsystem schadet. Google kann mich kreuzweise, das ist meine Frohe Botschaft an ein Unternehmen, das seine Marktmacht so ausnutzt und wenig Kooperationsbereitschaft zeigt.

In eine ähnliche Kerbe schlägt Blogging Tom, der sich darüber wundert, dass Google der Form mehr Bedeutung beimisst als dem Inhalt:

So langsam macht mich das alles ziemlich nachdenklich. Da versucht man Tag für Tag (oder jedenfalls fast jeden Tag) ein gutes Weblog zu schreiben und wird am Ende dafür abgestraft. Für Google scheint also nicht mehr die Qualität der Sites im Vordergrund zu stehen sondern vielmehr mit welchen Mitteln der Inhaber Geld verdient. Die Methode der Werbung sagt aber meines Erachtens nichts über den qualitativen Inhalt der Seite aus. Google sieht das offenbar anders und versucht derzeit wohl, seine Sichtweise des „sauberen“ Internets durchzusetzen.

Konsequent weitergedacht, führt diese Strategie ja dazu, dass Google nicht mehr die inhaltliche Relevanz von Seiten, sondern deren Erwerbsmethoden wertet – und wenn eben zufällig die interessantesten Ressourcen grade Links vermieten, dann scheinen sie in den SERPs eben nicht auf. Finde ich persönlich sehr begrüßenswert, weil der einzige, der Big G ernsthaft schaden kann, ist Big G selbst: und die Monopolstellung besteht eben nur so lange man eine brauchbare Suchtechnologie bietet.

Und wo wir grade beim Thema sind: ich kann mir nicht vorstellen, dass die aus dem Jahre Schnee stammende Startseite mit dem minimalistischen Suchfeld und viel zu viel Werbung auf den Ergebnisseiten der Weisheit letzter Schluss ist. Und wie bereits oben erwähnt: dass Google den „bestraften“ Seiten mit demnächst folgenden „Besuchereinbrüchen“ droht, klingt zwar nach Erpressung, ist in Wahrheit aber bloß grandiose Selbstüberschätzung… so wichtig ist Google gerade für Blogs eben nicht, da gibt’s zum Glück ausreichend Alternativen.

Was soll G nun tun? Wie sollen die SERPs gereiht werden? So wie immer, natürlich: Google kann zunehmend mit manueller Abstrafung ändern, aber ich nehme kaum an, dass Matt Cutts und Co. wieder zu den gar nicht guten alten stochastischen Zeiten zurückkehren wollen: Relevanzbewertung nach Worthäufigkeit und Co. stank schon anno 95, und der Haupterfolg von Google lag in der Einbeziehung der Backlinkstruktur für die SERP-Relevanzwertung – und ein Ersatz ist nicht in Sicht. Also trennt man die „vorne“ sichtbare Pagerank-Anzeige von der internen Wertigkeit einer Seite ab und bringt Linkhändler wie oben beschrieben eben dazu, auf andere „Wertfaktoren“ zu fokussieren. Wär doch extrem kontraproduktiv, wenn etwa Telepolis bei der Suche nach Netzkultur nicht mehr auftauchte.

An alle Moralapostel da draußen

Die eigenen Eier zu lecken muss doch auf Dauer auch langweilig werden. Aber ich werd’s nie erfahren, denn so gelenkig bin ich nicht. Allerdings ist die Verwechselung des Netzes mit Google ein Kategorienfehler, über den jeder, der Linkvermietung auf Blogs für eine „unzulässige Beeinflussung des Pagerank Algorithmus“ hält mal nachdenken sollte. Denn wer zuletzt lacht, hat Gold im Mund. Oder so.

Eigentlich hat Google sowieso jedes Recht, Webmastern vorzuschreiben, wie sie ihre Seiten bauen sollen, wenn sie gut in Google gerankt werden möchten. Wenn ich einen neuen Club in Wien aufsperre, in den nur Typen mit lindgrünen Trachtenhemden reindürfen, dann wird man mich zwar für einen seltsamen Goon halten, aber Gastlistenpolitik ist immer Sache des Hosts. Wenn mein Club aber der einzige in der ganzen Stadt ist mit brauchbaren Subwoofern, dann kommt sich jener Teil der tanzwütigen Bevölkerung, der nicht auf Trachtenhemden steht, wohl zu Recht ziemlich ausgesperrt vor.

Denn das einleitende „eigentlich“ impliziert, dass neben Google noch eine Reihe weiterer Suchmaschinen existierten – und benutzt würden. Die Quasi-Monopolstellung ist für die ganzen Troubles verantwortlich: ein einzelner Anbieter sollte nicht die Spielregeln eines ganzen Mediums vorgeben, das hat der Gesetzgeber in anderen Bereichen längst kapiert: aber im Internet läuft die Zeit schneller ab als in der Welt der Anti-Trust Gesetze.

Was sagt die Linkhandelskammer?

Inzwischen gibt’s ja auch schon Stellungnahmen von Linktradern. Auch wenn ich selten einer Meinung mit Linklift bin, dieser Aussage kann und will ich als gesetzestreuer Bürger nicht wiedersprechen :-)

Wir vertreten die Meinung, dass es das Recht eines jeden Webmasters ist, auf seiner Webseite zu tun und lassen was er will – sofern es im Einklang mit dem gesetzlichen Rahmen ist.

Trigamis ausführliche Stellungnahme bestätigt für mich einmal mehr meinen sehr guten Eindruck vom Schweizer Anbieter – absurderweise allerdings sieht sich Trigami obwohl keine Linktexte vorgegeben werden und nofollow ausdrücklich erlaubt ist, diverser Kritik in Zusammenhang mit der PR-Abwertung ausgesetzt: was nicht gerade für den Sachverstand der Kritiker spricht, gelinde gesagt. Und von Teliad habe ich heute im Newsletter eine nicht unspannende Info bekommen:

Erst einmal möchten wir darauf hinweisen, dass es bei der PageRank-Veränderung in dieser Woche wie auch Anfang Oktober jeweils weniger als 1 Prozent unserer Angebote getroffen hat.

Dabei wär’s für Google ja gar kein Problem, gezielt zu suchen: wer sich bei LL, Teliad, TextLinkAds und Co. als Kunde anmeldet, sieht die meisten URLs ohnehin im Klartext, so what?

Fazit

Aus SEO-technischer Sicht finde ich das Update durchaus erfreulich, Links mieten kann jeder, aber so gewinnt das eigentliche Handwerk wieder gewaltig an Bedeutung. Und was datenschmutz betrifft, pfeif ich eben zukünftig auf den PageRank und werde ihn auch nicht mehr kommunizieren. Eines der drei größten österreichischen Blogs zu sein reicht mir völlig – und zukünftigen Werbepartnern hoffentlich auch. Adsense kommt mir jedenfalls nicht in die Blogtüte! datenschmutz ist und bleibt mein eigenes BlogLaborTool, und ich hab auch zukünftig nicht vor, eine McGoogle Franchise Filiale draus zu machen.

0 Kommentare
  1. Wu-Lan-Tong
    Wu-Lan-Tong sagte:

    Was bleibt mir anderes, als zustimmend zu nicken :lol:
    Und das, was Linklift schreibt, kann ich zu 100% unterstützen :wink:

    Ich bin und bleibe mein eigener Herr und bin nicht auf irgendwelche Einnahmen angewiesen, um meinen Blog und meine anderen Webseiten zu finanzieren. Es ist mein Hobby und darüber bin ich wirklich froh :razz:

  2. Wini
    Wini sagte:

    Ja was soll ich sagen. Ich hab keine Links bei LinkLift verkauft. Ich hab nur 2 (oder warens drei) Beiträge für Trigami geschtrieben und bin dafür von 5 auf 2 abgestuft worden.

    Das witzige. Seit dem Update sind die Besucher Zahlen von ca. 3000 auf fast 6000 gestiegen (mit einem eintägigen Absturz auf 4200). Auskennen tu ich mich nicht wirklich. Aber eigentlich ist es mir eh wurscht. Wie du richtig schreibst, so lange man seine Leser hat passt alles. Also ****** auf Google. Ich bin sowieso der Meinung dass die Menschheit nicht mehr lange braucht, um festzustellen dass Google eigentlich sowieso schon zuviel Macht hat und zu viel über uns weiß.

  3. ritchie
    ritchie sagte:

    Ja, das geht mir genauso… seit der „Abstrafung“ steigen die Besucherzahlen. Dürfte wirklich vorerst keine Auswirkungen auf die SERPs haben. Und was Googles Einfluss betrifft: full akk!

  4. Roman
    Roman sagte:

    Danke für den tollen Beitrag Ritchie. PR hat für mich schon lange keine Bedeutung mehr, obwohl mein Plugin Release 2.0 von „Textlink Adder“ vielleicht darunter leiden wird. Wir werden sehen! Ich für meinen Teil und selbst Inhaber eines Blogs schätze schon seit langem einen Link aus einer einzigen themenrelevanten Webseite mehr als in irgendwelchen Footern aufzutauchen. Ich hab auch selbst kein Problem damit für Links zu bezahlen, im Leben wird einem eben nichts geschenkt. :neutral:

  5. Vale
    Vale sagte:

    Gute entscheidung auf den PR zu pfeifen.
    Viele Blogger richten sich nurmehr nach dem Pagerank und Backlinks und vergessen eines: Qualitativ hochwertigem Content.
    Ich denke, dass „echte“ Leser wichtiger für mich persönlich zu mindest sind als irgendein Rank, den eine Maschine ausrechnet.
    Der Pagerank sagt nichts oder nur wenig über die Qualität der Seite aus.
    Ich richte mich viel lieber nach dem Alexa Ranking.
    lg

  6. Poker Prinzessin
    Poker Prinzessin sagte:

    Die beste Lösung wäre Blogposts zu kaufen. Ein schöner kurzer knackiger Beitrag über ein Thema, gespickt mit 2-3 guten Links und keiner merkt was. Ist absolut natürlich und fällt niemals auf.

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