Googles sucht Favicon und kauft Seelen

Googles sucht Favicon und kauft Seelen

googlefaviconMittlerweile ist es wohl schon jedem Surfer aufgefallen: seit Anfang des Monats, genau genommen seit 30. Mai, nutzt die gebenedeiteste unter den Suchmaschinen eines neues Favicon – dabei handelt sich’s um jenes Mini-Logo, das moderne Browser in der Adresszeile neben der URL einblenden und das bei vielen geöffneten Tabs der Wiedererkennbarkeit dient. Während das alte Google-Favicon recht stark ans Logo erinnerte, löste die neue Variation einiges an Spekulationen in punkto möglichem CI-Wechsel aus.

Vom Spitznamen „Big G“ kann eigentlich keine Rede mehr sein – handelt sich’s bei dem neuen Favicon doch um ein kleines g und zwar aus der Schriftart „Catull“. Eine gewisse Ähnlichkeit zu einem leicht angeschmolzenen Achter aus Wachs ist in der Tat nicht zu verleugnen. Hier der direkte Vergleich alt vs. neu:

googleneualt

Allzu einfach hat sich’s die Google’sche Designabteilung offensichtlich nicht gemacht: über 100 Icons wurden erstellt, dennoch sei die derzeitige Lösung keinesfalls als das Maß aller Dinge anzusehen – und der Grund für die Umstellung sei in erster Linie die bessere Skalierbarkeit auf neuen Plattformen, beeilte sich Marissa Mayer, VP Search Products & User Experience, am offiziellen Google-Blog zu erklären:

Some people have wondered why we changed our favicon — after all, we hadn’t in 8.5 years(!). The reason is that we wanted to develop a set of icons that would scale better to some new platforms like the iPhone and other mobile devices. So the new favicon is one of those, but we’ve also developed a group of logo-based icons that all hang together as a unified set.

Außerdem forderte man die User auf, selbst Vorschläge für Favicons hochzuladen – bis zum 20. Juni kann jeder beim Contest mitmachen. Ob man das auch möchte, steht allerdings auf einem anderen Blatt geschrieben, so man sich die Mühe macht, einen Blick in die TNBs zu werfen. Denn die sind, gelinde gesagt, ganz einfach irre – speziell der Artikel vier erinnert an den klassischen Musterverlag mit Mephisto. Die juristische Formulierung ist dermaßen geil all-inclusive, dass sich ein Abdruck im Volltext nicht vermeiden lässt. Und immer daran denken: das ist *keine* Satire!

4. Publicity: You agree to participate in any promotions or publicity related to this event. You grant to Google and its subsidiaries an unrestricted, sublicensable, assignable, irrevocable, perpetual, worldwide, royalty-free, fully paid-up license to your name, voice, image, persona, likeness and performance in any media taken or to be taken of you by or on behalf of Google („Likeness“). This license includes the right to 1) reproduce, modify, create derivative works of, and otherwise use your Likeness, in whole or in part, in any manner or matter or in combination with any other materials in any format or media, 2) publicly display, publicly perform, sell, rent, distribute (directly or indirectly), transmit, or broadcast your Likeness by any means. You hereby waive all rights, including any right or prior approval, and release Google from, and will neither sue nor bring any proceeding against Google for, any claim or cause of action based upon or relating to the use and exploitation of your Likeness.

Dazu passt auch, dass Google jegliche Verpflichtung in die andere Richtung komplett ausschließt – hier kommt Punkt fünf geflogen:

5. Not an offer or contract of employment: Under no circumstances shall the submission of a design, its use by Google, or anything in these Terms be construed as an offer or contract of employment with Google. You acknowledge that you have submitted your design voluntarily and not in confidence or in trust. You acknowledge that no confidential, fiduciary, agency or other relationship or implied-in-fact contract now exists between you and Google and that no such relationship is established by your submission of a design under these Terms.

In der Blogosphäre bildete sich rasch eine zumeist recht klare Ablehnungsfront gegen die neuen 16×16 Pixel, viele kündigten den Wettbewerb an – aber verblüffenderweise scheint jede/r die TNBs für völlig normal zu halten. Dabei reiten sonst immer alle so auf Creative Commons und dergleichen rum… oder gilt’s mittlerweile gar als unschicklich, einen Blick auf die sowieso standardmäßig-abzunickenden AGBs zu werfen? Und ich bezweifle stark, dass Google auf meinen Favicon-Designvorschlag verzichten kann :mrgreen:

9 Kommentare
  1. Aufschnürer
    Aufschnürer sagte:

    Ehrlich gesagt, das alte Favicon gefiel mir besser. Vielleicht, weil man sich im Laufe der Jahre so sehr daran gewöhnt hat. Die neue Version sagt mir persönlich weniger zu. Manchmal sollte man eben altbewährtes so belassen wie es ist.

  2. Marcel
    Marcel sagte:

    naja, wie ritchie schon gesagt hat: über attraktivität des favicons lässt sich streiten, zumal das ganze ja auch zum gesamtkonzept passen sollte. da fand ich das alte fav. fast besser.

  3. Klausi Martensen
    Klausi Martensen sagte:

    Irgendwie hat mir das alte Favicon viel besser gefallen. Warum man jetzt auf ein kleines G setzt verstehe ich absolut nicht, will man damit leugnen wie dominant man ist?

Trackbacks & Pingbacks

  1. blote tieten sagt:

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