Honda CR-Z Test: Hybrid-Sportler mit Funfaktor

Honda CR-Z Test: Hybrid-Sportler mit Funfaktor

Auf meiner zweirädrigen Honda Hornet reite ich schon länger durch die Landschaft, mit den vierrädrigen Fahrzeugen des japanischen Herstellers hatte ich bis dato noch keinerlei fahrpraktische Erfahrung gesammelt, aber das sollte sich an jenem denkwürdigen Wochenende, über das ich hier berichte, nachhaltig ändern. Überhaupt war der von Blögger.at organisierte Test des neuen Hybrid-Coupés Honda CR-Z für mich in mehrfacher Hinsicht eine Premiere: mein erster Autotest, mein erstes Mal am Steuer eines Hybrid-Sportwagens – und auch noch zum ersten Mal mit (Glas)Dach durch die Kalte Kuchl, eine der populärsten Motorradstrecken in der Umgebung Wiens. Mein Fazit nach 3 Tagen CR-Z: viel gelacht, viel beschleunigt, dann und wann ESP abgeschaltet und viel geslidet. Die absolvierten Testkilometer ergaben für mich zwei wesentliche Erkenntnisse: 1. Motorjournalisten leben aufregender als Handytester. 2. Die Japaner konstruieren nicht nur gelungene Motorräder, sondern setzen auch im Coupébereich spannende Konzepte in alltagstaugliche Produkte um. Ich konnte mir vor dem Test jedenfalls kaum vorstellen, dass hybrides Öko-Gewissen und Sportwagen-Drive in einen einzigen Zweisitzer passen, aber diese Vorurteil erwies sich eindeutig als Irrtum.

Äußere Werte

Nicht alles, was eine ganze Batterien-Batterie mit sich herumschleppt, ist per se ökologischer als ein Verbrennungsmotor. Toyota hat sich beim Prius für die Vollhybrid-Variante entschieden, während der Elektro-Antrieb beim CR-Z „nur“ unterstützend wirkt.:

Integrated Motor Assist (IMA), das einzigartige Hybridsystem von Honda, wurde zum ersten Mal mit einem 1,5-Liter-i-VTEC-Benzinmotor gekoppelt. Das IMA-System verfügt über einen 10-kW-Elektromotor für eine zusätzliche Beschleunigungsleistung. Während eines Bremsvorganges oder im Schubbetrieb funktioniert er als Generator, der Energie in die 100-V-Hybridbatterie rückführt. Gemeinsam setzen Sie 124 PS und ein Drehmoment von 174 Nm frei.

Soweit die Theorie – aber die beschreibt die Fahrpraxis in der Tat recht zutreffend. Der Antrieb des CR-Z lässt den Fahrer zwischen 3 Charakteristiken wählen: „Econ“ minimiert den Benzinverbrauch, „Sport“ bringt alle 124 PS gemeinsam auf die Fahrbahn und „Normal“ fühlt sich in punkte Vortrieb etwa so an wie ein 90-PS-Golf. Während sich die Unterschiede zwischen „Econ“ und „Normal“ in Grenzen halten, bringt der Sportmodus spürbar mehr Newtonmeter auf die Achse. Die sorgen in Kombination mit dem tiefliegenden, straffen Fahrwerk, dem gut in der Hand liegenden Sportlenkrad und dem 6-Gang-Getriebe mit seinen kurzen Schaltwegen für Sportwagen-typisches Straßenfeeling, das sich natürlich in erhöhtem Benzinverbrauch niederschlägt. „Vernünftig“ gefahren begnügt sich der CR-Z im Optimalfall aber mit sparsamen 5,5 Litern, die man Hondas neuestem Streich rein optisch nicht unbedingt zutrauen würde.

Nicht zufällig erinnert das Design der Karosserie an den legendären CRX, auf einschlägigen Diskussionsforen zusammen mit dem Mazda MX gerne als „Porsche des kleinen Mannes“ tituliert, da Honda preislich schon damals klar auf den Massenmarkt zielte. Doch während der Zahn der Zeit gar arg an den Formen des MX nagte, erfreut sich der längst nicht mehr hergestellte CRX nach wie voller zahlreicher Fans. Optik bleibt natürlich immer Geschmackssache, meiner Meinung gelang den Designern der Transfer der klassischen CRX-Karosserie-Signatur in die Gegenwart ganz hervorragend gelungen. Die steile Abrisskante am Heck, die hochgezogenen Lufteinlässe vorne und die flossenförmige Dachantenne muss man mögen – aber wenn man sich erst mal mit der ungewöhnlichen Optik angefreundet hat, gefällt sie auf den zweiten Blick noch besser. Meister Hdrr hat die Hybrid-Flunder in einem sehr gelungenen Video-Podcast festgehalten:


Video: Richard Haderer fährt Honda CR-Z


Die Innensicht

Beim Vorab-Studium der technischen Daten auf der Honda-Homepage hat mich das auf den ersten Blick allzu bunt-überladene Cockpit skeptisch gemacht. Bereits nach den ersten Testkilometern zerstreute die durchdachte Anordnung aller Display- und Bedienelemente aber sofort jegliche Befürchtung, dass hier womöglich die Funktion der Form folgt. „Mein“ CR-Z war mit sämtlichen technischen Gadgets ausgestattet, die das Zubehörprogramm von Honda hergibt, von der Sitzheizung bis zur Einparkhilfe. Letztere mögen geübte Längsparker zwar als Anfängerfeature abtun, allerdings ist die Sicht nach hinten beim Coupé-typisch aufgrund der kleinen Heckscheibe stark eingeschränkt, sodass die dezente Piepserei das Abstellen in diesem speziellen Fall tatsächlich stark erleichtert.

Wie bereits erwähnt liegt das Sportlenkrad ausgesprochen gut in der Hand, die Servolenkung reagiert erfreulich direkt und die kurzen Schaltwege des 6-Gang-Getriebes machen auch bei häufigen Gangwechseln Freude. Beim Bedienkonzept hat sich Honda klar gegen „Doppelbelegungen“ entschieden – jede Funktion hat ihre eigenen Buttons und Regler, die aber von der Scheinwerfersteuerung über die Klimaanlage bis zur Motorsteuerung so logisch platziert und gekennzeichnet sind, dass lästige Suchereien entfallen. Wer im Automobil-Cockpit skandinavischen Minimalismus sucht, wird vom bunt-digitalen Armaturenbrett nicht unbedingt erfreut sein, während die „Generation Amoled“ sich über die gut lesbaren und sinnvoll angeordneten Instrumente freuen dürfte.

Ausgesprochen positiv überrascht haben mich das Soundsystem mit vier Lautsprechern und selbst für Dubstep-Standards ausreichend dimensioniertem Subwoofer und die hochwertigen Ledersitze, die dank ihres hervorragenden Seitenhalts und der straffen Polsterung die sportlichen Ambition des CR-Z unterstreichen. Wozu die Konstrukteure allerdings eine Rückbank in den schmalen Spalt zwischen Lehnen und Kofferraum gequetscht haben, wird mir ein Rätsel bleiben: theoretisch würden sich ja vielleicht zwei Kindersitze ausgehen, aber für Familientransporte gibt’s geeignetere Autos. Dafür ist das Platzangebot in der ersten Reihe für Sport-Coupé-Verhältnisse durchwegs als generös zu bezeichnen, auch der Kofferraum trägt seinen Namen durchaus zu recht.

Wem könnte der CR-Z gefallen?

Der CR-Z wird in den nächsten Jahre eine Menge Fans finden – einerseits, weil die gewagte Kombination, Fahrspaß und Ökobewusstsein in diesem Fall voll aufgeht, andererseits aber auch aufgrund des Preisschilds: das günstigste Modell „S“ kostet €22.000,-, die Top-Variante „GT“ gibt’s um €25.000,-. Zwar würden auch 50 Pferderstärken mehr das Fahrwerk keineswegs überfordern, aber alle Modelle verfügen über das identische Antriebsaggregat und unterscheiden sich lediglich durch die Zusatzausstattung.

Nicht nur in seiner Preisklasse steht der Zweisitzer allein auf weiter Flur. Die Idee eines zweisitzigen Hybrid-Flitzers mit sportlichen Ambitionen klingt nur theoretisch nach der berühmten Quadratur des Kreises. Dabei hat Honda das richtige Auto zur richtigen Zeit bloß schneller auf die Straße gebracht als die Konkurrenz. Ja, ich geb’s zu: gern habe ich „meinen“ CR-Z nicht zurück gegeben, aber ich glaube, das ging allen Testfahrern so; hier die Fahrberichte meiner Testkollegen:

5 Blögger testen den Honda CR-Z Hybrid Sport-Coupé:

  • Hannes Offenbacher: Honda CR-Z: Der hybride Cuvée
  • Tony Gigov: Honda CR-Z – Every boy’s dream (Fotogalerie)
  • Alex Domaschko: schneller, sportlicher, sparsamer – Honda CR-Z Hybrid
  • Richard Haderer: Harderer fährt Honda CR-Z (Videopodcast)
0 Kommentare
  1. Hannes Offenbacher
    Hannes Offenbacher sagte:

    Es war auf jeden Fall lustig, den Mr. Datenschmutz im Rückspiegel zu sehen, während wir über die Höhenstraße gedüst sind. Was mich noch überrascht hat ist, dass das Fahrwerk zwar sportlich, aber es nie unangenehm war über Schlaglöcher zu fahren. Auch der USB Ladeanschluss war sehr sinnvoll :-)

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Meinst du den „alten“ CRX? Den CR-Z gibt’s, soweit ich weiß (ab auch grad auf der Honda HP nachgeschaut) nur als Hybrid – was mir aufgefallen ist: mir hat er auf den ersten Blick nicht wahnsinnig gut gefallen. Aber auf den zweiten und dritten dann umso besser… spricht imho durchaus für die Designer.

  2. Sebi
    Sebi sagte:

    Netter Wagen, obwohl ich eher deutsche Automobile bevorzuge. Das futuristische Design sagt mir allerdings zu udn die Sparsamkeit ist natürlich auch ein gern akzeptierter faktor. Mal eien Frage zum Radio: das von meinem Freund im Golf VI hat einen Kartenslot, gibts im Honda auch die Möglichkeit (ja, Mikro) Micro SD-Karten auszulesen? Könnte so die Songs von meinem Handy auch im Auto hören. Thx.

  3. Entkalker
    Entkalker sagte:

    Das ist doch mal wieder was nettes von Honda…
    Ich persönlich stehe ja total auf Honda und würde mir die Kiste sofort kaufen wenn ich das nötige Kleingeld dazu hätte..

    LG

  4. Matthias
    Matthias sagte:

    Netter Wagen. Habe mit Honda bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Hatte nen 13 Jahre alten Civic und außer ab und zu der Auspuff war nie was dran zu machen. Bei dem CR-Z wundert mich nur der Preis ein bisschen. Ist für einen Sportwagen der auch noch wenig verbraucht recht niedrig.

  5. Thomas
    Thomas sagte:

    Ein sehr sehr schickes Auto. Ich selbst fahre zwar keinen Honda aber über den CR-Z habe ich mich dann doch schonmal informiert. Der Faktor Hybrid ist natürlich eine sehr schöne Sache und die Optik von dem Auto ist auch ganz schick

  6. Baufinanzprofi
    Baufinanzprofi sagte:

    Es tut mir leid, aber ich halte von dem ganzen Elektro- und Hybridautowahn überhaupt nichts. Schließlich muss beim Produzieren der Batterie nachgewiesenermaßen so viel Energie aufgewendet werden, dass das Auto diese in seinem ganzen Leben nicht mehr einsparen kann. Denkt mal drüber nach!

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