Instapaper: Pinterest schenkt uns ab sofort die Premium-Version

Instapaper: Pinterest schenkt uns ab sofort die Premium-Version

Instapaper und Pocket (vormals Readitlater) lösen ein Teilproblem der Informationsüberflutung. Meist stoßen wir ja auf wesentlich mehr spannende Fachartikel, als wir (sofort) lesen können. Beide Services speichern Texte aus verschiedenen Online-Quellen fürs spätere Lesen und machen die digitalen Archive zugleich kategorisier- und durchsuchbar. Wer den vollen Funktionsumfang wollte, musste bisher Münzen einwerfen, doch seit gestern bietet Instapaper allen bestehenden und neuen Nutzern alle Premium-Features kostenlos an.

Wie kommt’s? Im August hat Pinterest zugeschlagen und die beliebte Reader App von betaworks gekauft. Die wiederum haben das Start-Up vor rund drei Jahren von Gründer Marco Arment erworben.

Kernstück der Instapaper Technologie ist der integrierte Text-Parser, der via Bookmarklet so gut wie jeden Artikel nicht nur abheftet, sondern in eine ablenkungsfrei lesbare Text-Only Variante verwandelt. Die aktuellsten 50 Artikel lassen sich dann in weiterer Folge automatisch und drahtlos auf Amazons Kindle Reader übertragen. Alles in allem eine runde Sache, die sich gut in den täglichen Workflow integriert.

Instapaper ist jetzt gratis

Instapaper verspricht ablenkungsfreies Lesevergnügen.

Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und reichen vom täglichen Online-Presse Best of bis zur Verwaltung der Online-Quellen für wissenschaftliche Arbeiten. Verschiedene Folder und die integrierte Markieren-Funktion helfen beim Zeitsparen, das integrierte Speedreading Feature hilft beim schnellen Überfliegen. Dank IFTTT („If this then that“) Integration holt sich Instapaper auf Wunsch sogar selbständig täglich die populärsten Stories von Digg oder der New York Times.

Folgende Funktionen blieben bislang zahlenden Gästen vorbehalten und stehen nun ab sofort allen Accounts zur Verfügung:

  • komplett werbefreie Homepage / App
  • Volltextsuche über alle gespeicherten Artikel
  • Unlimitierte Notizen zu Artikeln
  • Vorlesefunktion (text-to-speech)
  • Unlimitiertes Speed Reading
  • „Send to Kindle“ via Bookmarklet und Mobil-App
  • täglicher Kindle-Digest mit bis zu 50 Artikeln

Wer bislang für ähnliche Features drüben bei Pocket bezahlt hat, könnte sogar die Importfunktion nutzen und ganz umsteigen. Das gleiche gilt für Ex-Konkurrent Readability, der zwar noch Online ist, aber offiziell am 30. September 2016 seine Pforten geschlossen hat.

Warum Sie sich den Umstieg trotzdem gut überlegen sollten

Die gestrige Ankündigung am offiziellen Instapaper-Blog hat teils Freude, aber auch ziemlich viel Skepsis ausgelöst. Schließlich ist der neue Besitzer Pinterest kein Wohltätigkeitsverein und setzt ganz auf visuelle Kommunikation, während Instapaper geführte Wanderungen durch ausgedehnte Textwüsten anbietet.

So versichert Pinterest-Mod Brian Donohue zwar, dass die Zukunft gesichert sei und Instapaper Pinterest sehr wohl wertvolle Market-Insights liefere:

There’s no catch. Our operational overhead is low, and now that we’re owned by Pinterest we can focus on just delivering the best product to our users.
[…]
We will continue improving and maintaining Instapaper moving forward.
[…]
The value that Pinterest gets from Instapaper are improvements to our text parser and aggregate information about links on the web. We have no plans to serve ads.

Gerade diese Ankündigung stößt bei ehemaligen Premium Kunden auf gehörige Skepsis. Trotz der geringen laufenden Kosten wird Pinterest seine Akquisition wohl nicht als Dauer-Abschreibeposten verstehen wollen. „Sind wir und unsere Daten jetzt das Produkt?“, fragen manche Skeptiker, die lieber zahlen würden und dafür die Zukunft des Angebots gesichert sähen.

#Instapaper: Keine Werbung, keine Gebühren? Dann kann's ja nur um die Nutzungsdaten gehen.Click To Tweet

Garantien gibt es also keine, Userzahlen sind nirgendwo auffindbar und Quora Thread aus 2011 bringt auch nicht wirklich Licht in die Sache.

Freilich sind monatliche oder jährliche Gebühren kein Garant für den Fortbestand irgendeines Online-Services. Dass sich Pocket, das für die Premium Version 4,49 Euro pro Monat will, nicht gerade freuen dürfte, ist naheliegend. Wie es in den nächsten 12 Monaten dann wirklich mit Instapaper weitergeht, weiß bislang nur die Kristallkugel.

Denn wer Instapaper intensiv nutzt, schafft sich im Lauf der Zeit ein recht umfangreiches Archiv. Verschwindet dieses im schlimmsten Fall von heute auf morgen, ist ganz schön viel Recherchearbeit futsch. Manchmal möchte man einem geschenkten Gaul eben doch lieber ins Maul schauen.

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