Interview: Makossa und Megablast - Kunuaka

Interview: Makossa und Megablast – Kunuaka

Kunuaka-CoverMakossa und Megablast zelebrieren auf „Kunuaka“ Afro-Dub-Club Fusion mit variantenreichen Gast-VokalistInnen, und die Freundlichkeit kehrt zurück in den Club – hyperesistent und mit Potential zum Klassiker. Für the gap #75 hab ich mit den zwei langjährigen Protagonisten über die Entstehung des Projekts gesprochen.

Dass nach so vielen Jahren elektronischer Musikgeschichte noch immer nicht mehr Input aus Österreich den Weg an die Spitzen der internationalen Dancefloor-Charts schafft, verwundert Makossa nach wie vor. Der Musikchef von FM4 hat diesbezüglich keine systematischen blinden Flecken – anders als manche Pop-Doku-Produzenten Duos, die im Fünfjahrestakt nicht müde werden, die internationale Pop-Geltung unser idyllischen Kleinstaates zu beschwören. „Ein Radioprogramm nur mit einheimischer Musik – das wäre toll, aber wenn man auf gewissen Qualitätsmaßstäbe wert legt, würden sich die Nummern schon nach wenigen Stunden wiederholen,“ fast MM die eher traurige Bilanz hiesiger konkurrenzreifer Elektronik zusammen.

Ein Handvoll Tracks mehr für eine solche hypotethische rot-weiß-rote Rotation liefert der wohl dienstälteste DJ Östereichs (1983, da gab’s noch gar kein europäisches Berufsbild „Plattendreher“) gemeinsam mit Megablast nun selbst. Die Zusammenarbeit der beiden begann mit dem gemeinsamen Remixen eines Tracks für das Afro Art Label – von einem Longplayer war damals noch keine konkrete Rede. g-stone indes zeigte sich interessiert an einem Longplayer – und in der Tat fügt sich Kunuaka relativ nahtlos in die Release-Policy des erfolgreichsten Wiener Elektronik-Labels. M+M bringen die Freundlichkeit in den Club (zurück): nach dem Re-Import von Hip Hop Gangsta-Attitude via Grime/Dub/Step, nach 80ies-Electro Clash Remixes und trötenden Minimal Basslines, nach totaler Drumandbass und Goa Stagnation scheint’s generell wieder etwas dubbiger und langsamer zu werden auf den Dancefloors dieses Planeten.

Schon lange im Dienst

Nach der Schule begann Markus Makossa im Plattenladen zu arbeiten, später dann bei Warner Musik. 1992 startete bei Ö3 seine Radiokarriere, ’95 wechselte er zu FM4, wo er als Musikchef inzwischen den popkulturellen Ösi-Geschmack der jüngeren Generation mitenscheidend prägt. Megablast begann seine aktive Musikkarrieren in den Untiefen österreichischen Hip Hop Schaffens: Gründungsmitglied von Schönheitsfehler anno 1991, DJ, Luv Lite Massive Initiator langjähriger Dub Club Resident – und Produzent mit Releaes unter anderem auf Libro’s verschiedenem Intonation-Experiment, Stereo Deluxe und Afro Art.

„Wir möchten im Studio das beste aus den Vokalists rausholen,“ erklärt Makossa bescheiden den quasi sokratischen Ansatz der beiden arbeitsteiligen Studio-Wizard.s Megablast, der Technik Fuchs, und Makossa, der Melodiebastler, schielen mit einem Auge auf den Club, produzieren aber Tracks, die großteils auch niemandem aus dem Wohnzimmer vergraulen. Fela Kuti, Cosmic, Afro-Dub – an den beiden Produzenten sind im Lauf der Jahre eine Menge Styles vorübergezogen, und viele davon nicht spurlos. Megablast bringt’s auf den Punk: „Kunuaka klingt weder halt noch neu, weder Hi-Tech noch komplett analog.“ Semidigitalität mit einer Prise analoger Tube Warmth – und so gar nicht nach Zielgruppe kalkuliert. „Die Fusion der verschiedenen Stile verleiht dem ganzen einen gewissen Pop-Appeal, die Tunes habe Songcharakter und zielen keineswegs nur auf eine bestimmte,“ erklärt Makossa die wohl unausweichlichen Folgen jahrelangen Plattenselektierens.

Wer anders macht’s nicht für dich

Dass man mit Albumverkäufen keine Yacht erwirtschaftet, dürfte inzwischen allen Musikschaffenden klar geworden sein. Wenn der Traum vom Geld von obsolet geworden ist, so bleibt aber wenigstens der vom Ruhm – und hier schätzen die beiden Protagonisten die Vorteile der Web-2-nulligen Kommunikationsmedien. „MySpace ist eine riesige Party, wo man sich weltweit mit den richtigen Leuten connecten kann. Noch vor zehn Jahren war das ungleich komplizierter.“ Das Internet als kultureller Katalysator, als riesige Linkmaschine, die nicht Hypertexte, sondern Gleichgesinnte verbreitet: Megablast verbringt täglich einige Stunden online, die Reaktionen auf Kunuaka sind bisher viefältig: der Posteingang füllt sich mit Remix- und Bookinganfragen, ein zweiter Longplayer befindet sich bereits in Planung.

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