Almcamp 2010: Fotos, Fazit und die Barcamp-Zukunft

Kärnten, Land der Yachten und Privatjets

So einfach kann sich ein Föderalstaat von einzelnen Bundesländern nicht trennen: so hielt Restösterreich der Backhendl-Hochburg Steiermark auch während der Hühnergrippe-Hochblüte die Treue, wollte Vorarlberg partout nicht den Helvetiern als Danaergeschenk überlassen und nie war die Rede davon, im Zuge diverser niederösterreichischer Kellerbesichtigungen die Pröll’schen Ländereien zu einem selbständigen Lehensgut zu machen. Doch kaum überzieht ein ohnehin schon weit (rechts) außen stehendes, „armes“ Bundesland sein Budget ums Neunfache, fordern Spötter den Verkauf Kärntens um einen symbolischen Euro an Slowenien.

Man erschlüge gleich mehrere Delinquenten mit einer großen Klappe, KF dürfte endlich wieder Zloz heißen, der Ortstafelstreit wäre schlagartig beendet und die Prölls müssten kein weiteres Schwinden politischen Kapitals befürchten. Allein Slowenien wird nicht wollen mögen: so ein 18-Milliarden-Defizit kann sich nur ein sehr reicher Staat leisten.

Für Nicht-Österreicher ein paar Fakten: die Hypo-Alpen-Adria-Bank hat unter anderem viele viele Yachten und Jets finanziert. Weder die Leasing-Papiere noch die Fahrzeuge sind auffindbar. Fest steht: irgendwie haben der Haider Jörgl und seine Kärntnerbuberl das Unmögliche vollbracht und ihre Hausbank mit der 9fachen Summe des Kärntner Landesbudgets verschuldet. Darob hub kürzlich ein großes Heulen und Zähneknirschen an, denn die „Zukunftsfond-Finanzpolitik“ kostet, dank „unvermeidlicher“ Bankenrettung, jeden steuerpflichtigen Österreicher mindestens €1.500,-.

Wir sind anscheinend ausreichend sozio-kommunistisch geprägt, um jedes noch so marode Unternehmen um jeden noch so absurden Preis retten zu müssen. Wäre es mir gelungen, mit derselben Kreativität, die Kärntner Finanzpolitik an den Tag legte, die datadirt media group in den letzten 10 Jahren um 20 Milliarden zu verschulden, müsste ich in diesem Land wohl nie mehr Angst vor Banken, Finanzamt und Co. haben: der Staat täte sich beeilen, mich zu retten, um meinen Arbeitsplatz zu sichern.

Du musst Kärntner sein, damits doss dös vastehst, ha?

Man müsste Kärntner sein, um die „Lei Losn“ Hassliebe, die ein politisches Klima, das eigentlich nur als feucht-schwüler Sumpf zu bezeichnen ist, zu verstehen. Ich bin Osttiroler, das reicht offenbar nicht, wie mir die Leserbriefe in der aktuellen Kleinen Zeitung wieder mal vor Augen führen. So schreibt Ing. Franz Limpl am 27. Dezember an die Redaktion des Zentralorgans der Kärntner Einheitspartei zu den Dörfl-Scheuchereien:

[…] Aber es grenzt an maßlose Selbstüberschätzung, sich mit Jörg Haider zu vergleichen. Warum präsentiert Uwe Scheuch nicht groß medial die Zustimmung von Claudia Haider zu diesem genialen Plan?

Noch deutlichere Worte für den Landes-Übervater vom Ulrichsberg findet Günter Fraunhofer aus Kloogenfuuaat:

Zu bemerken wäre aber, dass keiner – weder Dörfler, Kampl, die Scheuchs oder andere Protektionskinder Haiders – in der Lage sind, diese Aufgaben übernehmen zu können.

Die Innen- und die Außenwahrnehmung klaffen weitest auseinander. Während Restösterreich sich langsam zu Recht Sorgen um einen möglichen Staatsbankrott (In Doktor-Alban-Paraphrase: Hello Island, tell me how you’re doing?) macht, singt der Kärntner Heimatchor ein melancholisches Liedchen und hofft, dass ein Austausch der agierenden Personen auch deren Erbe verschwinden lässt. Alle sind sie Schuld, die Finanzmarktaufsichten, die BZÖs, die anderen – aber nicht der tote und mittlerweile weinselig gesprochene Landespatron.

In anderen Zeiten und an anderen Orten feierte eine politische Opposition ihre Neugeburt aus dem Geiste der Unfähigkeit. Chance zur Erneuerung, Möglichkeit zur Veränderung existiert in Kärnten aber genauso wenig wie eine Opposition: denn für die war’s wesentlich bequemer, das Spiel mitzuspielen, solange der Croupier die Karten an alle verteilte und die eigenen Gewinnchancen direkt proportional mit dem Maulhalten stiegen. Andere Parteien führen Kriege, tu felix Carinthia nube.

Es wird also nix passieren. The Defizit is here to stay and fuck us. Gnade den Unwissenden: Island war auch mal eines der reichsten Länder Europas, und was Populist Faymann und Vollstreckerduo Doppelpröll derzeit mit den rot-weiß-roten Staatsfinanzen aufführen, schädigt den Wirtschaftsstandort nachhaltiger als 20 Jahre SPÖ-Wirtschaftspolitik es je könnten. KMUs und Mittelstand müssen refinanzieren, Steuererhöhungen und verknappte Kreditvergaben werden ihr übriges beitragen, um aus potentiellen Wirtschaftstreibenden demütige Bettler vor der Interessensvertretung zu machen.

Slainté! Im Vergleich zur Kärntner Landespolitik verbinden Dürrenmatts alte Dame geradezu freundschaftliche Gefühle mit ihrer Heimat. Wer hätte gedacht, dass die Rechten die von ihnen vielbeschworene Heimat so sehr hassen. Was Ostbanditen, Drogennegern, asozialen Studenten und anderen BZÖ/FPÖ Feindbildern nicht gelungen ist, hat die „Kärntner SED“ im Alleingang geschafft – perfide, aber konsequent.

10 Kommentare
  1. Mikee
    Mikee sagte:

    Bittschön, um der Wahrheit die Ehre zu geben: die 18 Mrd. sind keine Schulden, sondern Haftungen für alte Kredite, für die es in Österreich eine gesetzliche Verpflichtung gab, das betrifft alle Landeshypos und viele Sparkassen. Was aber unverzeihlich ist, ist eine kleine Provinz-Hypo auf eine Bilanzsumme von 40 Mrd. € aufzublasen. Hätte man das nicht zugelassen, dann würde es auch keine Haftungen in dieser Größenordnung geben…

  2. Georg
    Georg sagte:

    Yachten und Jets haben nicht zu Finanzlöchern und Abschreibungsnotwendigkeiten in diesem Ausmaß geführt. Es waren schon auch massive Abwertungen der Ostwährungen, die viele Kredite und Leasinggeschäfte der Hypo in Südosteuropa notleidend gemacht haben. Es waren nicht nur die Kärntner „Tokan“, die Champagner gesoffen haben und so das Land vor den Abgrund brachten.

    Haiders Großmannsucht und die Freunderlgeschäfte in und mit der Bank muss man schon trennen vom gesamten politischen Zustand des Landes.

    Dass Kärnten moralisch-politisch verrotet ist, steht außer Frage. Unsere Politiker sind weder menschlich noch intellektuell in der Lage, dieses Land zu führen. Die Frage ist, wie lange man dem von außen (wissentlich) zuschaut.

    Und: Es ist halt leicht, auf Kärnten einzudreschen. Zu leicht. Das hilft halt auch den „anderen Kärntnern“ wenig. Wie komme ausgerechnet ich dazu, mich außerhalb der Landesgrenzen verarschen zu lassen?

    PS: http://k2020.at

    • Ritchie Blogfried Pettauer
      Ritchie Blogfried Pettauer sagte:

      Ja, natürlich ist es nicht gerechtfertigt, auf Kärnten einzudreschen. Aber was ich so sensationell finde, ist die – und da bist du sicher völlig ausgenommen – totale Diskrepanz zwischen Außen- und Innenwahrnehmung. Ich hab dauernd von „linken“ Kärtnern gehört, dass die FPÖ zwar unpackbar, „Haider aber schon ein guter LH“ sei.

      Ich bin ja nicht der große Filzmeier-Fan, aber der Artikel in der heutigen Kleinen scheint’s schon ganz gut zu treffen! Die „mir-san-mir“ Mentalität und die „kein Nicht-Kärntner kann das verstehen“ Haltung (hat der waache Schönfelder sogar mal in einem Interview über den Ortstafelstreit gesagt) führen halt notwendigerweise dazu, sich selbst in einer Opferrolle zu sehen – also eine Art mentale Rollenumkehr zu vollziehen.

      Und k2020.at werd ich ab sofort aufmerksam verfolgen! :mrgreen:

      • Manuel Gruber
        Manuel Gruber sagte:

        Die Seite ist spitze. Ich bin seit Tagen umgeben von so genannten „linken“ Kärntnern, da ich bei meiner Freundin auf Heimaturlaub bin. Jeder, der Kärnten schon mal länger als drei Tage verlassen hat, findet die ganze Misere ebenso unpackbar, wie wir „Ausländer“ :).

        Der ganze Haider-Wahn löst sich hoffentlich mit Fusion, Hypo, völligem Flop des Museums auf. Jetzt wird den Mütterchen leider langsam bewusst, wia a guada er woa, der Jörgl. Man darf gespannt sein. Ein gutes Neues euch allen!

  3. Georg
    Georg sagte:

    Ein Teil der Kärntner (Stammtisch-)Mentalität ist sicher auch, dass man – je mehr Druck von außen kommt, sich immer mehr gegen außen stellt. Das wurde jahrelang von der Politik auch so gepflegt.

    Es mangelt wirklich an Alternativen in diesem Land. Die „Opposition“ (SP stellt 2 Landesräte) hat entweder negatives Charisma, ist intellektuell überfordert, Eisenbahner-Betriebsrat zu sein oder mischt selbst mit den Orange/Blauen um die liebe Parteimarie mit.

    Meine Innensicht: Zum Speiben. Aber daran wird sich bis 2014 (und darüber hinaus, wenn die Opposition dumm/unfähig bleibt) nichts ändern. Leider.

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