Lässige Viralkampagne: Der letzte Krocha

Lässige Viralkampagne: Der letzte Krocha

Gerry the KingWer das neueste BMW-Sportwagenmodell, einen neuen Apple-Rechner oder ein anderes Produkt, für das bereits a priori großes Interesse herrscht, viral bewerben will, hat leichtes Spiel. Wesentlich schwieriger wird die Implementierung und Durchführung einer viralen Kampagne aber, wenn man in einem vergleichsweise übersättigten Markt agiert und produkt-intrinsisches Interesse nicht als primärer Motor des Interesses herhalten kann. Sehr gelungen finde aus diesem Grund die aktuelle Telering-Kampagne mit Gerry the King: seit Wochen sorgt der „letzte Krocha“ im Social Web für Aufmerksamkeit: ob er eine Frau sucht, die österreichischen Wahlen kommentiert oder den Vaamummtn auf ihren Krocha-Diss antwortet, Gerry der King stellt Krocha-Käppi und Palästinensertuch in den Dienst des österreichischen Mobilfunkproviders Telering. Der neue „Bam Oida Tarif“ wird nämlich – und das ist eine ungewöhnliche Neuigkeit am an sich recht konservativen österreichischen Markt – ausschließlich online und viral beworben. Verantwortlich für die Umsetzung sind die österreichische Agenturen a-linea und JMC. (Kreativ-Team: Florian Schütz, Johannes Mantl, André Höschele).

Der neue Spot, online seit Mittwoch, hat hohen Aktualitätsbezug: im Hinblick auf die bevorstehende Nationalratswahl stellt Gerry das politische Programm der ÖKP (Österreichische Krocha Partei) vor:

Begonnen hat die Kampagne mit dem Spot „Krocha sucht Frau pt. 1“ – nota bene: zu diesem Zeitpunkt war keineswegs ersichtlich, dass es sich bei Gerry um eine Kunstfigur handelt: a-linea hat die Flut an äußerst beliebten Krocha-Videos auf Youtube äußerst smart genutzt, um King Gerry glaubwürdig in der Szene zu platzieren, was sich übrigens auch daran zeigt, dass nach wie vor viele Zuseher denken, Gerry würde von Telering bloß gesponsert. Relevantes Element: gleich im ersten Video wurden Kontaktadresse und Telefonnummer untergebracht, um die Kampagne interaktiv zu gestalten:

Besonders gut gefällt mir der dritte Teil, indem Unglücksrabe Gerry auf äußerst amüsante Weise verunfallt:

Der beworbene „Krocha-Tarif“ nennt sich Bam Oida!, ist in limitierter Auflage verfügbar und wird auf der Landingpage Bamoida.cc beworben:

Mit Basta! zahlst du 0 Cent in alle Netze und bis Jahresende nur 9 statt 19 Euro im Monat. Wenn du dich jetzt anmeldest, bekommst du zusätzlich 1000 Gratis-SMS pro Monat ins In- und Ausland und das Nokia 5310 gratis dazu und basta!

Ergänzend werden auf DerletzteKrocha.at Comics mit Gerry in der Hauptrolle veröffentlicht und selbstverständlich betreibt Gerry auch einen eigenen Channel auf youtube. Was mir an der Kampagne so gut gefällt, ist die konsequente Online-Umsetzung unter Verzicht auf jegliche Online-Werbemittel. Dass a-linea ganze Arbeit geleistet haben, zeigt sich allein daran, dass ich die erste Serie von Krocha-sucht-Frau Videos gleich mehrfach von diversen Bekannten und Krocha-Afficionados zugeschickt bekommen habe. Florian Schütz (Geschäftsführer a-linea), André Höschele(a-linea) und Johannes Mantel (JMC) haben mir einige Fragen zur Kampagne „Der Letzte Krocha“ beantwortet.

datenschmutz: War es schwierig, Telering von der rein viralen Bewerbung des neuen Tarifs zu überzeugen?

Florian Schütz: Absolut nicht, Telering hat die strategische Relevanz der Spots für die anvisierte Zielgruppe sofort verstanden. Das Tarifmodell ist ja perfekt fürs Internet geschaffen. Wir hatten größte Freiräume bei der Umsetzung und denken dass diese auch notwendig sind um schnell und hochflexibel auf User-Feedback reagieren zu können.

?: Habt ihr die Clips primär über Youtube geseedet und beworben, oder erfolgten zusätzliche flankierende Maßnahmen?

Johannes Mantl: Um der Kampagne zu Beginn einen Boost zu verschaffen, haben wir flankierende Maßnahmen in Foren und WEB 2.0 Plattformen gesetzt. Ansonsten glauben wir aber daran, dass eine gute und witzige Story letztendlich von selbst funktioniert. Sie muss sich im Web behaupten, oder die Werbung war eben schlecht.

?: Was sind für euch die entscheidenden Erfolgskriterien für eine virale Kampagne?

André Höschele: Eine erfolgreiche virale Kampagne prognostiziert die Antworten von freien, mündigen und kritischen Menschen bereits im Vorfeld und baut diese in den weiteren Verlauf der Kampagne ein. Sie muss flexibel auf Meinungsänderungen und aktuelle Tagesgeschehnisse reagieren, ohne dabei die Ziele der Auftraggeber aus dem Auge zu verlieren. Dazu ist sowohl Fingerspitzengefühl für die Zielgruppe als auch ein breites und tiefes technisches Wissen notwendig.

?: Wie seid ihr mit dem bisherigen Verlauf von Gerrys Krocha-Karriere zufrieden und welche Rückmeldungen habt ihr von „Heiratswilligen“ Krocharinnen auf die ersten Clips bekommen?

Johannes Mantl: Es haben sich viele Frauen und ein paar Männer gemeldet. Von Sexangeboten bis zu seriösem Interesse ist alles dabei, davon waren wir selbst überrascht. Gerry konnte sich bis dato noch für niemanden entscheiden ;) Ein entsprechender Clip würde Gerrys Motivation natürlich steigern.

?: Welche Rolle wird virales Marketing in Zukunft am österreichischen Markt eurer Einschätzung nach spielen?

Florian Schütz: Ich denke, dass die Rolle immer größer wird. Besonders die junge Generation ist nur über solche Wege nachhaltig zu erreichen. Interessanterweise legen virale Kampagnen die Macht in die Hände der Konsumenten. Nur was unterhält wird beachtet und aktiv weitergegeben. Passives Konsumieren ist out! Seeding hilft um Zugriffszahlen zu Beginn einen Boost zu verschaffen, langfristig entscheiden aber die Inhalte.

0 Kommentare
  1. LM Werbeagentur
    LM Werbeagentur sagte:

    Ker was bin ich spät dran.

    Also so was – den kannte ich noch gar nich ^^
    Vorallem, dass Interview find ich (logischerweise) spanned, wenn auch kurz geraten. Mehr davon!

    Virales Marketing ist ein unglaublich spannendes Thema, weil es auf den ersten (und zweiten) Blick so unberechenbar ist. Und ohne die ganzen Aktionen in den SocialCommunities ala YouTube wären die letzten Jahre im Web doch einiges langweiliger gewesen, no?

Hinterlasse einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar