Lord Jeebus, errette unsere Seelen

Lord Jeebus, errette unsere Seelen

jeebusSympathisch an der katholischen Religion ist, dass man sich im Gegensatz zu anderen Glaubensgemeinschaften außer in Irland weitgehend konsequenzlos (vom Leben nach dem Tod in der Hölle mal abgesehen) über sie lustig machen darf. Bekanntlich tritt Gott meist ja dann ins eigene Leben ein, wenn der sündige Wurm nicht damit rechnet: wie vor zwei Tagen, als ich beim Abstellen meiner Hornet einen kleinen Gedichtflyer vom Boden aufhob. Das Impressum „CHRISTLICHER GLAUBE IM URCHRISTLICHEN GEIST“ erweckte sofort mein Interesse: handelte es sich hier um eine religiöse Krocha-Splittergruppe der Jungschar? „Ur religiös, bamm Oida!“

Aber nein, das Schaf auf der Vorderseite promotete Vegetarismus, und die Rückseite zierte ein kleines Gedicht über jenen Zimmermannssohn aus Nazareth:

An Jesus kommt keiner im Leben vorbei,
Ob früher, ob später, wann immer es sei.
Und wär es im Tode und wär’s im Gericht,
Es gibt keinen Ausweg – vorbei kommst du nicht!

An Jesus kommt keiner im Leben vorbei,
Ob König, ob Bettler, wer immer es sei.
Es gilt allen Menschen, die Schuld muss ans Licht.
Ob du ihn gleich ablehnst vorbei kommst du nicht!

An Jesus kommt keiner im Leben vorbei,
Noch will er dich retten, wie immer es sei.
Ergreife die Gnade, versäume sie nicht, –
Kommt heute zu Jesus –
Vorbei kommst du nicht!

Dieses „vorbei kommst du nicht“ erinnerte mich sofort an ein andere Situation, in welcher sich der wie stets zu spät reuige Sündern mit einem Mal nackt und handlungsunfähig einem übermächtigen, gottgleichen Wesen hilflos ausgeliefert sieht: „Fahrscheinkontrolle. Ihreee Farrrrscheineeee bitäääää!“ Und in der Tat, nach dem Auswechseln weniger Worte wurde aus dem ursprünglich Gedicht eine Ode an die öffentlichen Verkehrsbetriebe dieser Welt:

Vorbei kommst du nicht

An Fahrkartenkontrolleur kommt keiner in der U-Bahn vorbei,
Ob früher, ob später, wann immer es sei.
Und wär es mit der Polizei und wär’s im Gericht,
Es gibt keinen Ausweg – vorbei kommst du nicht!

Am Fahrkartenkontrolleur kommt keiner im Leben vorbei,
Ob Ex-Kanzler, ob Obdachloser, wer immer es sei.
Es gilt allen Menschen, der Fahrschein muss ans Licht.
Ob du ihn gleich einstecken hast, vorbei kommst du nicht!

Am Fahrkartenkontrolleur kommt keiner im Leben vorbei,
Keiner kann dich retten, wie immer es sei.
Kauf dir ein Ticket, versäume es nicht, –
Kommt heute zum Schalter –
Vorbei kommst du nicht!


Fotocredits: Karfreitag von Paul-Georg Meister / Pixelio

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