Facebook Messaging neu

messaging.neu@facebook.com: Die soziale Meta-Inbox

Dass Mark Zuckerberg Myspace nicht als Konkurrenz ansieht, überrascht niemanden – Scheintote eignen sich nun mal nicht besonders als Sparring-Partner. Google sei der Rivale, ließ Zuckerberg schon vor Jahren verlautbaren, und erntete damit in erster Linie Unverständnis. Was hat die Pull-orientierte Internet-Suche denn mit der Push-Verbreitung aktueller Informationen in einem sozialen Netzwerk zu tun? Auf den zweiten Blick eine ganze Menge, denn aufgrund des rasanten Popularitätsschubs stellen immer mehr Webmaster fest, dass ein beträchtliche Anteil ihrer Besucher via Facebook eintrifft. Und speziell bei jüngeren Usern erfreut sich das Facebook-interne Messaging-System hoher Popularität, denn mit Viagra-Spam wird hier (bisher) niemand belästigt.

Facebook Messaging neu

Nun aber macht das Unternehmen aus Palo Alto Googles populärem Gmail-Service Nutzer abspenstig. In den nächsten Monaten erhält jeder Facebook-Nutzer eine eindeutige E-Mailadresse der Forum username@facebook.com, „username“ entspricht dabei der selbst gewählten Vanity-URL http://facebook.com/username.

Facebook lässt seinen Nutzern freie Wahl bei der „Durchlässigkeit“ der neuen Mailbox: auf Wunsch werden ausschließlich Nachrichten von Freunden zugestellt, alle anderen Kontaktaufnahmen verschwinden ohne Bounce-Benachrichtigung im digitalen Orkus. Welchen Weg eine Nachricht nimmt, spielt bei der neuen Inbox keine Rolle – FB-Messages, SMS-Nachrichten vom Mobiltelefon, E-Mails und Chat-Meldungen laufen in der neuen „Social Inbox“ zusammen, wo alle Nachrichten in einem von zwei Ordnern landen:

he „Messages“ folder defaults to hold all of a user’s Messages with friends or friends of friends. „Other Messages“ holds Messages with those who aren’t connected to a user, Page updates, Event messages, and messages from old groups. When a user has new Messages, they’ll see counters next to the Messages navigation links in the Facebook home page’s left sidebar. Users can move conversations between folders to increase or decrease their visibility. Messages from friends of friends display how a user is connected to the sender.

Auch bei der Zustellung von Nachrichten setzt Facebook ganz auf Unified Messaging und wählt sogar selbständig den passenden Übermittlungskanal:

When a user sends a Message, Facebook processes several signals to determine which medium to route it to. If the recipient is actively online on Facebook they’ll receive the Message as a Chat. If the Message is a reply to an email, it will be sent to email. Users can check a box next to the reply field to purposefully send a text message.

In den nächsten Monaten soll Facebook Messaging 2.0 allen Usern zur Verfügung stehen, bis dato erhielten nur ausgewählte Journalisten Zugang zur All-in-One Mailbox. 15 Entwickler programmierten nicht nur das Messaging-Tool selbst, sondern auch gleich ein neues Speichersystem namens hBase. Auch wenn Facebook die Grenzen seines closed gardens in alle Richtungen erweitert: den Failwhale will man Twitter offenbar nicht streitig machen.

Natürlich wird Facebooks Messaging 2.0 E-Mail nicht auf einen Schlag verdrängen, mittelfristig allerdings hat die Unified Inbox das Potential, zum primären Kommunikationsarchiv der meisten privaten Nutzer zu avancieren. Denn mit dem neuen Messaging entfallen alle bisherigen Einschränkungen: Nicht nur Dateianhänge lassen sich zukünftig verschicken, sogar IMAP-Unterstützung wird in Kürze zur Verfügung stehen. Zugleich trennt Facebook endlich „echte“ Nachrichten und „Hintergrund-Rauschen“ (Gruppen-Messages, Event-Einladungen etc.).

Erleben wir das Ende von „E-Mail as we know it“? Wohl kaum: jene üblichen Verdächtigen, die gesteigerten Wert auf sichere Kommunikationskanäle legen (Geheimdienste, Regierungen, Terroristen, multinationale Konzerne, Blogger und dergleichen), dürften ihre Bits und Bytes wohl kaum Zuckerbergs Festplatten anvertrauen wollen.

Googles Priority Inbox wird sich aber trotzdem warm anziehen müssen. Und wer weiß, vielleicht fragt die Generation Facebook in fünf Jahren ihre Eltern: „Mami, was bedeutet dieses komische BCC auf dem uralten Screenshot? Und konnten die Steinzeituser früher wirklich Elektronachrichten einfach so an jede mögliche Adresse verschicken, ohne mit dem Empfänger befreundet zu sein?“

0 Kommentare
  1. TechBlog
    TechBlog sagte:

    Ich habe mich für eine Einladung für das neue System gemeldet, warte aber immernoch darauf… Wird warscheinlich noch einige Zeit dauern.

    Ich persönlich denke aber nicht, dass das neue System Gmail verdrängen wird. Aber schauen wir was die Zukunft bringt.

  2. Alexander Stocker
    Alexander Stocker sagte:

    Ich bin gespannt, in welche Richtung hier die Entwicklung noch geht und wie lange Facebook hier die Nr1 bleibt. FB zeigt sich ja sehr experimentierfreudig in Richtung aller Aspekte, z.B. auch hin zu einer eigenen Währung.

    Denn, wo viele Nutzer, da auch viele Daten. Wenn beides geschafft, lassen sich immer mehr interessante Anwendungsfälle identifizieren (eigentlich alle – Kommunizieren, Kaufen, Fotos drucken, News lesen, …).

    Ein mir bekannter Professor, den ich jetzt einmal anonym im Raum stehen lassen, hat mich hier einmal auf den Matthäus Effekt gebracht (http://en.wikipedia.org/wiki/Matthew_effect_%28sociology%29).
    Die Assoziation ist echt gut: jene, welche über mehr Daten verfügen… ;-)

  3. Christian
    Christian sagte:

    Mal abgesehen von den Daten zu den Freunden könnte Google meiner Meinung nach einen ähnlichen Dienst bauen. Sofern man Calendar und Google Voices richtig integriert. Insofern bin ich noch nicht so davon überzeugt, dass FB den Markt für so eine Messaging Anwedung für sich alleine gewinnt.

  4. Chris
    Chris sagte:

    Na ja, aus der Sicht des Datenschutzes ist diese Neuerung sicherlich nicht unbedenklich. Ich würde nicht wollen, dass ein einziges Unternehmen mein komplettes Kommunikationsverhalten kennt…

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