Myspace folgt dem Trend zur Feed-isierung

Myspace folgt dem Trend zur Feed-isierung

datenschnittstelleNein, ist keineswegs ein Schreibfehler und soll auch nicht Fadisierung heißen, obwohl man im Falle der nix-wissenden Müllhalde myspace durchwegs auf diese Idee kommen könnte. Vielleicht ist Feedisierung auch nicht ganz der treffende Begriff, Rupert Murdochs Musikantenspielplatz, trotz all seiner Schwächen nach wie vor quantitativ Social Network #1*, spricht von Data Availability. Dabei geht’s keineswegs um eine neue Homeland-Security Abteilung, sondern um die Möglichkeiten, die eigenen Myspace-Profildaten hinkünftig mit anderen Social Services wie Twitter, Photobucket etc. zu synchronisieren.

Facebook war mit seiner teil-offenen API bislang bekanntlich äußerst erfolgreich – in Zukunft soll auch myspace-Usern die Mehrfach-Eingabe von Daten bzw. der doppelt gemoppelte Upload von Fotos, Videos erspart bleiben. Auch die Freundeslisten lassen sich sharen – und zwar nicht bloß einmalig, sondern in Realtime: Änderungen am einen Datenbestand sollten auch beim jeweiligen Partner durchgeführt werden. Mit an Bord sind vorerst Yahoo, eBay, Photobucket und Twitter, zukünftig soll die Schnittstelle allen interessierten Partnern zur Verfügung stehen.

Martin Weigert hat einen sehr gelungenen Kommentar verfasst, seinem Fazit kann ich mich nur anschließen:

Die Idee der Portabilität seiner Profildaten von einem „Mutternetzwerk“ aus ist trotz der dadurch entstehenden Kontrolle eines einzigen Anbieters über die Informationen ein willkommener Schritt. Ich kann aber nicht leugnen, dass ich diesen lieber von Facebook als von Myspace gesehen hätte. Während Facebook-Anwender in der Regel exakte Personendaten angeben und sich von ihrer „echten“ Seite zeigen, nutzen die meisten Myspace-Mitglieder Spitznamen und stellen sich häufig in subkulturell geprägten (Wunsch-)Kontexten dar. Welchen Mehrwert eine Synchronisation dieser Informationen mit einem eBay- oder Yahoo-Account haben soll, ist mir zum aktuellen Zeitpunkt nicht klar.

Wird auch Konkurrent Facebook DA nutzen? Most unlikely. Bloß zwei Tage, nachdem die Welt von Myspace’ns Vorpreschen erfuhr, kündigte der Konkurrent eine neue Schnittstelle namens Facebook Connect an, die genau das gleiche tun wird – als erster Partner ist, wie Techcrunch zuerst und dann das Facebook Developper Blog heute berichteten, Digg mit an Bord. Wird also wohl nix mit OpenID auf breiter Basis, und auch Google scheint langsam aber sicher zu unflexibel und behäbig zu werden, um OpenSocial anständig in die Gänge zu bringen. Facebook hat den riesigen Vorteil, dass sich dort zurzeit in erster Linie echte Personen rumtreiben – was auf mittelfristige Sicht die Chance, zur primären Identitäts-Verwaltungs-Infrastruktur zu werden, gravierend erhöht. Ich seh das genauso wie Martin:

Ging es bisher hauptsächlich darum, innerhalb eines mehr oder weniger abgeschlossenen Raumes mit anderen Menschen zu kommunizieren, so sind Myspace, Facebook und Google (bzw. OpenSocial-Partner) dabei, diese Räume zu öffnen, so dass Personen ihre Kommunikation auch andernorts fortführen können. Das Motiv dabei ist klar: Wer jetzt nicht mitzieht, hat später keine Chance mehr, selbst zum „Mutternetzwerk“ zu werden. Dieser Status ist aber (für die großen Player) notwendig, um Mitglieder langfristig an sich zu binden und eine bestmögliche Ausgangsposition für die Monetarisierung des Social Webs zu haben.

Weitere spannenden Überlegungen zum Thema Valorisierung von Identitäten und Kampf um die Vorherrschaft als Netz-Meldeamt hat Marcel Weiss zusammengefasst:

Wie auch immer Facebook oder jedes andere Social Network die Informationen über die Identität der Nutzer einsetzt, das soziale Layer, das Social Networks über das Netz, bzw. ihren Teil des Netzes legen, liegt nach wie vor brach. Diese Informationen warten darauf, im gesamten Netz zum Einsatz zu kommen.

Ein genauer Startzeitpunkt ist weder für Myspace Data Availability noch für Facebook Connect bekannt. Allerdings kann man Gift drauf nehmen, dass beide Entwicklerteams auf höchsten Koffeinlevel eingestellt sind im Rat Race um den virtuellen Besitz unserer Identitäten. Ach ja: datenschmutz nimmt keine Wetten an. Ich geh davon aus, dass Facebook gewinnt.



*) Der Frage, wie viele Profile echt, wie viele Fake und wie viele der Zweiteren von Menschen bzw. Skripten angelegt wurden, sollte man im Rahmen dieser Statistik freilich nicht nachgehen.

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