Nochmal Technorati-Blogkette: die Reaktionen

Nochmal Technorati-Blogkette: die Reaktionen

Unsere sommerliche Technorati-Favorite Aktion hat weit weitere Kreise gezogen als angenommen – ein herzliches „Vergelt’s Google“ an dieser Stelle allen BloggerInnen, die nichts mit freiwilliger Selbstbeschränkung anzufangen wissen. Ich habe einiges an Feedback bekommen, das an dieser Stelle nochmal zur Diskussion gestellt werden soll.

Eine Woche in den dbc

Jens, der alte Ninja, findet unsere Piraterie gar nicht lustig:

Der einzige Sinn der Aktion ist es, im Technorati-Ranking sowohl bei den Links als auch den Favoriten zu steigen. Man mag das als „lustig“ empfinden – für mich ist es das nicht. Durch solche Aktionen wird nichts anderes getan als die Grundprinzipien, mit denen Suchmaschinen arbeiten, anzugreifen. Sie verfälschen Suchmaschinenergebnisse und führen irgendwann dazu, dass Suchmaschinen überhaupt nicht mehr zu gebrauchen sind.

Zum ersten Satz: gut erkannt! Zweifellos haben wir nicht die Absicht, unser t-Ranking zu verschlechtern. Lustig find ich’s auch nur bedingt, eher wichtig. That’s what hackers and pirates do: Grundprinzipien angreifen. Die Weiterentwicklung der SMs antreiben :-)

Ich hab’s schon mal geschrieben und kann mich an dieser Stelle nur wiederholen: freiwillige Unterwerfung unter Algorithmen muss nicht sein, unbezahlte brave Mitarbeit am Businessplan von Suchmaschinen ebenfalls nicht. Wer als Micro-Publisher die Spielregeln der Big Players einhalten will, dem steht das frei… daraus einen Regelkanon für „Bloggen an sich“ abzuleiten, finde ich einfach nur skurril. Longtail hin oder her, die Möglichkeiten, Aufmerksamkeit zu generieren, sind für Blogger viel geringer als für professionelle Medienkonzerne. Ein bisschen Nachbarschaftshilfe macht hochgradig Sinn, und ich freue mich, dass so viele bloggende KollegInnen das genauso sehen.

Und weil ich mich die eine Woche auf Platz 79 so heimisch gefühlt hab, bauen wir übrigens gerade unsere eigenen Blogcharts: gleiches Prinzip, alle de-sprachigen Blogs aus Technorati; bloß ohne menschlichen Filter. Die Filterung kommt mir nämlich arbiträr spanisch vor.

Das ist ja kein Karneval hier

Ich habe die Initiative zur Rettung aussterbender Favorite-Gattungen unter „weitere Blogaktionen“ auch bei Blogparade.de eingetragen und daraufhin folgendes Mail von Michael Wöhrer bekommen, dessen Blog ich sehr schätze (und natürlich sein Simple Tagging Plugin):

Hallo Ritchie,

danke für Deinen Beitrag auf Blog-Parade.de. Allerdings können wir keine Aktionen unterstützen, die primär dazu dienen, mehr Incoming Links fürs Blog zu bekommen und/oder bessere Ränge bei Diensten wie Technorati zu erhalten. Dies geht völlig am Sinn und Zweck vor allem bei Blog-Paraden bzw. -Karnevals vorbei: tolle, interessante Artikel von Blogger für die Leser.
Viele nutzen übrigens Technorati dazu, interessante Blogs zu finden, die aufgrund ihrer Texte einen guten Technorati-Rang erzielen. Leider machen Aktionen wie eben die „Technorati-Blogkette“ auch dies zunichte.

Grüße,
Michael Wöhrer

Für die tollen, interessanten Beiträge bräuchte man freilich erst gar keinen Karneval; man müsste sich überhaupt nicht untereinander verlinken, Gugl wird’s schon richten… nein, glaub ich eigentlich nicht. An Reverse Engineering aber schon, doch ich verstehe die Position von Michael gut. B-P Soll ja nicht zu einer SEO-Seite „verkommen“…

Automatisiert favorisieren

Es gäbe theoretisch ein lässiges Progrämmchen bei InternetDuctTape: Technorati Favorite your Fans dient dazu, alle User, die das eigenen Blog favorisiert haben, automatisch zurück-zu-faven:

If someone has gone to the trouble of adding you to their favorites, this program will return the favor, without requiring you to go through all of the people who have favorited you and trying to find the ones you haven’t favorited back. This is something people already do, and this program is intended to save them time by automating the process.

Klingt praktisch, also hab ich die Software runtergeladen; das Programm läuft ohne Installation, stürzt allerdings bloß ab. Der Version-Check sagt, dass meine Version nicht mehr funktioniert, allerdings handelt sich’s um den aktuellen Download von der Seite des Autors. Keine Ahnung, ob Technorati das API geändert hat oder ob die Software einfach buggy ist – schade jedenfalls, wäre wirklich praktisch.

Das S-O-S SEO Blog hebt ebenfalls den mahnenden Zeigefinger:

Jungs und Mädels, das ist kein witziger Linkbait, das ist ein Pyramidenspiel, das ist grenzwertig, das ist ein offener Regelverstoß, das versaut die Qualität der Technorati und Google Maßeinheiten und ist damit eine Provokation für beide Firmen.

Okay… auch eine Meinung. Zwar verstehe ich sowohl unter „Pyramidenspiel“ als auch unter „grenzwertig“ was anderes… Freestyle Medienexperiment würd ich’s nennen statt grenzwertiges Pyramidenspiel – wie immer alles eine Frage des Labels.

Sistrix beschlägt dieselbe Kerbe:

Infopirat ruft in einem Posting dazu auf, sich gegenseitig zu verlinken, um den Technorati-Rang sowie die Zahl der Backlinks zu steigern. Teilgenommen hat bereits eine stattliche Anzahl von Blogs, darunter auch einige, denen ich eigentlich zugetraut hätte, die Reichweite ihrer Handlung aus SEO-Sicht einzuschätzen. Ist SEO mittlerweile nicht schon kompliziert genug? Gibt es nicht bereits genug, ungewollte Stolperfallen als dass man sich diese jetzt selber bauen muss?

SEO what? Niemand hat dazu aufgerufen, sich gegenseitig zu verlinken. Es ging um t-Faves… aber egal. Hauptsache, gleich mal Francis bashen und behaupten, er wär aus technorati gekickt worden. Soviel vorauseilender Gehorsam macht mir viel mehr Angst als ein möglicher Google-Malus. Ich schreib mein Blog nun mal nicht für Big G (auch wenn die fleißig mitlesen).

Baynado hat übrigens den betreffenden Beitrag kommentiert; besser kann man’s imho nicht formulieren, daher er erlaube ich mir ausnahmsweise ein Fullquote:

Hallo Johannes, auch ich bin ein Teilnehmer der Infopirat Aktion. Mir ist schon klar, dass eine Verlinkung mit der Absicht Suchergebnisse manipulieren zu wollen nicht Google konform ist. Ich habe bei der Aktion trotzdem mit gemacht. Warum? Mir ist egal was Google von solchen Aktion hält. Diese Aktion zielt einzig und allein auf Technorati ab, wenn der Algo so schlecht ist das zu erkennen, ist das deren Problem.
Solche Aktionen sind für die US-Blogosphäre normal und auch vorher gab es hier den einen oder anderen Blogkarneval. Die Politik von Google ist nicht mehr die es mal war. Wenn ich an das Linkkauf Verbot denke, wird mir schlecht. Damit wollen die doch nur ihr quasi Monopol festigen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob solch eine „AGB“ wettbewerbswidrig ist in Deutschland (UWG). Aber alle SEO und Webmaster halten brav den Mund und kuschen. Ist ja auch klar die Hand, die einen füttert schlägt man nicht.
In ein paar Jahren, wenn die Entwicklung so weitergeht und wir alle die Rechnung für die vielen „kostenlosen“ Dienste präsentiert bekommen, ist das Geschrei groß.

Word!

0 Kommentare
  1. vienna22
    vienna22 sagte:

    Hab den SEO-Jüngern auch schon gesagt was ich von ihnen halte (genau vor dir). Leider ist die erhoffte Entrüstung bis jetzt ausgeblieben :lol:
    Wenn ihr mal wieder „linke Spielchen“ ausheckt dann gebt Bescheid – ich bin dabei :cool:

  2. macdet
    macdet sagte:

    :idea: Klasse,

    bin zwar vom Mobbing-Dance immer platt. Bin aber auch dabei. Rede aber lieber, anstatt zu schreiben…

    Keine Sau ruft mich an :( 05355 /91557 ) Mobbing kann auch fre(i)e machen!

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