ÖVP lässt Bloggen
Below-the-Line Media erstmals am Parteitag: die ÖVP sprach Einladungen aus für den Bundesparteitag am 21. April in Salzburg. Dieter Rappold, Geschäftsführer von Knallgrau und langjähriger Blogger, hat eine bekommen und berichtet darüber, Helge Fahrnberger ebenfalls.
Die weiteren Mitglieder der Sechserrunde sind Heinz Wittenbrink, Tom Schaffer, Georg Pichler und Julia Petschinka, die allerdings verhindert ist. In der Tat keine dedicated ÖVP-Followers – schaut wohl eher so aus, als ob man sich gezielt kritische Geister ins Boot holt. Die Futurezone hat heute eine Zusammenfassung der Causa veröffentlicht, von Helge Fahrnberger gab’s eine spannende Stellungnahme:
Als Blogger bin ich nicht der Objektivität verpflichtet, sondern kann meine persönlichen Eindrücke einer solchen Veranstaltung aus der Sicht eines politisch denkenden Wählers schildern. Die ÖVP scheint sich derzeit verstärkt als Sicherheitspartei positionieren zu wollen, was vor allem auch für unsere digitalen Bürgerrechte schwerwiegende Konsequenzen haben könnte. In Deutschland bereitet ÖVP-Freund Schäuble derzeit Maßnahmen wie den „Bundestrojaner“ und eine zentrale Fingerabdruckdatenbank vor. Ich hoffe, die Position der ÖVP zu solchen Maßnahmen zu erfahren.
Ich bin gespannt auf resultierenden Berichte – die eingeladenen BlogautorInnen erhalten von der ÖVP die Reisekosten sowie die Übernachtung ersetzt. Und ich denke, dass eine solche Maßnahme durchaus zu begrüßen ist. Mediale Objektivität bleibt ohnehin eine Illusion – eine Multiplizität von Standpunkten ist der rein „professionellen“ Berichterstattung imho allemal vorzuziehen.
Heinz Wittenbrink schlägt in eine ähnliche Kerbe, bezweifelt allerdings, dass die Aktion für die ÖVP die gewünschten Früchte trägt:
Ob die ÖVP allerdings bekommt, was sie erwartet? Und: ob sie klare Erwartungen hat? Sie lädt Blogger wie die Vertreter von Zeitungen und Fernsehen ein. Weblogs funktionieren aber anders, sie sind keine „objektiven“, einer allgemeinen Öffentlichkeit verpflichteten Medien.
Diese unterstellte Objektivitätsverpflichtung der Medien allerdings wird schnell fragwürdig eingedenk der Tatsache, dass diese in erster Linie Wirtschaftsunternehmen sind, deren primäre Mision in Auflagenzahlen besteht. Hier führen alle möglichen Strategien zum Erfolg, die aber keineswegs per se einen unverfälschten Blickwinkel garantieren – der ist und bleibt nun mal eine illusionäre Idealvorstellung. Denn Medien bilden Welt nie nur ab: sie konstruieren, gewollt oder ungewollt. Insofern: viele Konstrukteure verderben diesen Brei keineswegs, sondern machen ihn schlichtweg facettenreicher.
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