Cyanogen, Duo und Allo

Online [Marketing] Panoptikum: Von Mister Wong bis Cyanogen – Krisen & Blasen

Nicht nur das echte, auch das digitale Leben hat so seine Höhen und Tiefen. Erinnern Sie sich noch an Mister Wong? Vor Social Media Plattformen spielen Social News eine beträchtliche Rolle. Mister Wong gehörte mit den meisterlinkten Seiten Deutschlands, aber das ist vorbei: Für 2.500 Euro mit immer noch 15 Millionen Links wechselte die Domain kürzlich den Besitzer. Beginn des Niedergangs war übrigens eine gravierende Google Abstrafung. Mit einer ganz anderen Art von „Abstrafung“ beschäftigt sich Carole Cadwalladr in ihrem undezent betitelten Essay Google, democracy and the truth about internet search: Die Autocompletions zu „Are Jews…“ haben die Autorin stutzig gemacht, nun vermutet sie eine riesige algorithmische Verschwörung und ist damit in Zeiten der anhaltenden Filterblasen-Diskussion nicht allein.

Dennoch muss mal klar gesagt werden: Targeting auf der Ebene einzelner Personen ist nichts Neues, aber Informationen gezielt herzuzeigen oder tatsächlich eine Einstellungsänderung herbeizuführen, sind zwei Paar Schuhe. Ich bleibe weiterhin der Meinung, dass mir ein Internet, das ein Bild unserer teils ungustiösen Welt widerspiegelt, allemal lieber ist als eines, in dem „Journalisten“ den Gatekeeper spielen.

Immer wieder die Filterblase

Die Diskussionen um die böse Filterblase wollen einfach nicht abreißen. In meiner persönlichen Bubble kippt allerdings die Wahrnehmung langsam, aber sicher. So schreibt etwa Christoph Behrens in der SZ, dass die allererste Filterblase der menschliche Verstand ist. Unterschiedliche Perspektiven (Heidegger nennt das „Geworfenheit“), unterschiedlicher Kontext… wie sollen wir von Maschinen Objektivität verlangen, wenn wir selbst unmöglich objektiv sein können?

Man könnte es so interpretieren: Die allererste Filterblase ist der menschliche Verstand. Erfahrungen sind radikal verschieden, wie sie sich für jemanden anderen anfühlen, können wir nicht wissen.

Cyanogen in der Krise

CyanogenMod steht an der Kippe: Das populäre alternative Android-ROM wollte Google den Krieg ansagen und ein komplett alternatives OS ohne jegliche Google-Komponenten entwickeln, doch draus wird nichts. Stattdessen stehen Kündigungen ins Haus. Die Weiterentwicklung von Cyanogen selbst wird zwar großteils von Freiwilligen übernommen, aber von der gleichnamigen Firma im Hintergrund koordiniert – wie’s weitergeht, bleibt vorerst recht unklar.

Googles eiskaltes Händchen für Messenger

Wave wurde nix, Google+ konnte Facebook nie auch nur annähernd das Social Media Wasser reichen und jetzt kriegt Big G keinen Messenger-Fuß auf den Boden. Allo und Duo haben sich zu veritablen Rohrkrepierern entwickelt. War wohl doch keine so gute Idee, Text- und Videochats in zwei Apps zu trennen.

Pula und Capri

(c) seo-dog.com

Facebook macht Lust auf Werbung

Mark Zuckerberg will den Zugang zu seinem Werbesystem vereinfachen und möglichst schmackhaft machen. Der neue Creative-Hub ist eine Mischung aus Sandbox und Best-Practice-Katalog: Man kann dort Werbeformate testen oder sich von gelungenen Beispielen inspirieren lassen.

Amazon schlägt 500.000 Review-Fliegen mit einer Löschklappe

Amazon ist um eine halbe Million Rezensionen ärmer, denn der Kampf gegen „incentivierte“ Reviews geht in die nächste Runde. Bewertungen, bei denen die Testpersonen das Produkt gratis erhalten, fallen nämlich im Schnitt ein wenig besser aus als „echtes“ Feedback. Ganz zu schweigen von bezahlten Beiträgen, die dem größten Online Händler der Welt sowieso schon längst ein Dorn im Auge sind:

Zwischen August und Mitte November sind über 500.000 Bewertungen auf dem US-Portal von Amazon verschwunden, wovon 71 Prozent als „incentiviert“ eingestuft werden. Ihr Bewertungsschnitt lag bei 4,75 Sternen. Seit Beginn der Löschungen ist der Schnitt der Wertungen neuer Rezensionen für eine Auswahl verschiedener Produkte von rund 4,4 auf 4,25 Sterne gesunken. Der Anteil von Berichten mit Belohnung im Hintergrund ist auf 1,5 Prozent gesunken.

Harte Zeiten also für die Handy-Cover-Verkäufer. Wozu das mittelfristig führen wird? Zu besser getarnten Fake-Reviews. Das Rennen zwischen Igel und Hase geht also weiter!

If this then Personalmarketing

Eva Zils, die treibende Kraft hinter Online-Recruiting.net, hat einen spannenden Blogbeitrag für IFTTT Köche veröffentlicht. If-this-then-that ist ein Service, mit dem man alle möglichen Online-Aktivitäten automatisieren kann. Die hier zur Verfügung gestellten 5 Rezepte dürften nicht nur für Personalmarketer interessant sein.

Der Artikel beschreibt unter anderem, wie man die Tweets eines bestimmten Accounts in Evernote ablegt, RSS Feeds auf Keywords überprüft oder automatisch Twitter-Listen nach #Hashtags erstellt.

Macht sprechen statt tippen Google arm?

Um Googles wirtschaftliches Wohlergehen müssen wir uns wahrlich keine Sorgen machen. Auch die Spracherkennung tut der wichtigsten Einnahmequelle AdWords nicht weh, solange die Ergebnisse als klassische SERP (Search Engine Result Page) geliefert werden. Aber wie bringt man Werbung unter, wenn die schlauen Assistenten auch die Antwort verbal geben? Darauf hat Google noch keine eindeutige Antwort, aber Sundar Pichai ist immerhin optimistisch:

Am Ende vergrößert es nur den Kuchen. Wir werden uns aber in den nächsten Jahren stark verändern.

Dazu passend eine wahre Perle der automatisierten Kommunikation: Was kommt heraus, wenn sich Amazon Echo und Google Home über ihre Terminkalender unterhalten? In diesem schönen Beispiel ein Endlos-Loop. So wird das aber nix mit Skynet.

1 Kommentar

Trackbacks & Pingbacks

  1. … [Trackback]

    […] Information to that Topic: datenschmutz.net/online-marketing-panoptikum-von-krisen-und-blasen/ […]

Hinterlasse einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar