Politik a la Google: neues Corporate Blog

Politik a la Google: neues Corporate Blog

Google fügt das Publicyblog dem Reigen seiner Online-Publikationen hinzu und erläutert darin die politischen Hintergründe der eigenen Pläne zur Erlangung der Weltherrschaft. Außerdem, weil’s so gut dazupasst: eine Anekdote zu hauseigenen Geheimdiensten und laxem Umgang mit Indexierungsregeln.

In letzter Zeit gab es eine Menge Google-Berichterstattung auf diesem Blog; fast jede Woche liefert unsere Quasi-Monopolsuchmaschine neues Futter für die Blogberichterstattung. Das neue Publicy-Blog schlägt dem SERP-Fass allerdings den Boden aus.

Google-Politik von Google erklärt

Heise News kündigt ein neues Blogger-Blog an, in dem auf die weiter gefassten Hintergründe des eigenen Lobbyings eingegangen werden soll:

Google will neue Wege beim Lobbying gehen und die eigenen politischen Ansichten transparenter machen. Dazu hat der Suchmaschinenprimus am heutigen Montag ein „Public Policy Blog“ für die Öffentlichkeit freigeschaltet. In dem Webjournal, in dem Google-Mitarbeiter firmenintern schon einige Wochen aktiv waren, will Google seine Ansichten zu Grundfragen der Netzpolitik wie Daten- und Jugendschutz, Breitband, Urheber- und Patentrecht sowie zur Regulierung von Inhalten erläutern.

Hier geht’s zum Policy Blog. Angesichts der Brisanz des Themas finden sich noch nicht besonders viele Kommentare; aber vermutlich sind Themen wie „mehr US-Visas für highly-skilled Google Mitarbeiter“ nicht so wirklich die Burner… aber es gibt nun jedenfalls ein Blog mehr im umfangreichen Chor der Corporate Communication, der derzeit unter anderem aus folgenden Mitgliedern besteht:

  • AdWords API blog
  • AJAX Search API blog
  • Blogger Buzz
  • Blogs of Note
  • Custom Search Engine blog
  • Google Analytics blog
  • Google Base blog
  • Google Checkout API blog
  • Google Enterprise blog
  • Google Gears API blog
  • Google Health Advertising Blog
  • Google LatLong
  • Google Mac blog
  • Google Maps API blog
  • Google Mashup Editor blog
  • Google Online Security blog
  • Google Public Policy Blog
  • Google Reader blog
  • Google Research blog
  • Google SketchUp blog
  • Inside AdSense
  • Inside Google Book Search
  • Inside Google Desktop
  • YouTube API blog

Natürlich handelt es sich keineswegs um objektive Berichterstattung – Google geht es schlicht und ergreifend darum, Lobbying zu betreiben, also die politische Meinungsbildung im eigenen Sinne zu beeinflussen. Das fällt manchmal harmloser aus, manchmal aber auch wesentlich drastischer als erwartet. Ein aktueller Beitrag etwa beschäftigt sich mit der neuen EU-Direktive zum Thema „Fernsehregulation“. Derzeit ist unklar, wie On-Demand Angebote im Vergleich zum klassischen „terrestrischen“ Fernsehen eingestuft werden sollen – die Position Googles ist klar und nachvollziehbar, amerikanisch sauber und politisch korrekt, wenn auch ohne Rückfragen nach der Umsetzbarkeit:

People control the online content they demand, compared to the content which is broadcast on television. The directive explicitly states that it will not apply to search engines. We hope that it will not apply to the content created by users themselves – although the language is less clear on this point. The directive contains important measures to protect users, particularly children, from harmful and illegal content. There are also new rules to make sure that on-demand content doesn’t feature material inciting hatred based on sex, racial or ethnic origin, nationality, disability, religion or belief, age or sexual orientation. Google supports these rules, which reflect the rules we already have in place through our user agreements.

Wenn das Thema Vorratsdatenspeicherung lautet, dann spuckt man sich ebenso wenig gerne selbst in die Suppe – und ist sofort bereit, den Begriff Freiheit einer Relativierung zu opfern, die ihn jeglichen Sinn verlieren lässt. Da wird in dem betreffenden Beitrag zuerst die Wichtigkeit der informationellen Selbstbestimmung beschworen, um dann selbstherrlich zu enden:

So, against this background, what is Google doing? We have recently announced a new policy to anonymize our search server logs after 18 months (we’re the first in our industry to have taken this step). We’re trying to get the balance right too, between privacy and other goals (like security, fraud prevention, and search improvements). People want to be free as much as they want to be safe. That’s true online too.

Wie großartig, dass Google nur 18 Monate lang genau weiß, wonach ich gesucht habe… da wird die von sämtlichen Bürgerrechtsorganisationen als massives Problem bezeichnete Direktive dann rhethorisch zu einem harmlosen „Ausbalancieren von Freiheit und Sicherheitsbedürfnis“ herabgelabert. Die Zeiten, in denen Do no evil noch irgendeine operative Bedeutung hatten, sind bei G wohl längst vorbei – falls es sie jemals gab.

Undercover Agenten im Einsatz

Unglaubliche Gerücht von verdeckten Ergooglern gibt’s bei Latha-Math nachzulesen im Zusammenhang mit der aktuellen Linkkauf-Hetzjaged [via Ranking Konzept]

Habe heute eine nette Mail bekommen, ob ich nicht (auf einen von meinen größeren Seiten) links verkaufen würde… Hab natürlich schön brav geantwortet, dass es nur per nofollow möglich ist.. Kurz darauf kam die Antwort, ob es denn nicht möglich wäre, sich in einen Artikel „einzukaufen“. Kam mir dann alles irgendwie spanisch vor, deshalb hab ich mir mal den Source der Mail angeschaut und festgestellt, dass die Mail komischerweise aus San Francisco gekommen ist (und nicht wie angegeben, aus London) und zudem noch eine Googlige IP hatte…

Google indexiert eigene Suchergebnisse

Richtlinien aufstellen ist nicht schwer, sich daran halten dagegen sehr: und so ist Google primus inter pares in vollster Konsequenz, Regeln gelten für die anderen. Wie Stefan Miesner berichtet (siehe Link für Screenshots) und auch andere in der Vergangenheit immer wieder mal beobachten konnten, indexiert Google ganz gern seine eigenen Suchergebnisse:

Aus den Webmaster Guidelines: „Use robots.txt to prevent crawling of search results pages or other auto-generated pages that don’t add much value for users coming from search engines.“
Scheint nicht fuer Google selbst zu gelten, warum denn auch, wenn man Regeln erstellt muss man sich ja lange noch nicht selbst dran halten, bestraft werden kann man ja nicht.

14 Kommentare
  1. ritchie
    ritchie sagte:

    Hi, die hatten ja erstaunlicherweise sogar ein Weilchen „Trockenbetrieb“. Ich les seit Anfang Juli mit, wollte mal abwarten, wie sich das so entwickelt, bevor ich meinen Senf dazu abgebe. :mrgreen:

  2. Esmeralda Seo
    Esmeralda Seo sagte:

    Naja was google so treibt geht uns alles auf die Nerven, auch Dienste wie die Waybackmachine uä. sollten hier mal angesprochen werden, die Waybackmachine enthält daten ja teilweise für Jahre, wenn man diese nicht dran hindert…

  3. Ermelindo
    Ermelindo sagte:

    Mit der Einführung der Vorratsdatenspeicherung in der Europäischen Union wurde ein genaues Nachvollziehen der Netzaktivitäten der vergangenen Monate möglich. So kann man vollständige Persönlichkeitsprofile erstellen, die sich wohl andere Staaten in vergangenen Jahrzehnten gewünscht hätten…

  4. Chris
    Chris sagte:

    Das mit der Waybackmaschine finde ich auch nicht so fein. Jedoch wird sie auch bei neueren Rankings dazu verwendet das Alter der Webseite herauszufinden a la seitwert.de

  5. design
    design sagte:

    die hatten ja erstaunlicherweise sogar ein Weilchen “Trockenbetrieb”. Ich les seit Anfang Juli mit, wollte mal abwarten, wie sich das so entwickelt, bevor ich meinen Senf dazu abgebe.

  6. chriss
    chriss sagte:

    Unglaublich wieviel Blogs Google betreibt.
    Bin auch vor ein paar Tagen drauf gestoßen in Bezug auf den Streit zwischen Google und den Zeitungsverlägen. Aber schön dass uns jemand die „Don`t be evil“ Politik erklärt/versüsst :D

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