Publizistik Wien: Auswahlverfahren wegen hoher Anmeldezahlen

Publizistik Wien: Auswahlverfahren wegen hoher Anmeldezahlen

Universität WienIm kommenden Semester halte ich am IPK, wo ich selbst studiert habe, eine Lehrveranstaltung zum Thema Arbeitstechniken: Kommunikationsforschung ab. Ich war am Institut einige Jahre lang als Studienrichtungsvertreter tätig und habe bereits in dieser Zeit erste Diskussionen um einen „Numerus Clausus“ erlebt.

Denn gerade die Publizistik gehört seit Jahren zu den „florierenden“ Studienrichtungen. Auch wenn die Gebühren (die laut Experten gerade mal die Kosten ihrer Eintreibung herein spielen) StudentInnen zur Eile angetrieben habe, so stellt die EU Österreich in punkt Korrelation von Familieneinkommen und Bildungsniveau kein gutes Zeugnis aus: fast nirgends in Europas ist der Zusammenhang zwischen den beiden Faktoren so ausgeprägt.

Doch trotz alle monetären Hürden haben Kommunikationswissenschaft und Psychologie nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt – zumindest im ersteren Fall scheinen die Gründe klar, denn der Mediensektor freut sich seit Jahren über steigende Wertschöpfung, Internet-Boom und Virtualisierung tun ihr übriges. Klar, dass viele MaturantInnen professionell in dieses Feld reinschnuppern wollen. Für einige von ihnen wird es dabei bleiben, denn es gibt zwar keine einzelne Aufnahmeprüfung, jedoch entscheidet der Notenschnitt einiger Einführungslehrveranstaltungen darüber, ob das Studium fortgesetzt werden darf – hier die Presseaussendung vom 18. September:

Wie schon in den vergangenen Jahren beobachtet die Universität Wien laufend die Zulassungen der nationalen und internationalen Studierenden. Im Vergleich zum vergangenen Studienjahr wird die Anzahl der AnfängerInnen in den Studien Psychologie sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaften wieder stark steigen. […] Zwei Wochen vor Beginn des Wintersemesters gibt es an der Universität Wien für das kommende Studienjahr bereits 1500 Psychologie-StudieninteressentInnen und 1300 Publizistik-StudieninteressentInnen. […] Die zu erwartende hohe Anzahl an StudienanfängerInnen überschreitet in den beiden Studien deutlich die Kapazitätsgrenzen der Universität Wien. „Die Universität braucht das Instrument der Auswahlverfahren in diesen Fällen, um den Studienbetrieb aufrecht erhalten zu können“, so Vizerektor Arthur Mettinger. „Dies gilt auch für die kommenden Studienjahre.“

Der Text erwähnt, dass ein besonders hoher Anteil aus EU-Ländern nach Österreich kommt, um zu studieren: speziell in Deutschland ist der Numerus Clausus für Publizistik sehr hoch (bzw. niedrig) – bei der wegfallenden „Sprachbarriere“ bietet sich Österreich natürlich hervorragend an für deutsche GaststudentInnen, mal ganz abgesehen von hohen Lebensqualität, die Wien zu bieten hat. Bisher sah es allerdings trotzdem so aus, als könne man auf das ungeliebte Auswahlverfahren verzichten, doch das ändert sich im kommenden Studienjahr:

Die Überschreitung der durchschnittlichen Zulassungszahlen der letzten drei Jahre ist das Kriterium dafür, ob Auswahlverfahren durchgeführt werden müssen. Die studienspezifische Beurteilung erfolgt bei In-Kraft-Treten eines Auswahlverfahrens auf Basis mehrerer Prüfungen im Laufe des ersten Semesters. An der Universität Wien gibt es kein Auswahlverfahren vor der Zulassung.

Ich beneide die KollegInnen, welche die NC-relevanten Lehrveranstaltungen abhalten, ganz und gar nicht – das Wissen um den möglichen Rauswurf macht die Notenvergabe gewiss nicht einfacher. „Meine“ AT-KFOR vermittelt in erster Linie Soft Skills und wird erst am Ende des ersten Abschnitts absolviert, ich bin ehrlich gesagt froh darüber, dass die Note „nur“ über ein positives Zeugnis entscheidet.

0 Kommentare
  1. czz
    czz sagte:

    In Tat und Wahrheit gibt es verpflichtende LVs, deren Belegung am Mittwochabend – also zwei volle Tage nach Beginn des Anmeldungs- Runs – erst von 6 bzw. 7 Studierenden gebucht waren. – Und dies sicher nicht etwa, weil den Lehrbeauftragten ein Menschenfresser- Ruf vorauseilte. Im Gegenteil erhalten Lehrbeauftragte wirre Briefe von seiten des Instituts, welchem offenbar jeder Überblick über getroffene Vereinbarungen bzw. über die Verfügbarkeit des externen Personals abhanden gekommen ist.

  2. czz
    czz sagte:

    Es gibt vorgezogene Block-LV – kommende Woche – , welche sehr karg gebucht sind, mitunter deshalb sogar zusammen gelegt werden. Es steht zu vermuten, dass dies den Studierenden nur unzureichend zur Kenntnis gebracht wurde.

  3. Navigator
    Navigator sagte:

    Sorry, habe erst jetzt gesehen dass die tATs für eine bestimmte Gruppe auch verpflichtend sind. Dachte es sind Wahlfächer; wollte nichts unterschlagen :wink:
    Warum sich da so wenige bisher angemeldet haben kann ich auch nicht erklären.

    Aber das Auswahlverfahren betrifft die tATs ja nicht weil dafür ja die STEPs Voraussetzung sind und dort herrscht ja der Engpass.

  4. Navigator
    Navigator sagte:

    Eh, ich glaube wir sind mehr d’accord als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Und die Diskussion, dass jetzt, sprechen wir es ruhig aus, die Deutschen schuld sind, weil vielleicht einE ÖsterreicherIn keinen Platz bekommt – vgl Medizin – wird folgen wie das Amen im Gebet.

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