Smartes Zitat von Ang Lee im ray Kinomagazin

Smartes Zitat von Ang Lee im ray Kinomagazin

Ein gut gemachtes Kinomagazin besticht nicht nur durch Aktualität – im Fall von ray, dessen aktuelle Ausgabe übrigens Filmquader-gerecht im Querformat erschien, blättere ich gern in vergangenen Ausgaben. In Nummer 11/2007 veröffentlichte Andi Ungerböck ein Feature über Ang Lees aktuelles Werk Gefahr und Begierde, Thomas Abeltshauser führte ein Interview mit dem erfolgreichen Regisseur.

Ich habe „Se, jie“ (so der OT) noch nicht gesehen, bin aber schon sehr gespannt auf das komplexe Spionagedrama, da mich Ang Lee bisher noch nie enttäuscht hat. Im Interview gibt’s eine Passage, die einige zentrale Gedanken zum Thema „Medien und Delegation“ elegant und präzise zusammenfasst, die möchte ich meinen LeserInnen keinesfalls vorenthalten. Der zitierte Abschnitt stammt aus: „Ich lebe in meinen Filmen“, ray Filmmagazin 11/07, S. 15:

Ang Lee: Ich kann mich einfach sehr gut mit der weiblichen Hauptfigur identifizieren. Durch das Schauspielen, das Annehmen einer anderen Rolle, findet sie ihr wahres Ich. Das kommt jenem Zustand ziemlich nahe, den ich empfinde, wenn ich Filme drehe: Eine Rolle spielen und einen Film drehen hat psychologisch sehr viel gemeinsam. Bei beidem kann man Dinge tun, für die man im wahren Leben zwar keine Konsequenzen fürchten muss, die einen aber doch prägen. Nur durch dieses So-tun-als-ob kann man sein inneres Ich erfahren. Auch ich scheue mich vor der Realität.

Thomas Abelshauser: Die Kunst als Weg zur Wahrheit?

Ang Lee: Deswegen lesen wir doch Romane, deswegen sehen wir uns Filme und Theaterstücke an. Wir suchen die Wahrheit, ohne die Folgen zahlen zu müssen. Wir lernen, was es heißt Mensch zu sein, ohne selbst wirklich zu handeln.

10 Kommentare
  1. Erich Jelbeck
    Erich Jelbeck sagte:

    Ja, in der Tat einer der ganz großen bewegtbildmagier unserer Zeit, aber g’lernt is eben g’lernt: „Lee studierte an der New York University Theater- und Filmproduktion.“ (aus Wikipedia:

  2. Martina
    Martina sagte:

    Diese Liebe zum „Geschäft“ merkt man seinen Filmen aber auch wirklich an. Stimmig, intelligent, spannend und einfach nur schön. Einer der ganz großen Regisseure unserer Tage, der seinen Job ganz offensichtlich richtig verstanden hat. So ist es eben: Ein Künstler lügt, um die Wahrheit zu sagen. Und ein Kunst-Konsument lässt sich belügen, um ein wenig aus dem Alltag zu fliehen, sich in wunderschönen Geschichten zu verlieren, um dem Weg erdachte Menschen für kurze Zeit zu folgen, um etwas Kurzweil zu finden – und … um die Wahrheit zu erfahren.

    Freilich wird die Wahrheit meistens nicht annähern so schön verpackt wie bei Ang Lee. Ich freue mich sehr auf diesen Film. Bislang habe ich – wie zu erwarten – auch nur kurz darüber gehört. Ich fürchte nur, ich Landei aus der Provinz werde für diesen Film wieder in die große Stadt fahren müssen. Für solche Sahnebonbons ist der Geschmack der Kleinstädter irgendwie nicht ausgelegt.

    • Van Dango
      Van Dango sagte:

      Ganz deiner Meinung! Ein wenig kunstvoll verpackte Lüge ist die Quintessenz des Dramaturgie-Business. Und wegen der Kleinstadt: zum Glück lösen eh große Wohnzimmerdisplays zunehmend das „kollektive Kinoerlebnis“ ab.

  3. ritchie
    ritchie sagte:

    Ich persönlich bevorzuge Couch, Beamer und Surround allemal gegenüber dem „kollektiven Kinoerlebnis“. Wenn man Bekannte zum Filmabend einlädt, kann man wenigstens laut ablästern – das ist durchaus ein wichtiges „Zusatzfeature“ :mrgreen:

Trackbacks & Pingbacks

  1. … [Trackback]

    […] Read More Information here to that Topic: datenschmutz.net/smartes-zitat-von-ang-lee-im-ray-kinomagazin/ […]

Hinterlasse einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar