Stirb Langsam 4.0: Bruce McClane, der bessere Actionheld

Stirb Langsam 4.0: Bruce McClane, der bessere Actionheld

diehard4Yes. Brucie, pardon, John McLane hat’s wieder getan: dem vierten Teil der absurdesten, großartigsten Action-Kino-Serie aller Zeiten gelingt das bisher Unmögliche: die Beibehaltung aller Anachronismen im Rahmen eines dennoch hochgradig zeitgeist-tauglichen Drehbuchs. Scherben-Action vom feinsten, die John McLane mit einer Coolness durchlebt, die Vin Diesel zum Zähneklappern brächte. [audio:diehard.mp3]

Was bei James Bond seit einigen Teilen konsequent in die Hose geht, gelingt auch beim vierten Teil der Die Hard Serie: das machoide, überzeichnete Männerbild des unfreiwilligen Helden, der eben tut, was getan werden muss, weil kein anderer da ist, endet im Normalfall in jedem möglichen Fettnäpfchen. Doch nicht hier, nicht an diesem speziellen Tag in Washington: die klug eingestreuten Zitate aus früheren Teilen, die rasante Handlung, die perfekt austarierte Mischung aus Gewohntem und Neuem machte Die Hard 4 für mich persönlich bislang zum bei weitem besten Action-Thriller des neuen Jahrtausend; da kommt einfach kein Vin Diesel ran.

Die schier unglaublichen Actionszenen müssen eine ganze Armee von Stuntmen und Computeranimateuren beschäftigt haben: von fantastisch choreographierten Schießereien in engen Räumen über das „Abschießen“ eines Hubschraubers mit einem Auto bis zum Duell zwischen Harrier-Jet und Schwertransporter lässt Regisseur Len Wiseman keine Gelegenheit für bombastische Momente explosiver Filmgeschichte aus.

Eine Story ohne islamische Terroristen

Eine Crew von Hackern versucht, eine „Firesale“ zu verursachen. Bei diesem gigantischen, koordinierten Angriff auf die IT-Infrastruktur eines Landes geht es darum, nach und nach sämtliche Versorgungsadern zu kappen: vom Verkehrschaos durch fehlgeschaltete Ampeln über das Aussetzen der Strom- und Wasserversorgung bis hin zum Ausfall sämtlicher Kommunikationsnetzwerke reicht das Spektrum des computerinduzierten Debakels. Thomas Gabriel, ehemaliger Security-Experte im Dienste des Pentagon, forderte verschärfte Sicherheitsvorkehrungen ein und wurde abgewiesen – nun will er die Angreifbarkeit des Systems beweisen und scheut dafür vor Massenopfern keineswegs zurück. Seine tödliche Gefährtin Mai Lihn darf Bruce gegen Ende des Films ordentlich verdreschen, doch die Kampfsport-erfahrene Schurkin weiß sich gebührend zu wehren.

Detective McClane, der selbstverständlich zufällig in Los Angeles weilt, soll den Hacker Justin, der anscheinend näheres über die Hintergründe weiß, zum FBI eskortieren. Und schon bricht das Chaos über die Stadt herein, dem John McClane am Ende selbstverständlich Herr werden darf – nachdem er ganz in der Tradition der Serie ausreichend geblutet und geschwitzt hat (mehr als je zuvor – wird der Mann denn niemals älter?), wobei ihm Justin nach besten Nerd-Kräften zur Seite steht. Der Superheld bekommt sozusagen erstmals einen Sidekick.

Unvermeidbarerweise wird Tochter Lucy McClane mitten in die Geschehnisse einbezogen – als Geisel. Hätten die Terroristen Die Hard 1 gesehen, dann wüssten sie, dass dies keine besonders schlaue Idee war… jedes Wort mehr wäre allerdings ein Spoiler, sehen Sie sich das am besten selbst an.

Zweifellos lauern in dem Film keinerlei intellektuelle Herausforderung, genauso wenig allerdings versteckte Politpropaganda. Nach den grottenschlechten Underworld-Filmen des gleichen Regisseurs habe ich für den 4. Teil schlimmes befürchtet und wurde sehr positiv überrascht. Oder, wie es ein Kritiker in der IMDB so treffend formulierte:

With its silly title, smart-alleck lead character (Bruce Willis as Bruce Willis doing John McClane), and loads of old fashioned stunts involving cars, SUV’s, elevator shafts, big rigs, helicopters, fighter jets, and collapsing highway bridges, this flick is a great piece of shattered-glass entertainment – a throwback to the late 1980’s and early 1990’s when movies like the original „Die Hard“ changed the face of movie action.

Trivia: Was ist neu?

  • John McLane hat jetzt eine Totalglatze.
  • John McLane hat immer noch eine ausgesprochen komplizierte Beziehung zu einer Frau. In Teil 4 ist das allerdings nicht seine Exfrau Holly, sondern seine Tochter Lucy. Auch sie will am Ende aus den Händen des Oberschurken befreit werden.
  • Der nicht nur körperlich mächtige Hacker wird von niemand geringerem als Kevin Smith, Regisseur von Perlen wie „Clerks“ und „Dogma“, dargestellt. Meines Wissens nach handelt es sich um den ersten Filmauftritt Smiths, in der er nicht den legendären Silent Bob verkörpert – Jay spielt übrigens nicht mit.

Besetzung / Credits

Bruce Willis: John McClane
Timothy Olyphant: Thomas Gabriel
Justin Long: Matt Farrell
Maggie Q: Mai Lihn
Cliff Curtis: Bowman
Jonathan Sadowski: Trey
Andrew Friedman: Casper
Regie: Len Wiseman
Drehbuch: Mark Bomback
Kamera: Simon Duggan
Schnitt: Nicolas de Toth
OST: Marco Beltrami

0 Kommentare
  1. Dunja
    Dunja sagte:

    Hoffentlich sind die restlichen Dialoge auch so lässig wie dieser Ausschnitt… Brucie ist eben mein Megaheld! Ich kann’s gar nicht erwarten, DH4 heute abend im Kino zu sehen.

Hinterlasse einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar