Stirbt wirklich jeder A-Blogger an Herzinfarkt?

Stirbt wirklich jeder A-Blogger an Herzinfarkt?

Selbstauferlegter Stress, explodierende Nebenkammern und generell Selbstausbeutung bis zum totalen Zusammenbruch: so geht’s allen A-Bloggern, wenn man einem aktuellen Bericht von BrandEins glaubt.

Der heutige Facts Lesetipp hat meine schlechte Meinung über brandeins nachhaltig bestätigt; schlimm und traurig, dass Marc Orchant anscheinend dank zu viel Arbeit und selbstauferlegtem Stress an einem Infarkt verschied. (Wie Meth so treffend rappt: I’m a drink this whole bottle for Old Dirty – damn it hurts and I hate it, when brothers go early.) Daraus allerdings ein Plädoyer über die Gesundheitsschädlichkeit des Bloggens an sich abzuleiten, stünde jedem Boulevard-Blatt ganz hervorragend zu Gesicht:

Der Kopf des Ganzen besteht aus ein paar Tausend Blogs, auf die der Rest der Online-Welt schielt und die so zum neuen Establishment geworden sind. „Wenn man die ganze Heuchelei über die Revolution des neuen Mediums Internet einmal abzieht“, giftet Keen, „regiert die Blogger letztlich alle der Wunsch nach Einfluss und finanziellem Erfolg. Das zieht eine bestimmte Sorte Mensch an – besessen, getrieben und nie zufrieden.“ In Anlehnung an den übermenschlichen Helden der Arbeit aus besten Sowjet-Zeiten seien Blogger „die neue Stachanow-Bewegung“. Mit einem Unterschied, so Keen: „Sie schuften sich zu Tode, aber in zehn Jahren redet kein Mensch mehr von ihnen.“

Glaubt zumindest Steffan Heuer. Überhaupt scheint der Autor jeden einzelnen A-Blogger (das sind übrigens laut Artikel Blogs mit mehr als 1.000 Technorati-Backlinks) sehr genau zu kennen; das folgende Pauschalurteil dürfte also das Ergebnis jahrelanger systematischer quantitativer Studien zu sein:

Trotz der beiden Unglücksfälle fahren Maliks Kollegen weiter Vollgas, ohne groß über die Risiken und Nebenwirkungen der neuen Medienwelt nachzudenken, in der Sofort-Journalismus und unternehmerischer Erfolgsdruck das Privatleben weitgehend abgeschafft haben. Bei der dünnen Oberschicht sogenannter A-List Blogger, die Hunderttausende Leser haben und sogar Angestellte bezahlen können, verbinden sich professionelle Leidenschaft, überdimensionales Ego und Profitstreben zu einem explosiven Gemisch.
[…]
Wer es als Blogger zur Marke gebracht hat, gibt ungern zu, dass er ausgebrannt ist und beim selbst angezettelten Wettlauf nicht mehr mithalten kann.

Ja, ich würd das auch ungern zugeben, wenn ich’s denn zu was gebracht hätte… aber obwohl ich überhaupt nicht Heuers A-Liste angehöre, bin ich eigentlich schon längst so ausgebrannt, dass seit drei Monaten ein php Script aus den Dark Secret Technology Labs meine Texte für mich schreibt, postet und auf Kommentare antwortet.

PS: Ich glaub, es war Viktor Frankl, der den bekannten Ausspruch „Stress is the salt of life“ geprägt hat. Und ich würd mir von einem „Werbe-Branchen-Magazin“ erwarten, dass man zwischen verschiedenen Personen möglicherweise sogar differenziert, anstatt A-Blogger samt und sonders als selbstzerstörerische Egomanen zu betiteln…

0 Kommentare
  1. Philipp
    Philipp sagte:

    Ja, es ist schon ganz schön tragisch, aber ich denke, es betrifft janicht nur die A-Nlogger, die solchen Stressfaktoren unterleigen. Im Prinzip trifft es die meisten der arbeitenden Bevölkerung, nur kräht danach überhaupt niemand, wenn ein Herzinfarkt dem Leben so plötzlich ein Ende bereitet.

  2. Thai
    Thai sagte:

    sehe ich auch so. egal welcher blogger auch immer, stress gibts überall! ist halt immer die frage, wie gut man damit umgehen kann. man sollte vielleicht mal auf ein paar sachen im leben achten, wie zb auf sport und entspannung, dann bekommt man auch nicht gleich einen herzinfarkt!
    wie sagten nicht schon die großeltern: alles in maßen mein kind… ;-)

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