Tun Sie morgen selbst diskutieren!

Tun Sie morgen selbst diskutieren!

diydiskussionImmerhin heißt das Thema ja Do it yourself, kurz DIY. Im Raum D [Q21] im Wiener Museumsquartier diskutieren heute im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung Karel Dudesek (TakeAway, London), Gerin Trautenberger (Industriedesginer, Wien) und Bircsák Eszter (Kitchen, Budapest) über selbstgebaute Zeit- und Espressomaschinen. Die Veranstalter sehen in der Ärmel-Hoch-Mentalität des Web 2.0 einige Parallele zur Baumarkt-Bewegung und Bastler-Vers(t)andhäuser der 50er, 60er und 70er Jahre.

Die Wikipedia schreibt dazu:

DIY heißt für seine Anhänger oft, den Glauben an sich selbst und die eigene Kraft als Triebfeder für Veränderungen zu sehen. Die Do-it-yourself-Bewegung der 60er und 70er war geprägt von einem Glauben an Selbstermächtigung, Selbstorganisation, Improvisation, Eigeninitiative, und oft einem Misstrauen gegenüber etablierter Autorität, gegenüber passivem Konsum, Produkten der Industrie und Vorgaben der Medien. Oftmals sind aber auch einfach Spaß, Kreativität oder wirtschaftliche Gründe der Anlass, Dinge selber zu machen.

Ich werd nie erfahren, ob sich die Diskussion um bloße Affirmation dreht oder ob das Panel über die meiner Meinung nach spannende Frage, wie und in welcher Form kapitalistische Produktionsstrukturen Selbstermächtigungs-Philosophien strukturell assimilieren (können) – und ob DIY in unserer modernen, hochkomplexen Welt überhaupt einen alternativen Produktionsansatz darstellen kann.

Das mag jetzt ein wenig (zu) negativ rüberkommen – und um keine falschen Eindrücke zu wecken: meine Lötstation ist nach wie vor einsatzbereit, und ein analoges Radio oder ein Filter-Netzteil zu reparieren: kein Thema. Aber ich hab halt noch nie jemanden getroffen, der im eigenen Arbeitszimmer einen brauchbaren Silikon-Wafer, geschweige denn eine CPU hergestellt hat. Vielleicht bin ich aber auch nur ein bisschen Kittler-geschädigt von wegen „es gibt keine Software“ – aber andererseits kann man ja nicht dauernd nur die Tastatur bedienen. Ab und an ein wenig im metaphorischen Gatsch zu wühlen, tut der eigenen Ausgeglichenheit bekanntlich sehr wohl.

5 Kommentare
  1. jana
    jana sagte:

    Each one teach one! Wenn ich hingehe (was ich vorhabe) werde ich dich anschließend erleuchten inwieweit der spätkapitalismus sich als zugänglich erweist (ich persönlich glaube an die chancenmöglichkeit allenfalls in form einer temporären enklave – christiana ist ja auch schon vom untergang bedroht; vielleicht lern ich aber auch dazu).

  2. weirdsista
    weirdsista sagte:

    ich mach sehr vieles selbst, einerseits aus kreativität, aus der puren lust am basteln, kochen, etc., andererseits auch aus wirtschaftlichen gründen. wenn 1/2 kg brot 2,55 eusen kostet, dann back ich es lieber selbst, weil kaum etwas ist so simpel wie brotbacken.
    nähen könnte ich prinzip auch, also zumindest hab ich es mal gelernt, da wiederum zahlt es sich nicht aus, weil stoffe oft viel teurer sind, als so manches teil bei H&M. da tu ich mir die arbeit nicht an.
    kosmetik und vor allem seife mach ich selbst, weil ich dann weiß was drin ist und vor allem was NICHT drin ist: konservierungsstoffe, künstliche farb- und duftstoffe, erdölprodukte, allergie- oder krebsauslösender mist. meine seifen kann man hier sehen: http://flickr.com/weirdsista

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  1. fiwfans sagt:

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